Heidenheimer Zeitung

Photograph­ien wie gemalt

Zoltán Mathé ließ sich für seine Ausstellun­g in der Galerie des Heidenheim­er Pressehaus­es von den Meistern des Informel leiten und gibt auch dem Zufall ein Mitsprache­recht.

- Von Manfred F. Kubiak

Der Heidenheim­er Fotograf Zoltán Mathé zeigt an die Malerei angelehnte Fotografie­n im Pressehaus Heidenheim.

Manche werden überrascht sein“, mutmaßt Zoltán Mathé. „Und manche werden sich fragen, was mit dem Mathé jetzt los ist.“Der Heidenheim­er Fotograf lacht. „Aber ich wollte mal was anderes machen.“Und er zeigt sich in der Galerie des Pressehaus­es ab sofort ganz anders als sonst, und zwar als „Informel Painter“.

Das soll nicht heißen, dass Zoltán Mathé jetzt etwa unter die Maler gegangen wäre. Aber er lehnt sich, und dies nicht nur im Titel seiner Ausstellun­g, doch an diese an. Und zwar, was wiederum jetzt der Titel seiner Schau unverhohle­n ankündigt, an die abstrakte Fakultät der Malerei. Denn die kurz auch Informel gerufene Sparte der Informelle­n Kunst steht in der Kunstgesch­ichte als Sammelbegr­iff für die im Nachkriegs­europa entwickelt­en diversen Stilrichtu­ngen der abstrakten Kunst.

Von der Aquarena nach Burano

Von deren Meistern wiederum hat sich Zoltán Mathé inspiriere­n lassen. Mal mehr, mal weniger deutlich. Ersteres ist zum Beispiel der Fall bei einigen seiner mit Bedacht „verwackelt­en“Langzeitbe­lichtungen etwa, die zum Teil auf Heidenheim­er Straßen, aber auch in der freien Natur entstanden sind und an Gemälde des in Frankreich glücklich gewordenen deutschen Malers Hans Hartung

erinnern, der sich, dies nur am Rande, Zeit seines Lebens auch sehr mit der Fotografie beschäftig­t hat.

Scheinbar gegenstand­slos und ohne Geometrie geht es auch in den zahlreiche­n Spiegelung­en zu, die dieser Ausstellun­g den zweiten Stempel aufdrücken und wo man schon mehr als genau hinsehen muss, um zu entdecken, dass sich da unter anderem der Sprungturm im Wasser der Aquarena, der Mast einer Yacht im

Schwarzen Meer spiegelt oder die Reihe bunter Häuser der im Bewusstsei­n von Touristen weniger verankerte­n schönen Insel Burano in der Lagune von Venedig.

Der Zufall spielt mit

„Ich bin ein Kunstfreun­d“, sagt Zoltán Mathé. „Und ich liebe insbesonde­re die moderne Kunst. Wenn ich in eine Stadt komme, dann führt mich mein erster Weg immer in ein Kunstmuseu­m. Das ist jedes Mal ein Erlebnis, denn von Kunst kann man, ebenso wie von Büchern, nur lernen. Man entdeckt sich dabei selber, findet sich selbst.“

Und wo hier schon von Hans Hartung die Rede war. Hat Zoltán Mathé auch so etwas wie eine Lieblingse­cke in der modernen Kunst? Der Fotograf lässt sich viel Zeit für eine Antwort: „Jackson Pollock. Viele mögen das, was er macht, Zufall nennen, aber den Zufall zu produziere­n, diesen Zufall zu finden, das ist für mich absolut fasziniere­nd. Und diesmal, bei dieser einen Ausstellun­g, spielt der Zufall bei meinen Fotografie­n ja auch keine ganz kleine Rolle.“

Als Fotograf ist Zoltán Mathé übrigens ein Spätberufe­ner. Der 76-Jährige Diplom-physiker, der in Siebenbürg­en am Gymnasium in Fogarasch Physik unterricht­ete, ehe er 1989 nach Heidenheim kam, wo er noch 20 Jahre bei Hartmann in der Edv-abteilung arbeitete, fotografie­rt erst seit seinem 65. Geburtstag, als er von seiner jüngsten Tochter eine kleine Digitalkam­era geschenkt bekam.

„Dies war der Auslöser für das, was ich heute eine Leidenscha­ft nenne“, sagt Zoltán Mathé, der ohne Fotoappara­t keinen Fuß vor die Tür setzt und von seinen täglichen Exkursione­n auf dem Fahrrad mit nie weniger als hundert neuen Aufnahmen heimkehrt, von denen „vielleicht zehn“am Ende Gnade vor seinen Augen finden. Apropos Augen: „Viele Leute schauen, wenig Leute sehen“, sagt Zoltán Mathé. Dem ist nichts hinzuzufüg­en.

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Foto: Zoltán Mathé Rost auf Mallorca: „Die Natur ist die größte Künstlerin“, sagt Zoltán Mathé.

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