Photographien wie gemalt
Zoltán Mathé ließ sich für seine Ausstellung in der Galerie des Heidenheimer Pressehauses von den Meistern des Informel leiten und gibt auch dem Zufall ein Mitspracherecht.
Der Heidenheimer Fotograf Zoltán Mathé zeigt an die Malerei angelehnte Fotografien im Pressehaus Heidenheim.
Manche werden überrascht sein“, mutmaßt Zoltán Mathé. „Und manche werden sich fragen, was mit dem Mathé jetzt los ist.“Der Heidenheimer Fotograf lacht. „Aber ich wollte mal was anderes machen.“Und er zeigt sich in der Galerie des Pressehauses ab sofort ganz anders als sonst, und zwar als „Informel Painter“.
Das soll nicht heißen, dass Zoltán Mathé jetzt etwa unter die Maler gegangen wäre. Aber er lehnt sich, und dies nicht nur im Titel seiner Ausstellung, doch an diese an. Und zwar, was wiederum jetzt der Titel seiner Schau unverhohlen ankündigt, an die abstrakte Fakultät der Malerei. Denn die kurz auch Informel gerufene Sparte der Informellen Kunst steht in der Kunstgeschichte als Sammelbegriff für die im Nachkriegseuropa entwickelten diversen Stilrichtungen der abstrakten Kunst.
Von der Aquarena nach Burano
Von deren Meistern wiederum hat sich Zoltán Mathé inspirieren lassen. Mal mehr, mal weniger deutlich. Ersteres ist zum Beispiel der Fall bei einigen seiner mit Bedacht „verwackelten“Langzeitbelichtungen etwa, die zum Teil auf Heidenheimer Straßen, aber auch in der freien Natur entstanden sind und an Gemälde des in Frankreich glücklich gewordenen deutschen Malers Hans Hartung
erinnern, der sich, dies nur am Rande, Zeit seines Lebens auch sehr mit der Fotografie beschäftigt hat.
Scheinbar gegenstandslos und ohne Geometrie geht es auch in den zahlreichen Spiegelungen zu, die dieser Ausstellung den zweiten Stempel aufdrücken und wo man schon mehr als genau hinsehen muss, um zu entdecken, dass sich da unter anderem der Sprungturm im Wasser der Aquarena, der Mast einer Yacht im
Schwarzen Meer spiegelt oder die Reihe bunter Häuser der im Bewusstsein von Touristen weniger verankerten schönen Insel Burano in der Lagune von Venedig.
Der Zufall spielt mit
„Ich bin ein Kunstfreund“, sagt Zoltán Mathé. „Und ich liebe insbesondere die moderne Kunst. Wenn ich in eine Stadt komme, dann führt mich mein erster Weg immer in ein Kunstmuseum. Das ist jedes Mal ein Erlebnis, denn von Kunst kann man, ebenso wie von Büchern, nur lernen. Man entdeckt sich dabei selber, findet sich selbst.“
Und wo hier schon von Hans Hartung die Rede war. Hat Zoltán Mathé auch so etwas wie eine Lieblingsecke in der modernen Kunst? Der Fotograf lässt sich viel Zeit für eine Antwort: „Jackson Pollock. Viele mögen das, was er macht, Zufall nennen, aber den Zufall zu produzieren, diesen Zufall zu finden, das ist für mich absolut faszinierend. Und diesmal, bei dieser einen Ausstellung, spielt der Zufall bei meinen Fotografien ja auch keine ganz kleine Rolle.“
Als Fotograf ist Zoltán Mathé übrigens ein Spätberufener. Der 76-Jährige Diplom-physiker, der in Siebenbürgen am Gymnasium in Fogarasch Physik unterrichtete, ehe er 1989 nach Heidenheim kam, wo er noch 20 Jahre bei Hartmann in der Edv-abteilung arbeitete, fotografiert erst seit seinem 65. Geburtstag, als er von seiner jüngsten Tochter eine kleine Digitalkamera geschenkt bekam.
„Dies war der Auslöser für das, was ich heute eine Leidenschaft nenne“, sagt Zoltán Mathé, der ohne Fotoapparat keinen Fuß vor die Tür setzt und von seinen täglichen Exkursionen auf dem Fahrrad mit nie weniger als hundert neuen Aufnahmen heimkehrt, von denen „vielleicht zehn“am Ende Gnade vor seinen Augen finden. Apropos Augen: „Viele Leute schauen, wenig Leute sehen“, sagt Zoltán Mathé. Dem ist nichts hinzuzufügen.