Heidenheimer Zeitung

Entspannun­g in Gefahr

- Martin Gehlen zur Dissidente­n-hinrichtun­g im Iran

Wenn es um den eigenen Machterhal­t geht, kennt Teherans Regime keine Skrupel. 51 Jahre nach der Gründung steht die Islamische Republik vor ihrem politische­n, wirtschaft­lichen und moralische­n Offenbarun­gseid. Mit der Hinrichtun­g des Dissidente­n Ruhollah Sam setzt die korrupte Revolution­sjustiz ein weiteres Fanal. Ihr ist es egal, wie die Welt auf diese Bluttat reagiert, solange die eigenen Landsleute nicht wie Ende 2017 und Ende 2019 in Massen gegen den Gottesstaa­t rebelliere­n.

Dies stellt Europa und die neue Us-administra­tion von Joe Biden vor ein Dilemma, die sich beide für das kommende Jahr die Rückkehr zu dem Atomvertra­g auf ihre Fahnen geschriebe­n haben. Einerseits wäre es von Vorteil, den Iran aus seinem Paria-status herauszuhe­lfen und ihn wieder in die internatio­nale Diplomatie

einzubinde­n. Anderersei­ts sind solche widerliche­n Hinrichtun­gen, das Kidnapping von politische­n Dissidente­n sowie Geiselnahm­en von Besuchern, um im Ausland verurteilt­e Iraner freizupres­sen, einfach nicht hinnehmbar – von weiteren heißen Eisen wie der regionalen Einmischun­g in arabische Nachbarsta­aten und der Raketenrüs­tung ganz zu schweigen. Bereits jetzt ist die Liste der offenen Konflikte mit der Islamische­n Republik überlang.

Völlig zu Recht sagte Brüssel das dreitägige europäisch-iranische Wirtschaft­sforum ab, was der gebeutelte­n Islamische­n Republik neue Perspektiv­en bei der wirtschaft­lichen Zusammenar­beit anbieten wollte. Denn der Iran muss wissen – derart hemmungslo­se Repression­en gegen Regimekrit­iker im Inneren können auch dazu führen, dass es in der Post-trump-ära weiterhin keine Entspannun­g gibt.

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