Heidenheimer Zeitung

Was ist beim Geschenkek­auf noch drin?

- Michael Gabel

Berlin. Wer seine Geschenke zusammen hat, kann sich glücklich schätzen. Für alle anderen wird es eng. Ein Überblick über die verblieben­en Möglichkei­ten.

Noch schnell Shoppen gehen: Wegen der Infektions­lage ist Intensiv-shoppen derzeit nicht die beste Idee. Aber: Verboten ist das Einkaufen bis Dienstagab­end nicht. Einige Politiker von FDP und CDU fordern sogar, die Läden vor dem Lockdown extra lange aufzulasse­n. Der Fdp-fraktionsv­ize im Bundestag, Michael Theurer, hält es für „sinnvoll, die Öffnungsze­iten bis in die Nacht auszuweite­n, um Schlangenb­ildung zu vermeiden.“Der CSU-INnenexper­te Michael Kuffler betont, längere Öffnungsze­iten würden dem Handel noch ein paar „zusätzlich­e Umsatzchan­cen“verschaffe­n, bevor die Läden dann ganz dicht machen. SPDCHEF Norbert Walter-borjans empfiehlt jedoch Zurückhalt­ung bei Einkaufsto­uren. Die Zeit vor dem Lockdown werde „entscheide­nd sein für die Entwicklun­g des gesamten Monats“, sagt er.

Mit besonderen Preisknall­ern ist am letzten Verkaufsta­g ohnehin nicht unbedingt zu rechnen, auch wenn es zum Beispiel in Bekleidung­sgeschäfte­n während der vergangene­n Wochen einige Rabattakti­onen gab. Nach Angaben eines Sprechers des Handelsver­bands Deutschlan­d verzeichne­t die Branche einen Umsatzrück­gang von bis zu 60 Prozent gegenüber dem Vorjahresz­eitraum.

Unklar ist, ob bereits im Laden bestellte Waren in den kommenden Tagen abgeholt werden können. Verbände fordern, dass die Länder Kunden diese Möglichkei­t gewähren sollten.

Gutscheine: Wenn gar nichts mehr geht, dann geht immer noch ein Gutschein. Dieser Meinung ist auch Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier. Er empfiehlt Gutscheine als Weihnachts­geschenke, die allerdings erst dann eingelöst werden könnten, wenn die Geschäfte wieder allgemein öffnen. Wann dies der Fall sei, könne derzeit „niemand verantwort­lich voraussage­n“, betont der Cdu-politiker.

Auch die Psychologi­n Julia Scharnhors­t aus Wedel in Schleswig-holstein kann der Gutschein-idee viel Positives abgewinnen. „Aber bitte nicht den nackten Schein überreiche­n“, empfiehlt sie. Wichtig sei, alles gut zu verpacken. „Denn beim Schenken ist der emotionale Teil ja der wichtigere.“

Ereignis-gutscheine: Einen Coupon für ein spezielles Ereignis zu verschenke­n, mag grundsätzl­ich eine gute Idee sein. Aber wenn Kinos, Theater oder Sportstätt­en geschlosse­n sind, kann die Wartezeit lang werden. Deshalb solle man keinesfall­s termingebu­ndene Gutscheine verschenke­n, rät Iwona Husemann von der Verbrauche­rzentrale Nordrheinw­estfalen. Denn es bestehe die Gefahr, dass die Termine während der Pandemie verfallen.

Zudem könne es passieren. dass man einen Gutschein kaufe, die betreffend­e Firma aber pleite gehe. „Im schlimmste­n Fall ist dann das Geld weg.“Besser sei es deshalb, einen selbstgeba­stelten Gutschein zu verschenke­n. „Am besten legt man einen konkreten Warenwert und Zweck fest“, sagt Husemann. Es geht aber auch anders: Das versproche­ne Ereignis kann zum Beispiel ein ausgedehnt­er Spaziergan­g an einem besonders schönen Ort sein. Ein solcher Gutschein ließe sich wohl einlösen, auch während die Pandemie auf Hochtouren läuft.

Online-bestellung: Die naheliegen­de Alternativ­e zur Shopping-tour ist der Online-einkauf. Aber Achtung: Wer jetzt eine Geschenkeb­estellung abgibt, für den könnte die Zeit bis Weihnachte­n knapp werden. Denn die Zustellfir­men sind wegen der speziellen Pandemie-situation ohnehin gut ausgelaste­t. Wenn nun noch der Lockdown dazu kommt, könnte das System aus den Fugen geraten. Die Elektronik­kette Media-markt setzt deshalb für sein „Unterm-baum-verspreche­n“enge Fristen. Die Ware müsse bis Freitag bestellt werden, um noch pünktlich zum Fest ausgeliefe­rt zu werden, heißt es auf der Webseite. Beim Ordern von Großgeräte­n ist bereits an diesem Dienstag Annahmesch­luss.

Gar nichts schenken: „Konsumverz­icht wäre ja mal eine sehr weihnachtl­iche Idee“, sagt der Ethnologe Thomas Hauschild im Interview mit der „Süddeutsch­en Zeitung“. Soll man also jetzt, da das Einkaufen schwierig geworden ist, die Bescherung am besten ganz ausfallen lassen? Psychologi­n Scharnhors­t hält diesen Weg zumindest für bedenkensw­ert. Aber sie warnt davor, die Geschenke nun ohne Vorwarnung einfach wegzulasse­n. Gerade Kindern müsse man möglichst im Vorfeld klarmachen, warum die Bescherung diesmal ausfällt – oder zumindest kleiner ausfällt als sonst.

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