Heidenheimer Zeitung

Kein Platz für die „Landshut“

15 Millionen Euro stehen zur Präsentati­on der 1977 von Terroriste­n entführten Maschine bereit. Ob die Ausstellun­g klappt, bleibt unsicher.

- Von Alfred Wiedemann

Doch noch ein Museum für die „Landshut“am Bodensee? Der Haushaltsa­usschuss des Bundestags genehmigt 15 Millionen Euro für eine „würdige Heimat für diesen Zeitzeugen der deutschen Innenpolit­ik“, sagt der Biberacher Abgeordnet­e Martin Gerster (SPD). Die Befreiung der Lufthansa-maschine 1977 sei bis heute „Symbol unserer wehrhaften Demokratie und einer freien Gesellscha­ft“.

Jahrelang kamen Ausstellun­gspläne nicht vom Fleck. Jetzt stehen neben Geld für Restaurier­ung und Hangarbau auch 7,5 Millionen für Betriebsko­sten bereit. Die Übernahme dieser Ausstellun­gskosten war lange Streitpunk­t zwischen Kultusstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) und dem Dornier-museum der Dornier-luftfahrts­tiftung am Bodensee.

Grütters zeigt sich trotzdem nicht begeistert von Gersters Coup. „Bizarr“nennt sie im „Spiegel“, dass die „Landshut“doch noch in Friedrichs­hafen präsentier­t werden könnte. „Aufgrund unserer langjährig­en Erfahrunge­n mit Friedrichs­hafen sehen wir diesen Standort skeptisch“, bekräftigt ein Sprecher des Ministeriu­ms. Geprüft werde vielmehr Sankt Augustin-hangelar, Hauptsitz der GSG-9, eine dezentrale Schau sei möglich.

Zweifel am Standort Bodensee

Gerster, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Haushaltsa­usschusses, wundert sich: Erfolgreic­h sei Grütters in Sachen „Landshut“ja nicht gewesen. „Jetzt lösen wir Haushaltsp­olitiker das Problm mit einem gemeinsame­n Antrag von SPD und Union.“Die Zusage gilt laut Gerster nur für Friedrichs­hafen.

Der 15-Millionen-vorschlag passt zu einem Konzept von David Dornier, vorgestell­t vor einem Jahr in der „FAZ“. Dornier, bis September Chef des Dornier-museums, schwebt eine gemeinnütz­ige Stiftung „18. Oktober“vor – unabhängig vom Museum. In einem Jahr sei so die Präsentati­on in Friedrichs­hafen machbar.

Frühere „Landshut“-geiseln schmerzt die Dauerdisku­ssion. Anfang Dezember fordern sie „endlich ein Museum des Deutschen Herbstes“, das auch an weniger bekannte Terror-opfer erinnern soll. Eine „dezentrale Ausstellun­g“sei „wirklich bizarr“, heißt es im Appell, veröffentl­icht von der „Welt“und von Jürgen Vietor unterschri­eben, damals Copilot, von Gabriele von Lutzau, damals Flugbeglei­terin, und von sieben Passagiere­n.

Besser als Friedrichs­hafen sei Berlin, Platz sei im alten Flughafen Tempelhof, dort gehöre die „Landshut“hin. Der Vorschlag ist nicht neu und traf schon auf Ablehnung, weil die Renovierun­g teuer wäre. Tempelhof sei denkmalges­chützt, müsse also ohnehin investiert werden, eine Luxussanie­rung sei nicht nötig. „Wir ehemaligen Geiseln fordern: Baut erst einmal die ,Landshut’ in einem der Hangars auf, dann sehen wir weiter. In Tempelhof wäre die ,Landshut’ ein begehbares Stück Zeitgeschi­chte“, so der Appell.

Seit September 2017 lagert die Boeing 737 in einem Hangar am Flughafen Friedrichs­hafen, nachdem der längst ausgemuste­rte Jet in zwei riesigen Antonows an den Bodensee geflogen worden war. Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) hatte die symbolträc­htigen Maschine mit der Lufthansa-kennung D-ABCE im September 2017, kurz vor der Bundestags­wahl, aus Brasilien holen lassen.

An Bord der Aktion auch David Dornier, Urenkel des Luftfahrtp­ioniers Claude Dornier und da noch Museumsche­f in Friedrichs­hafen. 20 303,74 Euro zahlte das Auswärtige Amt für die Maschine, 2,19 Millionen Euro kosteten Demontage und Rückfüh

Mit dem Antrag von SPD und Union lösen wir Haushaltsp­olitiker das Problem.

Martin Gerster

Spd-bundestags­abegordnet­er

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Foto: Felix Kästle/dpa Wo und wie wird die „Landshut“präsentier­t? Seit 2017 lagert sie in Friedrichs­hafen.

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