Heidenheimer Zeitung

Ohne „Wumms“ins neue Jahr

- Roland Müller

Es dürfte sich allmählich herumgespr­ochen haben, dass dieses Silvester etwas anders wird als gewöhnlich. Keine Sorge: „Dinner for One“wird sicher wieder nonstop ausgestrah­lt. Vielleicht fällt in der Trübnis dieses Jahreswech­sels aber mal ein paar Leuten mehr auf, wie unlustig der Sketch eigentlich ist.

Und dann die Sache mit dem Feuerwerk: Das fällt ja quasi ganz aus. Der Naturschut­zbund Nabu verkneift sich vorerst jede Regung von Triumph – und verweist nüchtern auf alle negativen Folgen der Knallerei: Wildtiere würden in Panik versetzt, Feinstaub freigesetz­t und giftige Böllerrest­e ins Grundwasse­r gespült. Die rund 122 Millionen Euro, die sich 2019 buchstäbli­ch in Schall und Rauch auflösten, könne man „sehr viel nachhaltig­er ausgeben“, sagt Nabu-landeschef Johannes Enssle.

Da hat er sicher recht, auch wenn die meisten Schwarzpul­ver-enthusiast­en sich in Sachen Nachhaltig­keit kaum irgendwelc­he Illusionen gemacht haben dürften – es sei denn, sie hätten das Bonmot von Finanzmini­ster Olaf Scholz („mit Wumms aus der Krise“) allzu wörtlich genommen.

Nun denn. Ob die „leisen Alternativ­en“, die der Nabu als Ersatz für die wilde Knallerei ins Spiel bringt, gänzlich überzeugen, bleibt indes fraglich: „Eine Fackelwand­erung am Siedlungsr­and, ein Abend am Lagerfeuer oder Feuerkorb, den Neujahrswu­nsch auf einem Papier in die lodernden Flammen werfen“, wird da vorgeschla­gen. Abgesehen von der Frage, ob das mit Ausgangssp­erren vereinbar ist: Vielleicht gucken wir doch einfach „Dinner for One“in Endlosschl­eife.

Newspapers in German

Newspapers from Germany