Heidenheimer Zeitung

Eine Charakterf­rage

Drei Tage nach dem famosen Auftritt in Dortmund geht es schon weiter: Union Berlin kommt. Der Trainer nimmt seine Schützling­e in die Pflicht.

- Von Carsten Muth

Bloß nicht abheben. So lautet die Devise derzeit beim VFB Stuttgart. Der Aufsteiger hat mit dem famosen 5:1 bei Borussia Dortmund am Wochenende aufhorchen lassen. „Ein besonderes Spiel, ein besonderes Ergebnis, eine besondere Leistung“, sagt Vfb-trainer Pellegrino Matarazzo, um im gleichen Atemzug klarzustel­len, dass dieses Spiel bereits Geschichte sei. Die volle Konzentrat­ion gelte dem nächsten Gegner, der am Dienstag (20.30 Uhr/sky) in der heimischen Mercedes-benz-arena zu Gast ist: Union Berlin.

Eine Mannschaft, die womöglich schwerer zu knacken sein wird als die momentan vor allem in der Defensive taumelnden Dortmunder. „Wir brauchen am Dienstag eine ähnliche Schärfe und Konzentrat­ion in unseren Aktionen, wie wir sie in Dortmund gezeigt haben“, sagt Matrazzo, der seine gefeierten Schützling­e, die den BVB nach allen Regeln der Kunst auseinande­rnahmen, in die Pflicht nimmt. Er betont: „Wir brauchen Charakter.“

Matarazzo hat Respekt vor Union Berlin, ein Team, das gut verteidige, konterstar­k sei und spielerisc­h zu gefallen wisse – auch wenn die Berliner in Stuttgart auf den verletzten Spielmache­r und Torjäger Max Kruse verzichten müssen. „Union hat eine klare Spielidee“, findet der Vfb-trainer. Die Berliner stünden nicht ohne Grund recht weit oben in der Tabelle. „Das ist ein sehr gut geführtes, kompaktes Team.“

Nach dem Sieg in Dortmund steht der VFB auf Platz sieben in der Bundesliga-tabelle – ist punktgleic­h mit dem Sechsten Union Berlin, das über das etwas bessere Torverhält­nis verfügt. Stuttgart hat also Tuchfühlun­g zu den Europapoka­lplätzen aufgenomme­n. Doch von derlei Gedankensp­ielen, etwa einer möglichen Qualifikat­ion für die Europa League, wollen die Verantwort­lichen am Neckar nichts wissen.

„Wir beschäftig­en uns nicht mit Europa“, sagt Sportdirek­tor Sven Mislintat klipp und klar. Der 48-Jährige, der seinen im Sommer auslaufend­en Vertrag noch nicht verlängert hat, rechnet damit, dass das junge Vfb-team auch mal Rückschläg­e werde verkraften müssen. Ziel des Klubs bleibe deshalb einzig und alleine der Klassenver­bleib.

Trainer Matarazzo lässt durchblick­en, dass er seine erfolgreic­he Mannschaft möglichst unveränder­t gegen Berlin auflaufen lassen möchte. Unklar ist lediglich der Einsatz von Abwehrchef Waldemar Anton, dem muskuläre Probleme zu schaffen machen. Ansonsten hat der Coach die Qual der Wahl: Eine Option für die Startelf ist auch wieder Torjäger Nicolas Gonzales, der beim BVB zu einem Kurzeinsat­z kam. Spielgesta­lter Daniel Didavi ist nach einem Muskelfase­rrisses in der Hüftmuskul­atur ebenso wieder fit wie Verteidige­r Konstantin­os Mavropanos nach Problemen mit dem Sprunggele­nk. Zudem steht Kapitän Gonzalo Castro nach abgelaufen­er Gelbsperre wieder zur Verfügung.

Die Entlassung seines Kollegen Lucien Favre bei Borussia Dortmund am Sonntagnac­hmittag nach dem Spiel gegen den VFB keine 24 Stunden zuvor bedauert Stuttgarts Trainer: „Natürlich tut es mir leid, wenn ein Trainerkol­lege seinen Job verliert. Ich glaube, jeder von uns investiert extrem viel Energie, Fleiß und viel Herzblut in die Aufgabe“, sagt Matarazzo auf Nachfrage. Er fügt jedoch hinzu: „Aber mittlerwei­le wissen wir, dass es zum Geschäft gehört“.

Wir brauchen eine ähnliche Schärfe und Konzentrat­ion wie in Dortmund. Pellegrino Matarazzo

Vfb-coach

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Foto: Tom Weller/dpa Steht nach Gelbsperre wieder im Kader: Stuttgarts Kapitän Gonzalo Castro.

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