So spart man für den Nachwuchs
Beim Vermögensaufbau für Kinder spricht sehr viel für Sparpläne mit Aktienfonds. Die Experten unserer Telefonaktion erklären, warum und was zu beachten ist.
Auf großes Interesse ist unsere Telefonaktion „Sparen für den Nachwuchs“gestoßen. Unsere drei Experten, Peter Klipp von der Stiftung Warentest/finanztest, Wolfgang Raab vom deutschen Fondsverband BVI und Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, waren dementsprechend stark gefragt. In der Tendenz gilt: Je jünger die Kinder und je länger die Zeit bis zu Führerschein, Ausbildung oder Studium, desto mehr lohnt es sich, wenn Großeltern und Eltern beim Sparen für den Nachwuchs auf Aktienfonds setzen. Die bergen zwar die höchsten Risiken, aber bieten auch die höchste Rendite. Angesichts der langen Laufzeit lassen sich auch Kursschwankungen aussitzen.
Dafür eignen sich Aktien-etf oder Etf-sparpläne, die direkt bei Banken abgeschlossen werden. Sie sind flexibel und kostengünstig, sagt Peter Klipp von der Stiftung Warentest. Ausbildungsversicherungen eigneten sich nicht zum Sparen für Kinder: Diese seien unflexibel, mit hohen Kosten verbunden und würden wenig bis keine Rendite abwerfen. Auch eigens für Kinder entwickelte Produkte hätten oft viel zu hohe Kosten. Neben konkreten Fragen zur Geldanlage, ging es unseren Leserinnen und Lesern auch um rechtliche Fragen. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:
Ich will meinen Enkeln Geld schenken, möchte aber selbst Zugriff darauf haben. Wie mache ich das?
Dann müssen Sie die Anlage auf Ihren eigenen Namen tätigen. Gleichzeitig sollten Sie testamentarisch verfügen, dass diese Beträge nicht in die Erbmasse fließen, sondern an die Enkel übertragen werden.
Kann ich als Oma ein Konto auf den Namen meiner Enkelin einrichten?
Ja, die Eltern müssen dabei sein. Auch Geburtsurkunde und Steuer-id der Enkelin sind nötig.
Wir wollen unserer Tochter vorschlagen, dass sie einen Sparplan für den Enkel einrichtet, der für alle Verwandten offen ist. Geht das?
Ja, ein Sparplan ist an keine festen Summen oder „Einzahler“gebunden. Er kann sowohl mit festen monatlichen Raten als auch mit sporadischen Einzahlungen bestückt werden. Sie sollten jedoch wissen: Wenn der Sparplan auf den Namen des Enkels läuft, ist es sein Geld, auch wenn er erst mit 18 voll verfügungsberechtigt ist. Sie können sich Ihre Einzahlungen nicht zurückholen.
Ich möchte für unseren einjährigen Enkel ansparen. Mein Berater hat mir zu einer Kapitallebensversicherung geraten. Was sagen Sie?
Versicherungsprodukte sind teuer, weil ein großer Teil der Sparbeiträge in Gebühren und Risikoprämien fließen. Zudem sind sie eher unflexibel, denn man muss über lange Jahre sehr regelmäßig einzahlen. Fondssparpläne sind flexibler und preiswerter.
Ich möchte meinen drei kleinen Enkeln zu Weihnachten Geld schenken, das sich über die Jahre vermehrt. Was empfehlen Sie?
Erfahrungsgemäß haben bei einer langen Laufzeit breit streuende Aktienfonds die besten Renditeaussichten. Deren Wert kann schwanken, der lange Sparhorizont macht Rückschläge in der Regel wieder wett. Unter www. bvi.de/statistik und www.test.de/ fonds können Sie sich über infrage kommendefonds informieren.
Welchen ETF empfehlen Sie als Sparplan für ein siebenjähriges Kind?
Sie können einen ETF auf einen weltweiten Aktienindex wählen, zum Beispiel den MSCI World, den MSCI All Country World mit Schwellenländern oder den MSCI World Socially Responsible als nachhaltige Anlage. Wegen der breiten Streuung fallen Abstürze einzelner Aktien kaum ins Gewicht. Zum Sparen für Kinder eignen sich thesaurierende, also wieder anlegende, Fonds am besten. Bei ausschüttenden Fonds klären Sie mit der Bank, ob eine kostenlose Wiederanlage der Ausschüttungen möglich ist.
Was ist das Besondere an ETF?
Ein ETF orientiert sich an einem Index, wodurch er nicht schlechter, aber auch nicht besser als dieser abschneidet. Durch das fehlende Fondsmanagement sind ETF in der Regel deutlich kostengünstiger als Fonds, die Sie über Fondsanbieter kaufen.
Ich will für mein fünfjähriges Patenkind monatlich ansparen. Ein bisschen Risiko darf dabei sein. Was raten Sie mir?
Aufgrund der langen Laufzeit bis zur Volljährigkeit zu Aktienfonds, gern als ETF. Wenn Sie offensiv sein möchten, schauen Sie beispielsweise auf Digitalisierung oder Biotech. Oder wählen Sie Nachhaltigkeit als Ausgangspunkt. Sie können mit Ihrem monatlichen Betrag auch Sparpläne für mehrere Fonds abschließen.
Ich möchte einen festen Betrag anlegen, aber nicht in Aktien oder Fonds. Was gibt es da noch?
Zinsanlagen bringen derzeit nichts. Sie können nur versuchen, auf günstige Tages- oder Festgelder flexibel zu reagieren. Das heißt, Sie legen den Betrag für Ihren Enkel immer nur für eine bestimmte Laufzeit an und entscheiden dann neu. Suchen Sie sich im Internet eine Vergleichsplattform wie Weltsparen oder schauen Sie bei Finanztest nach. Wichtig ist, dass die Anbieter der Eu-einlagensicherung unterliegen: Im Fall einer Insolvenz der Bank sind dann Einlagen bis zu 100 000 Euro abgesichert.
Der Aktienfonds für unseren Sohn läuft seit Jahren gut, was machen wir, wenn es vor der Auszahlung zu seinem 18. eine Flaute gibt?
Dieser Auszahlungstermin ist nicht verpflichtend. Sie können das Geld liegen lassen. Das hängt auch davon ab. Alternativ können Sie es auch ein oder zwei Jahre vor dem 18. Geburtstag sicherheitshalber umschichten, beispielsweise in Tagesgeld oder in Festgeld. Ein Fondssparplan lässt Ihnen alle Optionen.
Wir sparen schon länger für unsere Tochter. Ist es richtig, dass sie nicht mehr kostenlos familienversichert sein kann, wenn sie zu viel auf ihrem Konto hat?
Sie müssten schauen, ob ihre jährlichen Einnahmen über dem jährlichen Freibetrag – 2021 sind das 5640 Euro – plus dem Sparerpauschbetrag von 801 Euro liegen.