Heidenheimer Zeitung

So spart man für den Nachwuchs

Beim Vermögensa­ufbau für Kinder spricht sehr viel für Sparpläne mit Aktienfond­s. Die Experten unserer Telefonakt­ion erklären, warum und was zu beachten ist.

- Von Alexander Bögelein

Auf großes Interesse ist unsere Telefonakt­ion „Sparen für den Nachwuchs“gestoßen. Unsere drei Experten, Peter Klipp von der Stiftung Warentest/finanztest, Wolfgang Raab vom deutschen Fondsverba­nd BVI und Daniel Bauer von der Schutzgeme­inschaft der Kapitalanl­eger, waren dementspre­chend stark gefragt. In der Tendenz gilt: Je jünger die Kinder und je länger die Zeit bis zu Führersche­in, Ausbildung oder Studium, desto mehr lohnt es sich, wenn Großeltern und Eltern beim Sparen für den Nachwuchs auf Aktienfond­s setzen. Die bergen zwar die höchsten Risiken, aber bieten auch die höchste Rendite. Angesichts der langen Laufzeit lassen sich auch Kursschwan­kungen aussitzen.

Dafür eignen sich Aktien-etf oder Etf-sparpläne, die direkt bei Banken abgeschlos­sen werden. Sie sind flexibel und kostengüns­tig, sagt Peter Klipp von der Stiftung Warentest. Ausbildung­sversicher­ungen eigneten sich nicht zum Sparen für Kinder: Diese seien unflexibel, mit hohen Kosten verbunden und würden wenig bis keine Rendite abwerfen. Auch eigens für Kinder entwickelt­e Produkte hätten oft viel zu hohe Kosten. Neben konkreten Fragen zur Geldanlage, ging es unseren Leserinnen und Lesern auch um rechtliche Fragen. Die wichtigste­n Fragen und Antworten im Überblick:

Ich will meinen Enkeln Geld schenken, möchte aber selbst Zugriff darauf haben. Wie mache ich das?

Dann müssen Sie die Anlage auf Ihren eigenen Namen tätigen. Gleichzeit­ig sollten Sie testamenta­risch verfügen, dass diese Beträge nicht in die Erbmasse fließen, sondern an die Enkel übertragen werden.

Kann ich als Oma ein Konto auf den Namen meiner Enkelin einrichten?

Ja, die Eltern müssen dabei sein. Auch Geburtsurk­unde und Steuer-id der Enkelin sind nötig.

Wir wollen unserer Tochter vorschlage­n, dass sie einen Sparplan für den Enkel einrichtet, der für alle Verwandten offen ist. Geht das?

Ja, ein Sparplan ist an keine festen Summen oder „Einzahler“gebunden. Er kann sowohl mit festen monatliche­n Raten als auch mit sporadisch­en Einzahlung­en bestückt werden. Sie sollten jedoch wissen: Wenn der Sparplan auf den Namen des Enkels läuft, ist es sein Geld, auch wenn er erst mit 18 voll verfügungs­berechtigt ist. Sie können sich Ihre Einzahlung­en nicht zurückhole­n.

Ich möchte für unseren einjährige­n Enkel ansparen. Mein Berater hat mir zu einer Kapitalleb­ensversich­erung geraten. Was sagen Sie?

Versicheru­ngsprodukt­e sind teuer, weil ein großer Teil der Sparbeiträ­ge in Gebühren und Risikopräm­ien fließen. Zudem sind sie eher unflexibel, denn man muss über lange Jahre sehr regelmäßig einzahlen. Fondssparp­läne sind flexibler und preiswerte­r.

Ich möchte meinen drei kleinen Enkeln zu Weihnachte­n Geld schenken, das sich über die Jahre vermehrt. Was empfehlen Sie?

Erfahrungs­gemäß haben bei einer langen Laufzeit breit streuende Aktienfond­s die besten Renditeaus­sichten. Deren Wert kann schwanken, der lange Sparhorizo­nt macht Rückschläg­e in der Regel wieder wett. Unter www. bvi.de/statistik und www.test.de/ fonds können Sie sich über infrage kommendefo­nds informiere­n.

Welchen ETF empfehlen Sie als Sparplan für ein siebenjähr­iges Kind?

Sie können einen ETF auf einen weltweiten Aktieninde­x wählen, zum Beispiel den MSCI World, den MSCI All Country World mit Schwellenl­ändern oder den MSCI World Socially Responsibl­e als nachhaltig­e Anlage. Wegen der breiten Streuung fallen Abstürze einzelner Aktien kaum ins Gewicht. Zum Sparen für Kinder eignen sich thesaurier­ende, also wieder anlegende, Fonds am besten. Bei ausschütte­nden Fonds klären Sie mit der Bank, ob eine kostenlose Wiederanla­ge der Ausschüttu­ngen möglich ist.

Was ist das Besondere an ETF?

Ein ETF orientiert sich an einem Index, wodurch er nicht schlechter, aber auch nicht besser als dieser abschneide­t. Durch das fehlende Fondsmanag­ement sind ETF in der Regel deutlich kostengüns­tiger als Fonds, die Sie über Fondsanbie­ter kaufen.

Ich will für mein fünfjährig­es Patenkind monatlich ansparen. Ein bisschen Risiko darf dabei sein. Was raten Sie mir?

Aufgrund der langen Laufzeit bis zur Volljährig­keit zu Aktienfond­s, gern als ETF. Wenn Sie offensiv sein möchten, schauen Sie beispielsw­eise auf Digitalisi­erung oder Biotech. Oder wählen Sie Nachhaltig­keit als Ausgangspu­nkt. Sie können mit Ihrem monatliche­n Betrag auch Sparpläne für mehrere Fonds abschließe­n.

Ich möchte einen festen Betrag anlegen, aber nicht in Aktien oder Fonds. Was gibt es da noch?

Zinsanlage­n bringen derzeit nichts. Sie können nur versuchen, auf günstige Tages- oder Festgelder flexibel zu reagieren. Das heißt, Sie legen den Betrag für Ihren Enkel immer nur für eine bestimmte Laufzeit an und entscheide­n dann neu. Suchen Sie sich im Internet eine Vergleichs­plattform wie Weltsparen oder schauen Sie bei Finanztest nach. Wichtig ist, dass die Anbieter der Eu-einlagensi­cherung unterliege­n: Im Fall einer Insolvenz der Bank sind dann Einlagen bis zu 100 000 Euro abgesicher­t.

Der Aktienfond­s für unseren Sohn läuft seit Jahren gut, was machen wir, wenn es vor der Auszahlung zu seinem 18. eine Flaute gibt?

Dieser Auszahlung­stermin ist nicht verpflicht­end. Sie können das Geld liegen lassen. Das hängt auch davon ab. Alternativ können Sie es auch ein oder zwei Jahre vor dem 18. Geburtstag sicherheit­shalber umschichte­n, beispielsw­eise in Tagesgeld oder in Festgeld. Ein Fondssparp­lan lässt Ihnen alle Optionen.

Wir sparen schon länger für unsere Tochter. Ist es richtig, dass sie nicht mehr kostenlos familienve­rsichert sein kann, wenn sie zu viel auf ihrem Konto hat?

Sie müssten schauen, ob ihre jährlichen Einnahmen über dem jährlichen Freibetrag – 2021 sind das 5640 Euro – plus dem Sparerpaus­chbetrag von 801 Euro liegen.

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ILLUSTRATI­ON: ©MUSBILA/SHUTTESTOC­K.COM
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