Land verbietet Händlern Abhol-angebote
Der Lockdown soll möglichst streng sein. Vorbestellte Waren vor Ort abzuholen wird bis auf wenige Ausnahmen untersagt.
Wer noch nicht alle Weihnachtsgeschenke gekauft hat, wird dieses Jahr von Lieferdiensten abhängig sein. Die Landesregierung von Baden-württemberg verbietet dem geschlossenen Einzelhandel, während des bis 10. Januar geplanten Lockdowns Abhol-stellen für Kunden einzurichten. Das gaben Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-kraut (CDU) nach der Kabinettssitzung bekannt.
Man wolle verhindern, dass Kunden vor Läden Schlange stehen, begründete Kretschmann die Regel aus der neuen Corona-verordnung, die am Dienstag veröffentlicht werden sollte. „Es macht keinen Sinn, das, was sich sonst im Geschäft abspielt, vor das Geschäft zu verlagern“, sagte der Ministerpräsident.
Ausnahmen gebe es lediglich für den professionellen, gewerblichen Bedarf. So dürften etwa Handwerker in Baumärkten Ersatzteile abholen oder Landwirte Agrar-märkte ansteuern. Wenn Einzelhändler dagegen
Waren an Privatkunden absetzen wollen, müssen sie diese zu ihnen nach Hause liefern.
CDU und FDP hatten sich für „Click-and-collect“-dienstleistungen eingesetzt, wie sie Händler und Wirtschaftsverbände gefordert hatten. Gemeint ist, dass Kunden Waren im Internet oder telefonisch bestellen und dann am oder im Laden abholen. „Da haben wir jetzt hart gerungen“, sagte Hoffmeister-kraut. Sie wies darauf hin, dass viele Händler existenziell bedroht sind und die Lage in Städten eine andere als auf dem Land sei. Jedoch trägt die CDU das Verbot nun mit. Der Handelsverband reagierte empört auf die Regelung. Der Handelsverband Baden-württemberg geht davon aus, dass die Schließungen die Zahl der Insolvenzen in die Höhe treiben werden.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich beunruhigt über die Entwicklung der Corona-infektionszahlen und die Lage auf den Intensivstationen geäußert. „Es ist nicht die Zeit für Ausnahmen“, sagte Merkel in der Sitzung der Unionsfraktion.
Berlin. Pünktlich zum Lockdown werden besonders durch Corona Gefährdete in die Innenstädte gelockt – oder zumindest um die Ecke zur Apotheke ihres Vertrauens. Denn jedem, der mindestens 60 Jahre alt ist, und zudem all denen, die Erkrankungen wie Asthma, Diabetes, Krebs, Herz- oder Niereninsuffizienz oder auch eine Risikoschwangerschaft haben, stehen ab sofort drei sogenannte Ffp2-masken zu – kostenlos. Das sieht eine Verordnung vor, die am Dienstag in Kraft getreten ist.
Bis 6. Januar hat man Zeit, diese besonders sicheren Masken in einer Apotheke abzuholen. Gegen Vorlage des Personalausweises oder „die nachvollziehbare Eigenauskunft über die Zugehörigkeit zu einer der Risikogruppen“. Zur Abholung kann auch eine andere Person bevollmächtigt werden. Gleichzeitig wird es im neuen Jahr eine zweite Ffp2-ausstattung geben – jeder Berechtigte soll dazu von seiner Krankenkasse zwei fälschungssichere Coupons für jeweils sechs Masken bekommen. Pro eingelöstem Coupon sind dann zwei Euro hinzuzuzahlen.
Mehr als 27 Millionen Menschen sollen davon profitieren. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände erwartet denn auch „einen enormen Kundenandrang“. Durchschnittlich kämen dadurch zusätzlich rund 1500 Kunden auf jede der 19 000 Apotheken. Die Pharmazeuten
empfehlen, bereits vor dem Besuch eine „Eigenerklärung“, in der man versichert, Anspruch auf die Masken zu haben, auszufüllen und mit in die Apotheke zu bringen.
Erste Erfahrungen am Dienstag zeigten, dass das Ganze unterschiedlich gehandhabt wird: Reichte es an einem Ort, nur den Ausweis zu zücken, was einen erneuten, unberechtigten Maskenbezug erleichtern kann, musste anderswo ein detaillierter Fragebogen ausgefüllt werden. Häufig waren die Masken zudem schnell vergriffen. Um lange Schlangen zu vermeiden, kann man die Masken aber auch beim Internetportal ihreapotheken.de vorbestellen, den Bedürftigkeitsnachweis hochladen und die Abhol-apotheke eingeben. Derzeit heißt es dort, die Masken seien „innerhalb von 2-5 Stunden oder am nächsten Werktag verfügbar“.
Der Bund lässt sich die Aktion 2,5 Milliarden Euro kosten – die Apotheken bekommen eine Vergütung von immerhin sechs Euro je Schutzmaske. Im Handel sind sonst Ffp2-masken bereits für zwei bis drei Euro erhältlich.
Masken nach der Norm FFP2 (Filtering Face Piece, in etwa: filterndes Gesichtsteil) müssen mindestens 94 Prozent der in der Luft befindlichen Partikel auffangen. Sie waren ursprünglich für Pflegekräfte oder Ärzte gedacht, wenn sie Infizierte behandeln. Oder für Arbeiten in Industrie und Handwerk, wo Stäube, Gase, Dämpfe entstehen.