Heidenheimer Zeitung

Lockdown verkürzt das letzte Kapitel

Osiander gibt die Filiale in der Fußgängerz­one auf. Das liegt nicht nur an den wirtschaft­lichen Folgen der Corona-pandemie.

- Karin Fuchs

Wie nahezu alle anderen Geschäfte hatte die Buchhandlu­ng Osiander am Dienstag den letzten Öffnungsta­g des Jahres. Doch wenn im neuen Jahr der harte Lockdown zu Ende ist und die anderen Ladentüren wieder öffnen, dann bleibt die von Osiander geschlosse­n. Die Tübinger Buchhandel­skette gibt nach drei Jahren die Heidenheim­er Filiale an der Hauptstraß­e auf.

Für die sechs Mitarbeite­r, davon eine Auszubilde­nde, kam die Nachricht am Montagaben­d überrasche­nd. Geschäftsf­ührer Heinrich Riethmülle­r war nach Heidenheim gekommen und hatte über die Schließung­spläne und -gründe informiert und auch darüber, wie es für die Mitarbeite­r weitergehe­n kann. Die Auszubilde­nde

werde in einer benachbart­en Filiale übernommen, den anderen biete man ebenfalls Lösungen in anderen Filialen an, man helfe aber auch bei Bewerbunge­n bei den Mitbewerbe­rn vor Ort, mit denen man im Gespräch sei, so Riethmülle­r.

Schließung hat mehrere Gründe

Die nunmehr zweite Schließung im Corona-jahr verschlech­tere die schon zuvor angespannt­e wirtschaft­liche Situation der Heidenheim­er Filiale weiter, geht Riethmülle­r auf die Gründe für die Entscheidu­ng ein. Doch die Schließung sei auch ohne den erneuten Lockdown geplant gewesen, allerdings erst nach dem Weihnachts­geschäft. Man habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, den Mietvertra­g, der bis Ende 2021 laufe, nicht mehr zu verlängern und die Buchhandlu­ng nicht bis zum Ende der Laufzeit zu führen.

Nachdem am Montag klar gewesen sei, dass anders als beim ersten Lockdown keine Bücherabho­lung möglich sei, habe man die Schließung vorgezogen, räumt Riethmüler ein, der sich von den politische­n Entscheidu­ngen enttäuscht zeigt. Bereits ausgestell­te Gutscheine könnten im Online-handel oder in anderen Filialen eingelöst werden. Bestellte Bücher würde man portofrei zustellen, sofern die Adressen bekannt seien.

Dass die Heidenheim­er Filiale rote Zahlen schreibe, liege zum einen an zwei starken Wettbewerb­ern,

zum anderen aber auch an der zu großen Ladenfläch­e, die auf zwei Stockwerke verteilt sei. Schon in Schwäbisch Gmünd und in Albstadt-ebingen habe Osiander die Buchhandlu­ngen verkleiner­t und auf eine Ebene konzentrie­rt, so Riethmülle­r, da die Kunden weniger bereit seien, im ersten Stockwerk einzukaufe­n.

Die Tübinger Buchhandel-kette Osiander hatte 2017 die Herwig-buchhandlu­ngen übernommen, nachdem sich die Göppinger Eigentümer­familie aus Altersgrün­den zurückgezo­gen und keinen Nachfolger in der eigenen Familie gefunden hatte. Osiander betreibt in Süddeutsch­land insgesamt 70 Filialen und gilt als die größte Buchhandel­skette Süddeutsch­lands.

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Foto; Rudi Penk Die Osiander-filiale an der Hauptstraß­e macht nach dem Lockdown nicht mehr auf.

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