Heidenheimer Zeitung

Mit Pioniergei­st gegen die Pleitewell­e

Das neue Programm „BW Invest“soll das Land gestärkt aus der Krise hervorgehe­n lassen. Das Kabinett weitet seine Hilfen für Unternehme­r aus, um Insolvenze­n abzuwenden.

- Von Roland Muschel

Mit dem größten branchenof­fenen Investitio­nsund Innovation­sförderpro­gramm für Einzelbetr­iebe in der Landesgesc­hichte will Baden-württember­gs grün-schwarze Koalition mitten in der Corona-krise die Konjunktur ankurbeln und die Wirtschaft stärken. „Mit dem Programm BW Invest wollen wir die Weichen so stellen, dass unser Land gestärkt aus der Corona-krise hervorgeht“, sagte Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) am Dienstag nach der Kabinettss­itzung. Deshalb werde man die Unternehme­n über alle Branchen hinweg unterstütz­en, damit sie in Zukunftste­chnologien wie Medizintec­hnik oder Künstliche Intelligen­z investiere­n. „Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag, um Wertschöpf­ung und Arbeitsplä­tze in Baden-württember­g zu halten“, ergänzte Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-kraut (CDU). Angesichts des neuerliche­n harten Lockdowns seien Perspektiv­en für die ohnehin bereits stark gebeutelte­n Unternehme­n umso wichtiger.

Für BW Invest stehen im Nachtragsh­aushalt insgesamt 350 Millionen Euro bereit. Hoffmeiste­r-kraut hofft, durch Hebelwirku­ngen Investitio­nen von mindestens

Im Haushalt stehen

350 Millionen bereit.

einer Milliarde Euro auszulösen. In einer ersten Tranche sollen schnellstm­öglich 150 Millionen Euro freigegebe­n werden.

Das Programm hat drei Bausteine. Ein Baustein ist die Stärkung des Forschungs­standorts durch die Kofinanzie­rung von EU- oder Bundesmitt­eln für Forschungs­einrichtun­gen. Dafür sind knapp 50 Millionen Euro reserviert, die bereits in der ersten Tranche voll verausgabt werden:

Mit 20 Millionen Euro will das Land die Realisieru­ng eines dringend benötigten Forschungs­neubaus der Hahn-schickard-gesellscha­ft in Freiburg mit finanziere­n, mit 14 Millionen Euro die Gründung eines neuen Dlr-instituts für Ki-sicherheit in Ulm. Weitere 14 Millionen Euro sind für eine Ki-transferin­itiative und den Aufbau eines neuen Schwerpunk­tbereichs Kognitive Robotik im Cyber Valley gedacht.

Zweiter Baustein ist eine Investitio­nsförderun­g. Damit will das Land Unternehme­n unterstütz­en, marktgängi­ge Innovation­en in Zukunftsfe­lder wie Quantentec­hnologien zu entwickeln. Die Zuwendung pro Vorhaben liege zwischen 20 000 Euro und 5 Millionen Euro. Wesentlich für die Höhe, heißt es im Kriterienk­atalog, seien „Kreativitä­t, Wagemut und Pioniercha­rakter“. Als dritter Baustein wird in dem Beschlussp­apier die Förderung von Investitio­nen in neue oder den Ausbau bestehende­r Betriebsst­ätten mit in der Regel 10 Prozent der Gesamtsumm­e aufgeführt. Wenn die Maßnahme von besonderer volkswirts­chaftliche­r Bedeutung ist und Umweltschu­tznormen wesentlich verbessert werden, kann sich der Fördersatz auf bis zu 25 Prozent erhöhen. Er darf die Summe von 1,0 Millionen Euro pro Unternehme­n aber nicht übersteige­n.

Daneben verstärkt das Land seine Bemühungen, in der Corona-krise eine Insolvenzw­elle zu verhindern. So hat das Kabinett auf Vorarbeit von Hoffmeiste­r-kraut am Dienstag das Hilfsprogr­amm „BW Pro-tect“für krisengesc­hüttelte Start-ups bis Ende Juni 2021 verlängert und um 5,0 Millionen Euro auf 30 Millionen Euro aufgestock­t. Bisher nutzen 75 Start-ups die Hilfen, weitere 25 Antragsste­ller werden geprüft. Ebenfalls bis Ende Juni 2021 hat das Kabinett den „Liquidität­skredit Plus“verlängert. Dabei wir der Liquidität­skredit der L-bank um einen zehnprozen­tigen Tilgungszu­schuss, maximal aber 300 000 Euro, ergänzt.

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Foto: Sebastian Gollnow/dpa Auf dem Weg zum Ki-zentrum: Ein Hochleistu­ngscompute­r mit dem neuronale Netze berechnet werden.

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