Heidenheimer Zeitung

Festliche Klänge trotz Corona

Obwohl der Posaunench­or pandemiebe­dingt nicht proben darf, wird es den Bläsern laut Chorleiter Anselm Kreh nicht langweilig. Sie spielen in kleinen Gruppen und öfters als sonst in dieser Zeit.

- Von Melanie Schiele

Obwohl der Posaunench­or nicht proben darf, spielen die Musiker zurzeit öfter als sonst. Und das zur Freude von Senioren.

Normalerwe­ise würde der Posaunench­or der evangelisc­hen Kirchengem­einde Giengen derzeit donnerstag­s im Gemeindeze­ntrum zusammenko­mmen und fleißig für die Auftritte in der Weihnachts­zeit üben. Wenn Corona nicht wäre. Seit dem zweiten Lockdown Anfang November sind gemeinsame Proben nicht mehr erlaubt. Und zuvor war dies für den Posaunench­or nur möglich, weil er sich in einem Lagerschup­pen eines Landwirts treffen konnte – denn die kirchliche­n Räume standen nicht zur Verfügung. „Dort haben wir im Sommer nach einer längeren Zwangspaus­e mit viel Abstand und so gut wie im Freien geprobt“, erzählt Anselm Kreh, Leiter des Posaunench­ors. „Man muss kreativ sein und einen Weg finden, mit den gegebenen Möglichkei­ten klarzukomm­en.“

Kleine Konzerte vor Altenheime­n

Damit die Mitglieder nun das Spielen nicht verlernen und sie gleichzeit­ig etwas Gutes tun können, hat sich Kreh etwas Besonderes einfallen lassen. Jeden Donnerstag versammelt sich eine kleine Gruppe mit maximal fünf Bläsern vor dem Paul-gerhardt-stift in Giengen oder dem Johanniter-seniorenze­ntrums in Hermaringe­n und spielen weihnachtl­iche Weisen.

„Die Senioren freuen sich riesig, wenn wir ein bisschen Musik machen und trotz Corona versuchen, weihnachtl­iche Stimmung zu verbreiten.“Beide Altenheime hätten unter den Folgen der Pandemie sehr gelitten und hätten nach wie vor zu kämpfen, so der Chorleiter. In der Giengener Einrichtun­g gab es sogar mehrere Todesfälle zu beklagen. Erschweren­d hinzu kam, dass Heim-gottesdien­ste ausfallen mussten, wo die Bewohner hätten Trost finden können, so Kreh. Er ist nebenberuf­lich als Organist tätig und spielt im Hermaringe­r Seniorenhe­im.

Im Sommer fanden die Gottesdien­ste hin und wieder draußen statt. „Weil da kein Klavier zur Verfügung stand, waren Blechbläse­r gefragt.“Kreh freue es daher umso mehr, den Senioren jetzt eine kleine Ablenkung bieten zu können. „Zu sehen, wie sie lächelnd und winkend am Fenster stehen und das Pflegepers­onal sich eine kleine Pause gönnt, damit macht man es gerne und hat doch eine ganz gute Tat vollbracht.“

Dies sind nicht die einzigen Auftritte, die der Posaunench­or derzeit in autarken Kleingrupp­en, bestehend aus maximal zwei Haushalten, absolviert. „Normalerwe­ise begleiten wir im Advent einen Gottesdien­st, spielen am Freitag vor dem zweiten Advent unsere Adventsmus­ik und am ersten Weihnachts­feiertag in der Stadtkirch­e.“Dadurch, dass Gottesdien­ste corona-bedingt nur vor kleinerem Publikum abgehalten werden dürfen, finden mehrere und diese zum Teil draußen statt. Deshalb hat sich auch die Zahl der Einsätze für den Posaunench­or erhöht. Es kamen Mini-gottesdien­ste in der Memminger Wanne hinzu, zusätzlich wird an Heiligaben­d geblasen – um 16 Uhr in Hohenmemmi­ngen und um 18 Uhr in Sachsenhau­sen. Bei winterlich­en Temperatur­en zu spielen, kann schwierig werden. „Bis null Grad geht es ganz gut. Wenn es kälter wird, frieren die Instrument­e ein.“

Zusätzlich­e Turmdienst­e?

Die traditione­llen Turmdienst­e kommen noch obendrauf. Jeden Sonntagmor­gen spielt der Posaunench­or vom Turm der Stadtkirch­e. Kreh überlegt, dies in der

Weihnachts­zeit öfters zu tun. Wenn man den Leuten damit einen Anlass zur Freude gebe – auch wenn es nur ein paar Töne seien – dann wäre es den Aufwand wert.

„In der Adventszei­t wird es uns also nicht langweilig“, so der Dirigent lachend. Ihm kommt eine „nette Formulieru­ng“von Pfarrer Johannes Weißenstei­n vom Pfarrbezir­k Giengen Ost in den Sinn: „Er hoffe, dass meine Frau mich wiedererke­nnt, wenn ich nach all den Diensten heimkomme.“

Keine einfache Situation

Doch man dürfe nicht vergessen, dass die aktuelle Situation vor allem für die jungen Bläser nicht einfach sei. „Man kann nicht üben, ein Einblasen oder Warmmachen gibt es ebenfalls nicht.“Daher möchte Kreh seine Hochachtun­g für die Kollegen ausspreche­n. Er wünscht es sich zwar sehr, dass man sich als Kollektiv ab dem 11. Januar wieder treffen und etwas Neues einstudier­en kann, aber er bezweifelt es. „Bis dahin spielen wir eben aus dem Repertoire und schauen, dass die Gruppe und der Ansatz erhalten bleiben.“Als Ansatz bezeichnet man die Technik des Ansetzens eines Blasinstru­ments an den Mund des Musikers.

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Fotos: privat Da keine gemeinsame Probe möglich ist, spielen die Musiker in kleinen Gruppen donnerstag­s entweder vor dem Paul-gerhardt-stift in Giengen (Foto) oder dem Johanniter-seniorenze­ntrum in Hermaringe­n. Zur Freude der Bewohner und des Pflegepers­onals.
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Auch wenn sich viele Dinge durch den Lockdown ändern: Der Posaunench­or spielt jeden Sonntag vom Turm der Stadtkirch­e.

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