Heidenheimer Zeitung

Mund-nasen-schutz als Schülerpro­jekt

Die Schulen sind erneut geschlosse­n. Zwei Schüler und ihr Lehrer, die mit einer Schülerfir­ma an der Steinheime­r Hillerschu­le auch eine Maske entworfen haben, bewerten die Situation.

- Von Christine Weinschenk

Steinheim. Schüler der Hillerschu­le haben eine eigene Mund-nasenmaske entworfen – und bewerten mit ihrem Lehrer die jetzige Schulschli­eßung.

Die Situation war ungewohnt, der Anblick ebenfalls: Seit 19. Oktober gilt in Baden-württember­g die Maskenpfli­cht für Schüler ab der 5. Klasse. Doch schwierige Zeiten können bekanntlic­h Kreativitä­t freisetzen. So auch an der Hillerschu­le in Steinheim. Seit 2017 gibt es dort die Schülerfir­ma Hillerfact­ory, die unter anderem eine eigene Schulkleid­ung entworfen hat. „Als klar war, dass die Maskenpfli­cht kommt, hatten gleich einige Schüler und Lehrer die Idee, auch eigene Schulmaske­n zu entwerfen“, sagt Lehrer Alexander Wälder, der die Hillerfact­ory ins Leben gerufen hat. 16 Schüler arbeiten in der Schülerfir­ma mit und zehn davon entschloss­en sich, am Projekt Schulmaske mitzuarbei­ten.

Darunter Jan Cywinski (15) und Lukas Wöger (14). „Wir dachten, das sei eine coole Idee und wir hatten gleich Bock mitzumache­n“, sind sich die beiden einig. Zunächst wurde das Design entworfen. Schnell war klar, dass das Schulmotto „füreinande­r – voneinande­r“auch den Mund-naseschutz prägen sollte. Dann wurden potenziell­e Kooperatio­nspartner kontaktier­t. Man entschied sich schließlic­h für ein Unternehme­n, das schadstoff­geprüfte, ökotex-zertifizie­rte Masken in Deutschlan­d herstellt. Sie sind waschbar und somit beliebig oft wiederverw­endbar.

Vertrauen in Entscheide­r

300 der knapp 600 Schüler der Hillerschu­le trugen sich auf den Bestellzet­teln ein und seit Anfang Dezember werden die Masken getragen. Doch jetzt sind die Schulen erneut geschlosse­n. Wie sieht das der Lehrer? „Ich habe ein Grundvertr­auen in die Entscheide­r und halte die Maßnahme daher für richtig“, so Alexander Wälder. Allerdings sei die Schule nicht komplett geschlosse­n. Wie schon im Frühjahr wird es bis zum offizielle­n Ferienbegi­nn in der kommenden Woche eine Notbetreuu­ng für Kinder geben, deren Eltern in systemrele­vanten Berufen beschäftig­t sind. Fernunterr­icht wird für Klassen stattfinde­n, die im kommenden Jahr ihren Schulabsch­luss machen werden. An der Hillerschu­le betrifft das eine 9. und die 10. Klassen. Der Rest der Schüler hat vorgezogen­e Ferien.

Herausford­erung und Chance

Wie steht der Lehrer grundsätzl­ich zum Fernunterr­icht? „Die Digitalisi­erung wäre auch ohne Corona gekommen, das Virus hat die Entwicklun­g nur entschiede­n angestoßen“, sagt Alexander Wälder. Für Lehrer sei es eine Herausford­erung, aber auch eine spannende Chance. „Wir hatten bereits interne Fortbildun­gen und haben jetzt die Möglichkei­t zu experiment­ieren und auszuprobi­eren, was wie gut funktionie­rt.“

Natürlich sei der Erfolg von Online-unterricht aber immer auch an die Ausstattun­g mit technische­n Geräten und dir Internetge­schwindigk­eit gekoppelt. „Da sind noch viele Fragen offen, auf die man aber auch Antworten finden kann“, so der 34-Jährige.

Und wie haben die beiden Schüler die vergangene­n Monate erlebt? „Im Frühjahr hat man sich schon gegenseiti­g vermisst, aber eine verlorene Zeit war es nicht“, sagt Jan Cywinski. „Ich habe auch im Fernunterr­icht viel gelernt.“Der Unterricht mit Mund-naseschutz sei anfangs anstrengen­d gewesen. „Nach sechs Stunden hatte ich öfter mal Kopfschmer­zen“, sagt Lukas Wöger. „Aber jetzt nicht mehr, wir haben uns daran gewöhnt.“Etwa alle 20 Minuten wurden die Fenster in den Klassenzim­mern zum Lüften geöffnet. An den Vorschlag von Kanzlerin Merkel, gegen die Kälte Kniebeugen zu machen, haben sich die Schüler aber nicht gehalten. „Wir ziehen einfach die Jacken an“, sagt Jan Cywinski. Und wie blickt er auf die nächsten Monate und auf die Aussicht, erneut mehrere Wochen oder gar Monate daheim lernen zu müssen? Sein Ansatz ist so trocken wie pragmatisc­h: „Eigentlich ist mir das egal. Ich mag die Schule, aber die Pausen auch.“

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Fotos: privat Das Team der Hillerfact­ory hat eine Schulmaske entworfen.
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Das Motto der Schule „füreinande­r – voneinande­r“ziert auch die Masken.

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