Mund-nasen-schutz als Schülerprojekt
Die Schulen sind erneut geschlossen. Zwei Schüler und ihr Lehrer, die mit einer Schülerfirma an der Steinheimer Hillerschule auch eine Maske entworfen haben, bewerten die Situation.
Steinheim. Schüler der Hillerschule haben eine eigene Mund-nasenmaske entworfen – und bewerten mit ihrem Lehrer die jetzige Schulschließung.
Die Situation war ungewohnt, der Anblick ebenfalls: Seit 19. Oktober gilt in Baden-württemberg die Maskenpflicht für Schüler ab der 5. Klasse. Doch schwierige Zeiten können bekanntlich Kreativität freisetzen. So auch an der Hillerschule in Steinheim. Seit 2017 gibt es dort die Schülerfirma Hillerfactory, die unter anderem eine eigene Schulkleidung entworfen hat. „Als klar war, dass die Maskenpflicht kommt, hatten gleich einige Schüler und Lehrer die Idee, auch eigene Schulmasken zu entwerfen“, sagt Lehrer Alexander Wälder, der die Hillerfactory ins Leben gerufen hat. 16 Schüler arbeiten in der Schülerfirma mit und zehn davon entschlossen sich, am Projekt Schulmaske mitzuarbeiten.
Darunter Jan Cywinski (15) und Lukas Wöger (14). „Wir dachten, das sei eine coole Idee und wir hatten gleich Bock mitzumachen“, sind sich die beiden einig. Zunächst wurde das Design entworfen. Schnell war klar, dass das Schulmotto „füreinander – voneinander“auch den Mund-naseschutz prägen sollte. Dann wurden potenzielle Kooperationspartner kontaktiert. Man entschied sich schließlich für ein Unternehmen, das schadstoffgeprüfte, ökotex-zertifizierte Masken in Deutschland herstellt. Sie sind waschbar und somit beliebig oft wiederverwendbar.
Vertrauen in Entscheider
300 der knapp 600 Schüler der Hillerschule trugen sich auf den Bestellzetteln ein und seit Anfang Dezember werden die Masken getragen. Doch jetzt sind die Schulen erneut geschlossen. Wie sieht das der Lehrer? „Ich habe ein Grundvertrauen in die Entscheider und halte die Maßnahme daher für richtig“, so Alexander Wälder. Allerdings sei die Schule nicht komplett geschlossen. Wie schon im Frühjahr wird es bis zum offiziellen Ferienbeginn in der kommenden Woche eine Notbetreuung für Kinder geben, deren Eltern in systemrelevanten Berufen beschäftigt sind. Fernunterricht wird für Klassen stattfinden, die im kommenden Jahr ihren Schulabschluss machen werden. An der Hillerschule betrifft das eine 9. und die 10. Klassen. Der Rest der Schüler hat vorgezogene Ferien.
Herausforderung und Chance
Wie steht der Lehrer grundsätzlich zum Fernunterricht? „Die Digitalisierung wäre auch ohne Corona gekommen, das Virus hat die Entwicklung nur entschieden angestoßen“, sagt Alexander Wälder. Für Lehrer sei es eine Herausforderung, aber auch eine spannende Chance. „Wir hatten bereits interne Fortbildungen und haben jetzt die Möglichkeit zu experimentieren und auszuprobieren, was wie gut funktioniert.“
Natürlich sei der Erfolg von Online-unterricht aber immer auch an die Ausstattung mit technischen Geräten und dir Internetgeschwindigkeit gekoppelt. „Da sind noch viele Fragen offen, auf die man aber auch Antworten finden kann“, so der 34-Jährige.
Und wie haben die beiden Schüler die vergangenen Monate erlebt? „Im Frühjahr hat man sich schon gegenseitig vermisst, aber eine verlorene Zeit war es nicht“, sagt Jan Cywinski. „Ich habe auch im Fernunterricht viel gelernt.“Der Unterricht mit Mund-naseschutz sei anfangs anstrengend gewesen. „Nach sechs Stunden hatte ich öfter mal Kopfschmerzen“, sagt Lukas Wöger. „Aber jetzt nicht mehr, wir haben uns daran gewöhnt.“Etwa alle 20 Minuten wurden die Fenster in den Klassenzimmern zum Lüften geöffnet. An den Vorschlag von Kanzlerin Merkel, gegen die Kälte Kniebeugen zu machen, haben sich die Schüler aber nicht gehalten. „Wir ziehen einfach die Jacken an“, sagt Jan Cywinski. Und wie blickt er auf die nächsten Monate und auf die Aussicht, erneut mehrere Wochen oder gar Monate daheim lernen zu müssen? Sein Ansatz ist so trocken wie pragmatisch: „Eigentlich ist mir das egal. Ich mag die Schule, aber die Pausen auch.“