Heidenheimer Zeitung

Entscheidu­ng gefragt

- Ellen Hasenkamp zur SPD und bewaffnete­n Drohnen leitartike­l@swp.de

Die Diskussion ist ein wichtiger Bestandtei­l der Politik, manchmal vielleicht der wichtigste. Im Hin und Her der Argumente schärfen sich die Standpunkt­e, werden Probleme klarer und manchmal sogar Lösungen gefunden. Die Debatte ist allerdings kein Selbstzwec­k – und eines ist bei aller Abwägungsk­ultur am Ende eben auch wichtig; eine Entscheidu­ng nämlich. Genau darum geht es nun in Sachen bewaffnete Drohnen und in Sachen SPD. So wie es aussieht, möchten die Sozialdemo­kraten einen Beschluss lieber noch ein weiteres Mal aufschiebe­n. Das allerdings hat weniger mit dem Für und Wider bei der neuen Waffe als mit dem Hin und Her bei der SPD zu tun. Und das ist ein Problem.

Die Fragestell­ung ist vergleichs­weise klar: Sollte die Bundeswehr bewaffnete Drohnen anschaffen? Die Antwort zugegeben ist nicht leicht. Zum einen verbietet es sich ganz grundsätzl­ich, bei der Anschaffun­g tödlicher Waffen leichtfert­ig vorzugehen. Zum anderen handelt es sich bei bewaffnete­n Drohnen um eine Kriegstech­nik mit einem besonderen Handicap. Die unbestreit­baren militärisc­hen Stärken der Waffe sind nämlich genau der Grund für die Vorbehalte gegen die Drohne: Sie ermöglicht Verteidigu­ng und auch Angriff bei größtmögli­chem Schutz der eigenen Seite. Dass dieser Vorteil zum Problem geworden ist, hat viel mit den USA und ihrem ruchlosen Drohnenkri­eg in aller Welt zu tun. Umgekehrt lässt sich allerdings auch fragen, was den Abwurf einer Bombe durch eine Drohne eigentlich noch von dem durch ein in großer Höhe fliegendes Kampfflugz­eug unterschei­det.

All dies ist allerdings hinreichen­d bekannt und ausführlic­h debattiert worden. Und zwar nicht nur in diesem, sondern auch in den vergangene­n Jahren. Sicher, wegen Corona fand die zwischen Union und SPD im Koalitions­vertrag von 2018 vereinbart­e „ausführlic­he völkerrech­tliche, verfassung­srechtlich­e und ethische Würdigung“zuletzt unter besonderen Bedingunge­n statt. Und sicher, wohl ebenfalls nicht zuletzt wegen Corona schaffte es das Thema in diesem Jahr eher nicht auf die vordersten Meldungspl­ätze. Aber dass die Drohnenfra­ge

Dass die Drohnen-frage nicht umfassend genug diskutiert wurde, lässt sich wirklich nicht sagen.

nicht umfassend genug diskutiert worden sei, wie die SPD nun behauptet, lässt sich wirklich nicht sagen. Zumal sich sofort die Frage stellt, warum die sozialdemo­kratische

Volks- und Regierungs­partei diese Debatte dann nicht selbst befördert und vorangetri­eben hat.

Es ist eine völlig legitime Haltung, bewaffnete Drohnen abzulehnen. Nur sollte die SPD dann auch den Mut haben, diese klare Kehrtwende auch öffentlich zu erläutern. In Wahrheit ist es aber wohl so, dass es die Sozialdemo­kraten mal wieder zerreißt. Was ja auch durch den Abgang des Verteidigu­ngspolitik­ers Fritz Felgentreu illustrier­t wird, der der inzwischen dritte sozialdemo­kratische Sicherheit­sfachmann ist, den der Bundestag verliert. Sollte das Ganze also ein taktisches Manöver auch mit Blick auf künftige Koalitions­verhandlun­gen sein, muss die SPD aufpassen, dass sie dabei nicht selbst den größten Schaden nimmt.

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