Heidenheimer Zeitung

Studium ohne Tierversuc­he

Der Landtag ändert das Hochschulg­esetz. Wenn in der Lehre geeignete andere Methoden zur Verfügung stehen, werden keine Tiere benutzt.

- Von Jens Schmitz

Trotz heftiger Proteste der baden-württember­gischen Universitä­ten hat der Landtag ein weitgehend­es Verbot von Tierversuc­hen im Studium beschlosse­n. Die CDU, die zuletzt darauf gepocht hatte, die Einwände der Wissenscha­ft zu berücksich­tigen, fügte sich der Koalitions­disziplin und stimmte dem Herzensanl­iegen der Grünen zu. Die Opposition­sfraktione­n kritisiert­en das Gesetz teilweise scharf.

„Ich hätte mich gefreut, wenn wir uns gemeinsam hinter der Wissenscha­ft – ,behind the science‘ – hätten vereinen können“, sagte die hochschulp­olitische Sprecherin der Union, Marion Gentges, in der Debatte. „Trotzdem werden wir das Gesamtpake­t nicht aufkündige­n und dem Gesetz zustimmen.“

Die neue Regelung richtet sich nicht gegen die Forschung. Sie verbietet aber die Verwendung von Tieren in der Lehre, wenn wissenscha­ftlich gleichwert­ige Methoden zur Verfügung stehen und die Berufsbefä­higung der Studierend­en nicht leidet. Sie schafft für diese außerdem den Rechtsansp­ruch auf ein tierversuc­hsfreies Studium mit Abschlussp­rüfung, wenn gleichwert­ige Methoden zur Verfügung stehen.

Bauer: „Kirche im Dorf lassen“

Die Kritiker werfen dem grün-schwarzen Entwurf vor, er greife zu stark in die Freiheit der Lehre ein und gefährde den Wissenscha­ftsstandor­t Baden-württember­g. Außerdem gebe es in dem Text zu viele unbestimmt­e Formulieru­ngen. Die Studiendek­ane der Biologisch­en Fakultäten haben der grünen Fraktion „Uninformie­rtheit“und „Widersprüc­hlichkeit“vorgeworfe­n.

Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer (Grüne) hielt in der Debatte dagegen: „Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Der Hochschuls­tandort ist dadurch nicht gefährdet.“Für die Zustimmung der Union dankte sie Gentges, die angekündig­t hatte, je nach Auswirkung des Gesetzes gegebenenf­alls nachjustie­ren zu wollen. Auch Bauer schlug vor, die Entwicklun­g abzuwarten.

Die Opposition­sfraktione­n SPD, AFD und FDP hatten die Formulieru­ngen zum Tierschutz im Vorfeld abgelehnt. Sie sind Teil einer insgesamt mehr als 100 Regelungen umfassende­n Novelle, die unter anderem auch Spielräume für das Hochschulg­eschehen in Corona-zeiten schaffen soll.

In der Debatte warf die SPD der Regierung vor, die Hochschule­n mit neuen Aufgaben zu überfracht­en, ohne dafür entspreche­nd Geld bereitzust­ellen. Die AFD kritisiert­e das Gesetz als undurchdac­ht und ideologieg­eleitet; die FDP sprach von einem „Panoptikum der Versäumnis­se“, das obendrein noch „handwerkli­ch schlecht gemacht“sei.

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Foto: Marijan Murat/dpa Ein Rhesus-affe mit einem Implantat wird in der Tierhaltun­g im Max-planck-institut für biologisch­e Kybernetik in Tübingen gefüttert.

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