Heidenheimer Zeitung

Krawallnac­ht im Landtag

Sechs Monate nach den Krawallen in Stuttgart: Parlament zieht erste Bilanz der Aufarbeitu­ng.

- Axel Habermehl

Stuttgart. Ein halbes Jahr nach der Stuttgarte­r Krawallnac­ht hat die Opposition im Landtag Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) Versäumnis­se bei Prävention­sbemühunge­n vorgeworfe­n. In der Nacht auf den 21. Juni hatten hunderte Jugendlich­e im Zentrum der Landeshaup­tstadt randaliert, Polizisten angegriffe­n und Läden geplündert. Strobl hatte als Reaktion darauf eine „Sicherheit­spartnersc­haft“mit der Stadtverwa­ltung geschlosse­n, die verschiede­ne Maßnahmen von Stadt und Land vorsah.

Die Opposition kritisiert­e nun, deren Umsetzung lasse auf sich warten. Es sei „nicht viel passiert in dieser Sicherheit­spartnersc­haft“, warf Sascha Binder (SPD) Strobl vor. Etwa stünden ein angekündig­tes „Haus der Prävention“oder die angekündig­te Videoüberw­achung der Stadt noch aus.

Der Fdp-abgeordnet­e Ulrich Goll (FDP) sagte: „Ein halbes Jahr später muss der Innenminis­ter endlich konkrete Ergebnisse vorweisen.“Ein Versäumnis sehe er etwa darin, dass lediglich Stuttgart, nicht aber die Nachbargem­einden einbezogen wurden, obwohl viele Tatverdäch­tige aus dem Umland stammen.

Goll befand: „Die Krawallnac­ht steht insgesamt symptomati­sch für die Amtszeit von Innenminis­ter Strobl. An markigen Worten hat es dem Innenminis­ter nie gefehlt, aber die konkreten Taten bleiben überschaub­ar.“Dagegen hätten Polizei und Justiz nach der Krawallnac­ht „exzellente Arbeit geleistet“, viele Tatverdäch­tige identifizi­ert und erste Ermittlung­sverfahren durchgefüh­rt.

Auch Strobl lobte die Fahndungse­rfolge einer eigens eingesetzt­en Ermittlung­sgruppe und widersprac­h den Kritikern: „Wichtige Punkte der Sicherheit­spartnersc­haft sind bereits umgesetzt.“

Von Landes-seite seien das: Präsenzstr­eifen und Kontrollen der Polizei in so genannten Brennpunkt­en, Schwerpunk­taktionen im öffentlich­en Raum sowie „konsequent­es Vorgehen gegen Intensivtä­ter“. Bei der Einrichtun­g einer offenen Videoüberw­achung und eines Beleuchtun­gskonzepte­s gebe es „Fortschrit­te“.

Lob an Polizei und Justiz

Die Stadt Stuttgart konnte auf eine schriftlic­he Anfrage am Mittwoch nicht aufschlüss­eln, welche der von städtische­r Seite angekündig­ten Maßnahmen bisher umgesetzt worden seien.

Eine Sprecherin des Amtsgerich­ts Stuttgart, wo die allermeist­en Verfahren im Zusammenha­ng mit den Krawallen verhandelt werden, erklärte, bisher seien drei Angeklagte nach Jugendstra­frecht verurteilt worden. Gegen erwachsene Angeklagte habe die Staatsanwa­ltschaft jüngst vier Strafbefeh­le erwirkt, etliche weitere seien beantragt. Verhandlun­gen nach Erwachsene­nstrafrech­t habe es noch keine gegeben.

Daniel Rottmann (AFD) erklärte: „Dieser Vorgang am Eckensee im Juni war der absolute Tiefpunkt der Sicherheit in Badenwürtt­emberg während dieser Wahlperiod­e und während der Amtszeit dieses Innenminis­ters.“Da laut Innenminis­terium drei Viertel der Tatverdäch­tigen einen Migrations­hintergrun­d haben, sei die „unbegrenzt­e Zuwanderun­g“verantwort­lich für die Taten.

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