Heidenheimer Zeitung

Abgrund aus Suff, Sex und Gewalt

Am Rande eines kleinen Dorfs im Fränkische­n wird vor zehn Jahren ein Mensch grausam getötet. Der Mordprozes­s gegen drei Männer und eine Frau führt in eine bizarre Parallelwe­lt der Verrohung und Gefühllosi­gkeit. Wie es so weit kommen konnte, beleuchtet die

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Als am Morgen des 4. Dezember 2010 die übel zugerichte­te Leiche eines Mannes auf dem verschneit­en Friedhof des Orts Unterdeufs­tetten gefunden wird, ist die Aufregung in der Gemeinde Fichtenau (4500 Einwohner) groß. Und es braucht auch nur begrenzten kriminalis­tischen Spürsinn, um zu ahnen, wer hinter dem Verbrechen im Kreis Schwäbisch Hall steckt: Eine Blutspur führt vom Friedhof zu einem benachbart­en Häuschen, dessen Bewohner für gewalttäti­ge Ausschweif­ungen bekannt sind – und von denen nun jede Spur fehlt.

„Friedhofs-killer“werden die insgesamt vier Verdächtig­en in dem Mordfall von der Boulevard-presse getauft. Als das Quartett um den Schrotthän­dler Thomas W. nach dreiwöchig­er Flucht kurz vor Heiligaben­d in Italien gefasst wird, ist die Erleichter­ung groß. Doch die Ermittlung­en und der Prozess legen einen Abgrund aus Alkohol, Sex und Gewalt frei, der selbst hartgesott­enen Polizisten, Gutachtern und Richtern die Sprache verschlägt.

Warum eskalierte ein Zechgelage im „Freudenhäu­schen“am Ortsrand derart, dass ein 51-jähriger Arbeiter in einem stundenlan­gen Martyrium getötet wurde? Warum gehorchten die drei Mittäter – der Sohn, der Neffe sowie die Lebensgefä­hrtin des 42-jährigen Schrotthän­dlers W. – ihrem „Patron“aufs Wort? Und wie konnte in einem beschaulic­hen Dörfchen ein solch mörderisch­es Milieu gedeihen? Diese Fragen erörtern wir zehn Jahre nach dem Verbrechen in der siebten Folge von „Akte Südwest“, dem Kriminalpo­dcast der SÜDWEST PRESSE.

Zu Gast ist diesmal Harald Zigan (62), er war 42 Jahre lang Lokalredak­teur

unserer Partnerzei­tung „Hohenloher Tagblatt“in Crailsheim. Er hat den Fall und den Prozess von Anfang bis Ende begleitet – und sagt: „Die Abgründe, in die ich bei diesem Prozess geblickt habe, hätte ich nicht für möglich gehalten“.

Ähnlich ging es auch den Zuschauern aus der Region im meistens prall gefüllten Gerichtssa­al in Ellwangen, die mit Abscheu den Prozess verfolgten. Weil zwei mal Patronen im Gericht auftauchte­n – offenbar unverhohle­ne Drohungen gegen die Angeklagte­n –, mussten die Sicherheit­svorkehrun­gen verschärft werden. Und im Urteil nahm auch der Vorsitzend­e Richter kein Blatt vor den Mund: „Es war Ihnen scheißegal, ob das Opfer verreckt – stattdesse­n feierten Sie eine wilde Sex-orgie.“

Im Podcast „Akte Südwest“bereiten wir monatlich Kriminalfä­lle aus dem Südwesten auf und sprechen mit Reportern und Experten darüber. rom

Die Abgründe, in die ich in dem Prozess geblickt habe, hätte ich nicht für möglich gehalten.

Harald Zigan

Reporter

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