Der Grinch im Ally Pally
Bei der WM in London vollführen alle Beteiligten einen Spagat zwischen Sicherheit und Show. Die Bosse des Weltverbandes sind genervt, weil die Fans ausgeschlossen sind.
Als Peter Wright im Kostüm des „Grinch“die größte Bühne der Dartswelt betrat, fühlte sich der Alexandra Palace für einen kurzen Moment an wie früher. Auf den Tischen standen die mehr als zwei Liter fassenden Bierhumpen, die Menge erhob sich von den Corona-bedingt fest zugewiesenen Plätzen und bejubelte den verkleideten Weltmeister für dessen famose Show. „Snakebite“Wright dürfte diese Momente in vollen Zügen genossen haben, denn ab diesem Mittwoch sind sie schon wieder Geschichte.
Die britische Regierung hat verfügt: Wegen zu hoher Corona-zahlen gibt es in London bis einschließlich 23. Dezember nur noch Geisterspiele. Der Schotte bedauert dies vor allem für die Debütanten: „Für sie ist es ein Horror, diese Kulisse nicht zu haben.“Dabei hatten sich die Verantwortlichen des Weltverbandes PDC ihre heruntergedimmte Party ohne Kostüme und Gesänge, aber dafür mit bis zu 1000 Fans so schön ausgemalt. Boss Barry Hearn äußerte seinen Unmut über die Entscheidung der Regierung, die erst 24 Stunden vor Turnierbeginn verkündet wurde: „Ich verstehe nicht, was da für Gedanken dahinterstehen. Ich fühle mich selbst total verwirrt.“
Auch Geschäftsführer Matthew Porter sprach von einer „Enttäuschung“und verglich das Publikum bei der Darts-wm mit Shoppingcentern, wo es mehr Menschen gebe. „Und die tragen vielleicht keine Maske oder achten vielleicht nicht auf Social Distancing.“Man garantiere eine „sichere Umgebung“, stellte Porter klar. Ab Mittwoch war dies zunächst nur noch für Profis, Funktionäre und Journalisten nötig.
Der furiose Auftaktabend, bei dem der grüne Weihnachtsdieb Wright mit phänomenalem Kostüm das Publikum begeisterte, bot das erhoffte Spektakel. Neben dem erfolgreichen Start des schottischen Titelverteidigers gab es auch Brasiliens Diogo Portela, der auf der Bühne nach seinem Sieg weinte. Im Interview erklärte er: „Mein Privatleben
war ein Alptraum. Dieser Lockdown war nicht gut für mich. Ich habe so viele Leute verloren.“Portela gewann überraschend 3:0 gegen Englands Routinier Steve Beaton.
Gesangsverbot umgangen
Die Kraft des Publikums kann enorm sein, besonders im vorweihnachtlich geschmückten „Ally Pally“. In Corona-zeiten hat die Darts-branche nun einen schwierigen Spagat zwischen Sicherheit und Show zu meistern. Die Politik wägt das Risiko ab. Die ursprüngliche Entscheidung, ein Drittel der 3000 Fans in einer geschlossenen Halle zuzulassen,