Heidenheimer Zeitung

„Die letzten Stunden sind eine richtige Quälerei“

American Footballer Demian Moses hat es die griechisch­e Mythologie angetan.

- Edgar Deibert

Er ist, wie man so schön sagt, ein Neigschmec­kta: Demian Moses kommt aus Rösrath bei Köln, zog vor neun Jahren in den Landkreis Heidenheim, wohnt aber inzwischen in Aalen. Das erste Tattoo des American Footballer­s der Ostalb Highlander­s ist einer der bekanntest­en Bibelverse.

Herr Moses, sind Sie ein gläubiger Christ?

Demian Moses: Eigentlich nicht.

Ihr erstes Tattoo hat aber mit der Bibel zu tun?

Ja, es ist ein Kreuz mit einem Auszug aus dem Psalm 23 auf der linken Brust: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.“Es soll mich an meinen früh verstorben­en besten Freund erinnern. Das passt sehr gut, denn er war immer für mich da.

Wann haben Sie sich dieses Tattoo stechen lassen?

Es war mit 18 geplant, ich habe es aber erst mit 27 machen lassen.

Wie kam es zu dieser Verzögerun­g?

Mir hat einfach die Visualisie­rung gefehlt: was für ein Motiv soll es ein, mit Schrift oder nicht, an welche Körperstel­le. Eine Freundin hat mich dann zu meinem 27. Geburtstag mehr oder weniger zum Tätowierer geschleppt.

Besonders auffällig ist allerdings Ihr linker Arm . . .

Am bedeutsams­ten ist das erste

Tattoo. Von den Motiven her gefällt mir der Arm besser – besonders, wenn er fertiggest­ochen ist.

Was soll noch gemacht werden?

Gerade bin ich in der Verheilung­sphase, die Motive werden aber noch nachgestoc­hen. Ich bin da sehr detailverl­iebt. Und wenn man einmal angefangen hat, hat man den Drang weiterzuma­chen. Da ich kein Freund von Asymmetrie bin, kommt früher oder später der andere Arm auch dran.

Das Thema Ihrer Tattoos auf dem linken Arm zieht sich wie ein roter Faden?

Ja, es geht um die griechisch­e Mythologie. Die Tattoos beschreibe­n meinen Werdegang und haben jeweils eine gewisse Bedeutung.

Erzählen Sie doch mal . . .

Da hätten wir zum einen außen am Oberarm Poseidon, den Gott des Meeres. Er und das Wasser stehen für meinen Charakter, meine Art. Lustigerwe­ise bin ich eine Badewannen­geburt. (lacht) Generell habe ich eine sehr ruhige Persönlich­keit. Ich kann aber genauso gut wild und hart sein und habe auch ein gewisses Temperamen­t. Außen am Unterarm ist Hades, der Herrscher der Unterwelt. Er steht sinnbildli­ch für meine Vergangenh­eit, das Schlechter­e, was ich gemacht habe. Und für die nicht so tolle Seite, zu der man aber stehen und auch kein Geheimnis aus ihr machen sollte.

Die Motive sind so etwas wie Wendepunkt­e in Ihrem Leben?

Ja, ich hatte viele. Ich war nicht so der vorbildlic­he Junge und habe viel Scheiße gebaut.

Was sind die weiteren Motive?

Innen auf dem Oberarm ist Ares, der Gott des Krieges, abgebildet. Er steht für den kämpferisc­hen

Willen und dafür, dass man auch den schweren Weg gehen und sich durchbeiße­n muss. Auf dem inneren Unterarm steht Gottvater Zeus für das Gute, die positive Seite und das Positive in meinem Leben.

Wie fallen denn die Reaktionen aus?

Die Menschen zwischen 20 und 40 sind relativ offen gegenüber Tätowierun­gen. Für die ältere Generation sind Tattoos schon etwas Asoziales. Ich selbst kann bei Tattoos nicht weggucken. Sie ziehen mich an, ich starre wie hypnotisie­rt da drauf. Tattoos sind für mich generell moderne Kunst.

Wie haben denn Ihre Eltern reagiert?

Meine Mama war doch sehr überrascht. Das erste Tattoo war aber okay, da es recht klein ist und man es nicht gesehen hat. Aber bei den anderen am Arm hat sie im ersten Moment schon geschluckt.

Kommen wir zu einer beliebten Frage: Wie sieht es aus mit Schmerzen?

Für den Arm habe ich bislang insgesamt 24 Stunden gebraucht, in viereinhal­b Sitzungen und jeweils sieben Stunden. Die Innenseite war schon heftig. Und die letzten zwei Stunden sind eine richtige Quälerei. Der Körper kühlt ja ab und der Kreislauf klappt zusammen. Sagen wir es mal so: Meine Freundin musste mich füttern.

Ist sie denn selbst tätowiert?

Ja, auch am Oberarm, aber nicht komplett. Und sie steckt’s deutlich besser weg.

Seit zwei Jahren spielt Demian Moses bei den Ostalb Highlander­s als Defensive End. Der selbststän­dige Vermögensv­erwalter geht zum Tätowieren nach Stuttgart, da es dort nicht so persönlich ist. „Ich sehe es pragmatisc­h. Der Tätowierer soll einfach seine Arbeit machen“, sagt der 29-Jährige.

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Fotos: Oliver Vogel Mit links: Demian Moses von den Ostalb Highlander­s. Weitere Fotos gibt es auf hz.de/bilder
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Gottheit: Zeus steht für das Positive in Demian Moses’ Leben.
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Erstes Tattoo: Ein Auszug aus dem Psalm 23 erinnert an einen verstorben­en Freund.

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