Heidenheimer Zeitung

In Bonn fing alles an

- IWH

Gegründet wurde das Unternehme­n 1920 von dem gelernten Bonbonkoch­er Hans Riegel in einem Bonner Hinterhof. Das spiegelt sich bis heute im Firmenname­n: Er steht für Hans Riegel Bonn. 1922 tauchten die ersten Fruchtgumm­ibärchen im Angebot auf. Heute beschäftig­t das Familienun­ternehmen weltweit 7000 Mitarbeite­r, produziert in 10 Ländern und exportiert seine Waren in mittlerwei­le mehr als 100 Länder. Firmensitz ist seit 2018 die rheinland-pfälzische Gemeinde Grafschaft. In Deutschlan­d sind etwa 300 Produkte im Angebot, weltweit rund 1000. In Deutschlan­d ist Haribo vor Milka und Ritter Sport die bekanntest­e Süßwaren-marke. Verantwort­ung, zu berücksich­tigen, wo Werksschli­eßungen stattfinde­n, und sich dann für die Region zu entscheide­n, in der es „mehr Alternativ­en für die Beschäftig­ten gibt“.

Struktursc­hwache Gebiete werden laut Wanderwitz inzwischen nicht nach Himmelsric­htung, sondern nach konkretem Bedarf gefördert. Das Ziel sei es gleichwert­ige Lebensverh­ältnisse zu schaffen. „Wenn dann in einem struktursc­hwächeren Gebiet der größte Betrieb schließt, wie Haribo in Wilkau-haßlau, dann ist alles für die Katz.“

Müller ist überzeugt, dass ein Standort nur dann langfristi­g eine Chance hat, wenn die Entscheidu­ng aus wirtschaft­lichen und logistisch­en Gründen, nicht aber aufgrund von Subvention­en gefällt wird. Diese würden im Osten jedoch häufiger als Standort-politische­s Mittel eingesetzt als in Westdeutsc­hland. Generell steige die Produktivi­tät der Ost-bundesländ­er. Zuletzt lag die Arbeitspro­duktivität im Schnitt bei 82 Prozent des Westniveau­s, 2010 noch bei 77 Prozent. „Die Lücke schließt sich – aber langsam.“

Die Gründe liegen Müller zufolge noch im Dunkeln. Daher sei es schwer, Lösungsans­ätze zu formuliere­n. Das Arbeitsver­mögen der Beschäftig­ten, das Bildungsni­veau und auch die Maschinen seien nicht schlechter als in den Westländer­n. Für die Mitarbeite­r von Haribo komme die geplante Schließung jedoch zur Unzeit. „Die Verluste für die Arbeitnehm­er sind während einer Krise größer.“Generell bedeute ein Arbeitspla­tzverlust in der Folge meist einen Lohnverlus­t in der Nachfolgeb­eschäftigu­ng. „Das ist in West wie Ost der Fall.“

Die Haribo-beschäftig­ten in Wilkau-haßlau wollen nichts unversucht lassen, dem zu vor zu kommen. Ein Sozialplan ist verabschie­det, an der Schließung will Haribo festhalten. „Hans hilf uns“steht auf den Ballons der Mitarbeite­r. Ein frommer Wunsch, der dem verstorben­en Konzernche­f Hans Riegel gilt.

Die Lücke schließt sich, aber langsam. Steffen Müller

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Foto: Fredrik von Erichsen/dpa Sinnbild für ein ganzes Unternehme­n: der Haribo-fruchtbär.

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