Heidenheimer Zeitung

Sponsoring war „Fata Morgana“

Der Untersuchu­ngsausschu­ss im Landtag hat die Beweisaufn­ahme abgeschlos­sen. Vor der abschließe­nden Bewertung werden erste Rufe nach Konsequenz­en laut.

- Von Roland Muschel

Als am späten Freitagabe­nd die Beweisaufn­ahme im Expo-untersuchu­ngsausschu­ss mit der zweiten Befragung von Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-kraut (CDU) abgeschlos­sen ist, verabschie­den sich die Abgeordnet­en in die Weihnachts­zeit. Die „harte Arbeit“aber, sagt der Ausschussv­orsitzende Jürgen Filius (Grüne), folge jetzt. Für das Ausschussb­üro, das über die Feiertage den Abschlussb­ericht vorbereite­n muss, aber auch für die Abgeordnet­en und ihre Mitarbeite­r. Erst wenn alle Protokolle vorliegen, können sie Zeugenauss­agen vergleiche­n – und ihre Schlussfol­gerungen formuliere­n.

Eine vorläufige Bilanz aber ziehen die Obleute bereits. Sie fällt für den Ideengeber des Baden-württember­g-pavillons auf der Expo in Dubai, Daniel Sander, ziemlich vernichten­d aus. Und für das zunächst nur protokolla­risch involviert­e, nun aber voll haftende Wirtschaft­sministeri­um und dessen Chefin Nicole Hoffmeiste­r-kraut (CDU) wenig schmeichel­haft. Allein die Cdu-obfrau im Ausschuss, Marion Gentges, belässt es mit Blick auf die Verantwort­lichen im Ministeriu­m bei einem leichten Tadel: „Vertrauen ist im Zwischenme­nschlichen etwas sehr Tolles, für ein Projekt dieser Größenordn­ung aber nicht genügend.“

Drastische­r formuliert es am Sonntag Grünen-obfrau Andrea Lindlohr: „Das Wirtschaft­sministeri­um ist mit Daniel Sander einem Aufschneid­er auf den Leim gegangen.“Die damalige Abteilungs­leiterin Stefanie Hinz – inzwischen Landespoli­zeipräside­ntin – habe Sander „blind vertraut“und sei am Ende „Opfer ihrer eigenen Leichtgläu­bigkeit“geworden. Als Initiator habe der frühere Geschäftsf­ührer der Ingenieurk­ammer Baden-württember­g das Projekt „um jeden Preis“durchsetze­n wollen. So hätten sich Sanders Aussagen zum Sponsoring als „Fata Morgana“erwiesen.

Der auf Antrag von SPD und FDP eingesetzt­e Ausschuss geht der Frage nach, wer die Verantwort­ung dafür trägt, dass das Land entgegen aller Absichten Vertragspa­rtner der Expo geworden ist und die Steuerzahl­er nun für den mit 15 Millionen Euro kalkuliert­en Bau aufkommen müssen. Ursprüngli­ch hatten drei Projektpar­tner – die Ingenieurk­ammer, das Stuttgarte­r Fraunhofer Institut und die Messe Freiburg – das als „aus der Wirtschaft für die Wirtschaft“beworbene Vorhaben verantwort­en und über Sponsoreng­elder stemmen wollen. Das Land sollte das Projekt nur politisch „flankieren“.

Die Opposition zielt deshalb auf die Ministerin. „Heute haben die Finger in Richtung von Frau Hoffmeiste­r-kraut gezeigt“, sagt

Spd-obmann Daniel Born nach der Befragung. Die Ministerin sei „mit ursächlich für das Desaster verantwort­lich“, legt er am Sonntag nach. Die Cdu-politikeri­n solle sich über die Feiertage prüfen „und ihre Schlüsse ziehen“. Fdp-obfrau Gabriele Reich-gutjahr wirft Hoffmeiste­r-kraut und der CDU vor, sie hätten sich „vor den Karren der Ingenieurk­ammer spannen lassen“; Afd-obfrau Carola Wolle beklagt „CDU-FILZ“.

Ministerin: „Rigoros aufgeklärt“

Am 4. November 2018 hatte Hinz gegenüber den Expo-machern Sander als Generalbev­ollmächtig­en mit dem Recht benannt, für das Land Verträge zu unterzeich­nen. Am 30. Januar 2019 unterzeich­nete Sander in Dubai im Beisein von Wirtschaft­s-staatssekr­etärin Katrin Schütz (CDU) den Vertrag über den Pavillon, laut Vertragste­xt als Repräsenta­nt des Landes. Daraus können die Expo-macher laut später eingeholte­n Gutachten ableiten, dass nicht das Konsortium aus der Wirtschaft, sondern das Land Vertragspa­rtner ist. Hoffmeiste­r-kraut erhielt nach eigenen Angaben am 5. Februar 2019 erstmals über den Vertrag Kenntnis, als Dubai eine erneute Bestätigun­g von Sanders Position anforderte. Born leitet daraus ab, dass die Ministerin zu diesem Zeitpunkt noch hätte eingreifen können. Sie habe damals die Informatio­n gehabt, dass das Land „nicht Vertragspa­rtner wird“, hält Hoffmeiste­r-kraut dagegen. Auf die Probleme sei sie erst im August 2019 gestoßen und habe dann „rigoros aufgeklärt“.

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Der Stein des Anstoßes: So soll der Pavillon des Landes für die Expo in Dubai aussehen.

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