Die Awo plant eine Ganztags-kinderbetreuung
Auf der großen Baulücke an der Liststraße in der Heidenheimer Weststadt entstehen nicht nur ein neues Awo-altenzentrum, sondern auch Wohnungen und eine neuartige Kindertageseinrichtung.
Die Arbeiterwohlfahrt hat große Pläne: Auf der Brachfläche an der Liststraße sollen ein Altenzentrum, Wohnungen sowie eine neuartige Kinderbetreuung entstehen.
Welche Not Pflegedienstmitarbeiter bei der Kinderbetreuung haben können, das kennt die Arbeiterwohlfahrt aus den eigenen Reihen: Wer kümmert sich um die Kinder, wenn der Dienst im Altenheim früher beginnt oder später endet, als der Kindergarten geöffnet ist?
Um Lösungen zu bieten, haben sich die Verantwortlichen des Heidenheimer Awo-kreisverbands dazu entschlossen, in die Kinderbetreuung einzusteigen. Gebaut werden soll in der Weststadt ein neues Altenpflegeheim sowie eine Kindertagesstätte, die deutlich längere Öffnungszeiten haben soll, als es sie bislang in Heidenheim gibt.
Kinderbetreuung als Werbung
Und warum das alles? „Um die Familien, Mütter und Väter zu entlasten, die keiner 9-bis-17-uhr-beschäftigung nachgehen“, sagt Awo-kreisvorsitzender Stefan Oetzel. Man habe dabei in erster Linie die eigenen Beschäftigten im Blick und wolle die Awo für ihre Mitarbeiter attraktiv machen, ergänzt Awo-geschäftsführer Jens Brauer. Aber auch Außenstehende könnten das Angebot freilich in Anspruch nehmen, so Brauer, der an die Beschäftigten des Klinikums und des Einzelhandels denkt, deren Arbeitsstätten in der Nachbarschaft lägen.
14 Stunden geöffnet
Gerade im Hinblick auf den Fachkräftemangel sehen sowohl Oetzel als auch Brauer die erweiterten Betreuungszeiten als wichtig an: „Wir hoffen, damit den Beschäftigten die Rückkehr in den Beruf zu erleichtern“, so Oetzel. „Uns wäre schon geholfen, wenn eine Fachkraft stundenweise wieder einsteigen würde.“Und Brauer erzählt von Erfahrungen, dass Mitarbeiter gewisse Dienste nicht wahrnehmen könnten, weil sie keine Kinderbetreuung haben. „Das hat uns überhaupt auf die Idee gebracht“, so Brauer. Doch was wird neu an der Awo-kita sein? Die ausgedehntesten Öffnungszeiten hat derzeit das städtische Kinderhaus Damaschkestraße im Angebot, wo von 6.30 bis 17 Uhr Kinder betreut werden. In der künftigen Awo-kindertagesstätte sind diese Zeiten um dreieinhalb Stunden länger: Nach bisherigem Planungsstand wird die Kita von 6 bis 20 Uhr geöffnet sein. „Wir haben uns damit an den Arbeitszeiten der Beschäftigten in systemrelevanten Tätigkeiten orientiert“, sagt Stefan Oetzel.
Die Nachfrage könnte groß sein. Nach welchen Kriterien die Aufnahme erfolgt, das ist laut Oetzel noch nicht geklärt. Im Moment suche die Awo nach einem erfahrenen Leiter oder einer Leiterin für die Einrichtung, die das pädagogische Konzept der Einrichtung erarbeitet und bei der Suche und der Einstellung der zehn Erzieher beteiligt ist.
44 Plätze in drei Gruppen werden in der neuen Kita zur Verfügung stehen. Es gebe eine altersgemischte Ganztagsgruppe mit 14 Plätzen, eine Gruppe für Kinder von drei Jahren bis zum Schuleintritt
mit 20 Plätzen und eine Krippengruppe mit zehn Plätzen. Geplant worden sei die Kita in enger Abstimmung mit der Stadt Heidenheim, die bei der Berechnung von Personal- und Platzangebot unterstützt habe.
Entstehen wird die neue Kita an der Liststraße in der Nähe der Einmündung drr Daimlerstraße. Bis vor kurzem standen hier die ehemaligen Gebäude der Firma Weireter. Diese sind seit einigen Tagen vollständig abgerissen.
Gebaut wird das neue Ensemble von einem Bauträger, die Bauund
Vertriebsgesellschaft mbh Heidenheim, die laut Auskunft von Brauer noch in diesen Tagen mit den Erdarbeiten beginnen wolle. Die Gesellschaft sei eigens für das Heidenheimer Bauvorhaben gegründet worden. Dahinter stehe ein erfahrener Bauträger, so Oetzel, der nicht nur Wohnbebauung, sondern andernorts auch Altenheime projektiert und gebaut habe.
Die Awo wird im neuen Gebäudekomplex zwei Stockwerke übernehmen für den Betrieb eines neuen Altenzentrums und der
Kita übernehmen. Neun Millionen Euro beträgt die Investitionssumme. Der Investor baut am Standort zudem 44 Eigentumswohnungen sowie eine Tiefgarage mit 30 Stellplätzen.
Der Zeitplan
Mindestens ein Jahr Bauzeit ist für dieses große Projekt derzeit veranschlagt. Mit der Eröffnung der Kita rechnet Oetzel frühestens Ende 2021, das neue Altenpflegeheim mit seinen 56 Plätzen soll im günstigsten Fall Anfang 2022 in Betrieb gehen.