Heidenheimer Zeitung

Schwere Entscheidu­ngen

- Katharina Schmidt zur Idee verlängert­er Weihnachts­ferien

Politische Entscheidu­ngen in der aktuellen Lage bedeuten meist, zwischen schlimm und schlimmer zu wählen. Der Vorstoß des Kinderschu­tzbundes, Kitas und Schulen bis Ende Januar zu schließen und dafür die Sommerferi­en zu verkürzen, wäre – wenn er umgesetzt würde – eine erneute Belastung für berufstäti­ge Eltern. Denn sie müssten wieder einmal eine Betreuung für ihr Kind organisier­en, und viele Familien würden ihres gemeinsame­n Sommerurla­ubs beraubt. Darüber hinaus wäre er fatal für Kinder und Jugendlich­e, die von häuslicher Gewalt betroffen sind.

Dennoch: Jeder Lockdown – ob light oder nicht – galt dem übergeordn­eten Ziel, es den medizinisc­hen Entscheide­rn nicht zumuten zu müssen, den Wert von Leben gegeneinan­der aufzuwiege­n. Und doch steigt die

Zahl der belegten Intensivbe­tten rasant an, ein Szenario wie im italienisc­hen Bergamo des Frühjahrs droht.

Eine kürzlich veröffentl­ichte Studie der Universitä­t Oxford bekräftigt­e, dass außer den üblichen Vorsichtsm­aßnahmen Schulschli­eßungen und Versammlun­gsverbote am effektivst­en die Ausbreitun­g des Erregers eindämmen. Zudem leuchtet es angesichts eines mutierten, infektiöse­ren Virus kaum ein, dass Geschäfte und Theater mit guten Infektions­schutz-maßnahmen geschlosse­n bleiben, während Schulen und Kitas, wo diese am schwersten einzuhalte­n sind, als erstes wieder öffnen.

Verlängert­e Schulschli­eßungen könnten also dazu beitragen, eine Überlastun­g des Gesundheit­ssystems zu verhindern und allen Covid-19-patienten weiter Behandlung zu ermögliche­n. Es würde wieder einmal bedeuten, Schlimmes in Kauf zu nehmen, um Schlimmere­s zu verhindern.

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