Schwere Entscheidungen
Politische Entscheidungen in der aktuellen Lage bedeuten meist, zwischen schlimm und schlimmer zu wählen. Der Vorstoß des Kinderschutzbundes, Kitas und Schulen bis Ende Januar zu schließen und dafür die Sommerferien zu verkürzen, wäre – wenn er umgesetzt würde – eine erneute Belastung für berufstätige Eltern. Denn sie müssten wieder einmal eine Betreuung für ihr Kind organisieren, und viele Familien würden ihres gemeinsamen Sommerurlaubs beraubt. Darüber hinaus wäre er fatal für Kinder und Jugendliche, die von häuslicher Gewalt betroffen sind.
Dennoch: Jeder Lockdown – ob light oder nicht – galt dem übergeordneten Ziel, es den medizinischen Entscheidern nicht zumuten zu müssen, den Wert von Leben gegeneinander aufzuwiegen. Und doch steigt die
Zahl der belegten Intensivbetten rasant an, ein Szenario wie im italienischen Bergamo des Frühjahrs droht.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Universität Oxford bekräftigte, dass außer den üblichen Vorsichtsmaßnahmen Schulschließungen und Versammlungsverbote am effektivsten die Ausbreitung des Erregers eindämmen. Zudem leuchtet es angesichts eines mutierten, infektiöseren Virus kaum ein, dass Geschäfte und Theater mit guten Infektionsschutz-maßnahmen geschlossen bleiben, während Schulen und Kitas, wo diese am schwersten einzuhalten sind, als erstes wieder öffnen.
Verlängerte Schulschließungen könnten also dazu beitragen, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern und allen Covid-19-patienten weiter Behandlung zu ermöglichen. Es würde wieder einmal bedeuten, Schlimmes in Kauf zu nehmen, um Schlimmeres zu verhindern.