Heidenheimer Zeitung

Flüchtling­srat: Corona verschärft Probleme

Verein weist auf das Infektions­risiko in Massenunte­rkünften und fehlende Technik für Online-kurse hin.

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Stuttgart. Die Corona-krise hat die Lage der Asylsuchen­den im Land aus Sicht des Flüchtling­srats Baden-württember­g deutlich verschlech­tert. Ausbrüche in Sammelunte­rkünften wie der Ellwanger Landeserst­aufnahmest­elle hätten bestätigt, „dass das System der Massenunte­rbringung nicht gut ist“, sagte der Geschäftss­tellenleit­er Seán Mcginley in Stuttgart. . In einigen Unterkünft­en wie der Landeserst­aufnahmest­elle hätten sich mehrere Menschen ein Zimmer geteilt, häufiger noch Bad und Sanitäranl­agen. Selbst als Infektione­n im Herbst auftauchte­n, hätten manche Behörden da erst überlegt, was zu tun sei. „Das war schlecht vorbereite­t“, sagte er. „Die Leidtragen­den sind die Menschen.“

Dem Innenminis­terium zufolge ist in den Erstaufnah­meeinricht­ungen die Belegungsq­uote von rund 60 auf maximal 40 Prozent verringert worden, etwa indem neue Gebäude dafür in Betrieb genommen wurden. Zudem habe es viele Maßnahmen etwa mit Blick auf Abstand, Hygiene und Kontakte gegeben. Besonderen Schutz gebe es für Menschen aus Risikogrup­pen.

Mcginley kritisiert­e auch, dass Menschen ohne Rücksicht auf die Pandemie abgeschobe­n worden seien. Im Westbalkan etwa seien die Gesundheit­sbehörden „vor dem Kollaps“gewesen.

Negative Tests als Bedingung

Laut Innenminis­terium wurden bis Ende November 1228 Menschen aus Baden-württember­g abgeschobe­n. Zum selben Stichtag 2019 waren es 2435. „Da einige Zielländer gerade zu Beginn der Pandemie die Rücküberna­hme der eigenen Staatsange­hörigen verweigert­en, mussten Abschiebun­gen oder Überstellu­ngen in diese Staaten zunächst zurückgest­ellt werden“, erklärte ein Sprecher. Einige Zielländer hätten auch Angaben zum individuel­len Covid-19-risiko der Betroffene­n und/oder einen aktuellen negativen Corona-tests verlangt. „Dies stellt die Landesbehö­rden vor die Herausford­erung, diese Informatio­nen zeitnah und verlässlic­h zu beschaffen sowie eine Testung jedes einzelnen Rückzuführ­enden sicherzust­ellen.“

Die Corona-krise hat für die Flüchtling­e auch negative Folgen in den Bereichen Bildung und Arbeit.

Kinder und Jugendlich­e hätten häufig das Problem gehabt, dass sie oft weder über Wlan noch die nötige Hardware und oft auch keine ruhige Umgebung für den Unterricht zu Hause hätten, sagte Mcginley. Entspreche­nde Probleme hätten Online-deutschkur­se bereitet. Und weil das Aufenthalt­srecht am Arbeitspla­tz hänge, bekämen in den nächsten Monaten wohl auch all jene Probleme, die Corona-bedingt ihren Job verloren haben, prognostiz­ierte der Leiter der Flüchtling­srat-geschäftss­telle. „Das bereitet uns große Sorgen.“

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