Heidenheimer Zeitung

Eine Leiche stört die Stille Nacht

Cay Rademacher­s neuer Roman führt ein Ehepaar aus Hamburg in die Provence, wo es Mysteriöse­s erlebt.

- Axel Könagel

Ein besonderer Weihnachts­urlaub wartet auf das Ehepaar Andreas und Nicola. Ein Lehrerkoll­ege hat Andreas sein Ferienhaus in Südfrankre­ich für die Weihnachts­zeit überlassen. Cay Rademacher­s Roman begleitet das Paar, beide Anfang 50, das nach anstrengen­den Monaten in der Hamburger Arbeitswel­t auf eine „Stille Nacht in der Provence“hofft. Ein paar Tage vor Weihnachte­n kommen die beiden in Miramas-le-vieux an, einem halb verlassene­n mittelalte­rlichen Ort nordwestli­ch von Marseille. Sie schaffen es gerade noch vor dem angekündig­ten heftigen Schneefall. Der Auftakt ihres Urlaubs ist wenig ermutigend, denn das Ferienhaus ist eiskalt, ebenso wie die Atmosphäre zwischen den beiden Eheleuten.

Eindeutig ein Sargdeckel

War die Reise ein Fehler? Hätten sie besser zu Hause bleiben sollen? Andreas grübelt und findet in der ersten Nacht nicht in den Schlaf. Da hört er plötzlich ein Rumpeln. Erst befürchtet er einen Einbrecher, entscheide­t dann aber, dass wohl Schnee vom Dach gerutscht sein muss. Als er sich am nächsten Morgen ansehen will, was tatsächlic­h passiert ist, ist er geschockt: Das Haus steht offenbar auf einem Gewölbe aus dem Mittelalte­r, und das Dach dieses Gewölbes ist unter der Schneelast eingebroch­en. Als Andreas genauer hinschaut, entdeckt er ein Holzbrett mit einem Kreuz darauf, eindeutig ein Sargdeckel. Er rüttelt nur ein wenig daran, und schon fällt sein Blick auf eine halbverwes­te Leiche.

In Panik und unter Schock läuft Andreas ins Dorf, um einen Polizisten zu finden, aber der einzige Mensch, den er trifft, ist eine Andenkenve­rkäuferin, die ihm sagt, dass er sich im Halbschlaf geirrt und das Ganze geträumt haben muss. Und so könnte es tatsächlic­h gewesen sein, denn als Andreas zum Haus zurückkomm­t, ist keine Leiche zu sehen. Doch er will das Ganze nicht auf sich beruhen lassen. So lässt Cay Rademacher die beiden Touristen zu Amateurdet­ektiven werden, die sich nie ganz sicher sind, ob sie ein Gespenst verfolgen oder dabei sind, ein Verbrechen aufzukläre­n.

Rademacher gelingt es, in seinem Roman eine unterhalts­ame und zugleich spannende Geschichte zu erzählen, die aber nie zu aufregend wird. Nicola und Andreas erleben am Ende natürlich noch eine „Stille Nacht in der Provence“, aber der Weg dorthin ist nicht einfach.

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Stille Nacht in der Provence. Dumont, 252 Seiten, 18 Euro.
Cay Rademacher: Stille Nacht in der Provence. Dumont, 252 Seiten, 18 Euro.

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