Die etwas andere Schul-mensa
Am Schillergymnasium unterhält der Förderverein der Schule ein Café, in dem auch viele Eltern ehrenamtlich mitarbeiten. Vor allem die kleinen Gerichte kommen gut an.
Die Theke im Schulcafé des Schillergymnasiums (SG) besticht durch viele leckere Angebote: Joghurt mit Früchten, belegte Brötchen, Bagels, süßes Gebäck, frische Salate. Am letzten Öffnungstag vor dem Lockdown tragen die Mitarbeiterinnen alle Weihnachtsmützen, es ist hübsch dekoriert und die Stimmung ist fröhlich, auch wenn im Moment niemand weiß, wann es mit dem Präsenzunterricht weitergeht. Die Mensa am SG ist aber nicht nur wegen ihres Essensangebots oder der einladenden Atmosphäre eine Besonderheit, sondern vor allem wegen der Organisationsform: Im Gegensatz zu den anderen Schulmensen, die von der Stadt Heidenheim betrieben werden, ist am SG der Förderverein der Schule der Träger.
Viele ehrenamtliche Helfer
Die Leiterin des Schulcafés, Kristina Knoll, ist fest angestellt, die rund 20 Helfer, die sich an den Öffnungstagen mit den Diensten abwechseln, tun dies auf ehrenamtlicher Basis. „Es sind viele Eltern dabei, auch solche, deren Kinder längst nicht mehr an der Schule sind“, berichtet Kristina Knoll. Manche Ehrenamtliche fanden aber auch über die Koordinierungsstelle für Mitwirkung und Engagement der Stadt Heidenheim den Weg ans SG. Die Stadt Heidenheim stellt die Infrastruktur für die etwas andere Mensa, übernimmt die Hygieneschulungen der Ehrenamtlichen und bezahlt ihnen eine kleine Entschädigung.
Der Sonderweg am SG sei quasi historisch gewachsen, berichtet Oliver Röthel, der Vorsitzende des Fördervereins. Die ehemalige Lehrerin Rosemarie Frey habe die Schulverpflegung aufgebaut. „Es hat ganz klein angefangen in einem Oberstufenzimmer“, erzählt er. 2009 wurde der Neubau auf dem Schulhof eingeweiht, in den das Schulcafé umzog. Bis vor vier Jahren wurde es noch von Rosemarie Frey geleitet. „Wir mussten den Betrieb einfach irgendwann auf professionelle Beine stellen“, sagt Röthel.
Leidenschaft und Ideen
Mit der Einführung des Siebenstunden-modells, bei dem die Schüler jeden Tag bis 13.30 Uhr Unterricht haben, sei auch der Bedarf an Schulverpflegung gewachsen. Heute ist das Schulcafé an Schultagen von 8.30 bis 14 Uhr, freitags nur bis 12 Uhr geöffnet.
Kristina Knoll ist eigentlich Textildesignerin, hat aber zuvor auch schon in der Gastronomie gearbeitet. Im Schülercafé war sie anfangs ehrenamtlich tätig, nun ist sie schon im vierten Jahr die Chefin. „Ich mache das einfach wahnsinnig gerne“, sagt die 60-Jährige.
Wenn sie erzählt, welche Leckereien sie für die Schüler zubereitet und welche Ideen sie noch ausprobieren will, läuft auch dem Zuhörer das Wasser im Mund zusammen. „Auch meine ehrenamtlichen Helfer machen oft Vorschläge, was man anbieten könnte, und ich lasse sie das gerne ausprobieren“, berichtet sie.
Vor allem kleine Gerichte wie Spätzle mit Soße, Maultaschensuppe oder Milchreis mit Apfelmus kommen bei den Schülern gut an. Auch der Pasta-tag, den Kristina Knoll eingeführt hat, sei „der Renner“. Nur wenig Nachfrage gibt es hingegen nach dem klassischen warmen Mittagessen, das auf Vorbestellung von der Osram-kantine aus Herbrechtingen geliefert wird. „Wenn wir da zehn Bestellungen an einem Tag haben, ist es schon sehr viel“, sagt Kristina Knoll. Dieses Angebot werde hauptsächlich von Lehrern angenommen, so die Fachfrau.
Es wird auch getröstet
Darüber hinaus, erzählt Kristina Knoll, sei das Schulcafé auch der kommunikative Mittelpunkt der Schule, das Herz des Schillergymnasiums schlägt quasi im modernen Glasbau hinter dem Traditionsschulhaus. „Wir trösten auch manchmal Schüler, wenn sie etwas drückt“, sagt die Schulcafé-leiterin. Der über 200 Quadratmeter große Raum kann mit Raumteilern aufgeteilt werden, die Oberstufe trifft sich hier, wenn sie Freistunden hat, auch für Lehrer ist ein Tisch reserviert.
Regional, saisonal, fair
Die Preise im Schulcafé sind moderat, „wir sind ja kein Betrieb, der Gewinn abwerfen muss“, so Kristina Knoll. Dafür achtet sie darauf, regionale und saisonale Produkte einzukaufen. Kaffee, Tee und Schokolade sollen aus fairem Handel kommen, schließlich ist das Schillergymnasium auch Fairtrade-schule. Kunststoffverpackungen werden vermieden, wenn es geht: Joghurt oder Nudelsalat gibt es im Gläschen, ansonsten setzt Kristina Knoll auf Biokunststoff auf Maisstärke-basis. Wenn die Schulen wieder öffnen, soll es im SG neben dem Pasta-tag auch regelmäßig einen Veggie-day geben. „Das hatten wir schon mal, das kam super an“, berichtet die Küchenchefin.
Nach der ersten Schulschließung im März blieb das Schulcafé des Schillergymnasiums bis nach den Sommerferien geschlossen, „das hätte sich nicht gelohnt, weil ja nicht mehr alle Schüler gleichzeitig zur Schule kamen“, sagt Kristina Knoll. Wie lange es diesmal dauern wird, ist noch nicht absehbar. Aber eins ist schon sicher: Wenn das Schulcafé des SG wieder öffnet, wird Kristina Knoll mit neuen Ideen bereitstehen.