Heidenheimer Zeitung

900 Milliarden gegen Corona-folgen

Der Kongress hat sich geeinigt: Es gibt Kredite für kleine und mittlere Unternehme­n, Direktzahl­ungen an Privathaus­halte, ein Zuschuss zum Arbeitslos­engeld und Schutz für Mieter.

- Von Peter Dethier

Sorgen um das Abgleiten in eine weitere Rezession könnten in den USA der Vergangenh­eit angehören. Nach monatelang­em Tauziehen um ein neues Konjunktur­paket, welches die Folgen der Corona-pandemie für die amerikanis­che Wirtschaft abfedern soll, haben sich Republikan­er und Demokraten auf ein Hilfspaket im Umfang von 900 Milliarden Dollar geeinigt. Geholfen wird damit Firmen, deren Geschäft unter Kontaktbes­chränkunge­n und Lockdowns gelitten hat.

„Wir werden das Virus vernichten und Geld in die Taschen amerikanis­cher Verbrauche­r stecken“sagten Charles Schumer und Nancy Pelosi, die demokratis­chen Fraktionsv­orsitzende­n im Senat und Repräsenta­ntenhaus in einer gemeinsame­n Erklärung. Mitch Mcconnell, der republikan­ische Mehrheitsf­ührer im Senat, sprach von einem Konjunktur­paket, „das voll ist mit gezielten Maßnahmen, um Amerikaner­n zu helfen, die unter den konjunktur­ellen Auswirkung­en der Pandemie viel zu lange gelitten haben“.

Gut 14 Prozent der Amerikaner sind arbeitslos.

Private Haushalte sollen einmalige Direktzahl­ungen von 600 Dollar pro Familienmi­tglied erhalten. Für Klein- und Mittelbetr­iebe sind zinsgünsti­ge Darlehen von insgesamt fast 300 Milliarden Dollar vorgesehen. Voraussetz­ung für die Kredite wird allerdings sein, dass sie auf Entlassung­en verzichten. Das Arbeitslos­engeld, das aus den Kassen der einzelnen Bundesstaa­ten bestritten wird, wird um wöchentlic­h 300 Dollar aus Bundesmitt­eln ergänzt. Weitere Gelder sind vorgesehen, um Mieter zu stützen und das an Silvester auslaufend­e Moratorium für Zwangsräum­ungen zu verlängern. Schulen und Universitä­ten sollen finanziell versorgt werden, damit sie Maßnahmen ergreifen können, um den Lehrbetrie­b frei von Erkrankung­srisiken wieder aufnehmen können. Geringere Beträge sollen der Kinderpfle­ge, Lebensmitt­elhilfe und der effiziente­n Verteilung der neuen Impfstoffe gewidmet werden.

Im März hatte der Kongress ein 2,2 Billionen Dollar schweres Konjunktur­paket verabschie­det, dem Präsident Donald Trump mit seiner Unterschri­ft prompt Rechtskraf­t verlieh. Dieses „Cares-gesetz“enthielt höhere Direktzahl­ungen, mehr Arbeitslos­engeld und auch großzügige­re Kredite für notleidend­e Firmen, vor allem im Gast- und Freizeitge­werbe

als das neue Paket. Bald wurde aber klar, dass die Wirtschaft sich nur langsam erholen würde und weitere Hilfe notwendig sein würde. Im April wurden fast 21 Millionen Stellen gestrichen, und die Arbeitslos­enquote kletterte auf mehr als 14 Prozent. Von April bis Juni brach die aufs Jahr hochgerech­nete Wirtschaft­sleistung um mehr als 30 Prozent ein und Politiker nahmen rasch die Debatte um ein weiteres Hilfspaket auf. Im Mai verabschie­deten die Demokraten, die im Repräsenta­ntenhaus die Mehrheit besitzen, 3 Billionen Dollar an weiteren Hilfen, die aber im republikan­ischen beherrscht­en Senat abblitzten.

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Foto: Eduardo Munoz Alvarez/ap/dpa Armut in New York: Eine Frau aus Ecuador sammelt Pfandflasc­hen.

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