Kaugummi in der Krise
Der Absatz hat deutlich nachgelassen, auch weil weniger Treffen und Dates stattfinden.
Berlin. Frischer Atem überflüssig? Der Absatz von Kaugummi ist durch den harten Lockdown im Frühjahr deutlich zurückgegangen. „Dem Kaugummi wurde zu Beginn der Krise ein Rückgang von zehn Prozent prophezeit“, sagt Bastian Hörmann, leitender Produktmanager des Nahrungsmittelkonzerns Archer Daniels Midland (ADM) in Deutschland der „Süddeutschen Zeitung“. Jetzt liege der Rückgang bei 28 Prozent.
Anfang des Jahres noch gaben bei Umfragen fast zehn Millionen Personen an, dass sie mehrmals pro Woche Kaugummi konsumieren. Im Schnitt kaut demnach jeder Deutsche 100 Streifen im Jahr. Nun gibt es drei Gründe für den
Rückgang der Nachfrage. Einen frischen Atem braucht man zum Beispiel vor einem Meeting oder einem Date. „Homeoffice, Social Distancing, keine Meetings und keine Besuche haben dazu geführt, dass es weniger Anlässe zum Kaugummi kauen gab“, sagt Manuela Proske, Pressesprecherin von Mars Wrigley, auf Anfrage. Außerdem werden die Bubble Gums normalerweise gerne direkt an der Kasse aufs Band gelegt. Dort aber hat sich das Einkaufen durch die Abstände an den hygienisch umgerüsteten Kassen verändert – und teilweise auch die Auswahl an Waren.
Die meisten Menschen gehen in der Corona-krise auch schlicht seltener einkaufen. Außerdem werde Kaugummi gerne in der Drogerie mitgenommen oder schnell an der Tankstelle sowie im Kiosk besorgt. „Da Drogerien, Tankstellen und Kioske weniger besucht wurden, hatte der Kunde seine Kaugummis beim Einkaufen nicht mehr im Blick“, sagt Proske. Zusammengefasst könne man sagen: „Kaugummi ist genau in den Momenten und an den Einkaufsorten stark, die besonders hart von den Einschränkungen betroffen waren.“
Die Kaumasse wird übrigens größtenteils aus Kunststoffen hergestellt, die auf Erdöl basieren. Dazu kommen Geschmacks- und Farbstoffe, Weichmacher, Glyzerin zum Feuchthalten sowie Süßstoff oder Zucker.
Streifen für frischen Atem.
Seit dem Sommer stellt Wrigleys allerdings eine Erholung fest. Gut so, sagt die Pressesprecherin. Denn Kaugummi erfrische nicht nur den Atem, sondern unterstütze aktiv die Zahn- und
Mundgesundheit. Gerade letzterem komme in der Corona-krise eine besondere Bedeutung zu. Nach Aussagen der Bundeszahnärztekammer haben Patienten ihren Zahnarzt seit dem Frühjahr deutlich seltener aufgesucht und insbesondere Prophylaxe-sitzungen wurden deutlich weniger wahrgenommen.
Die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung empfehle in der Kariesprophylaxe-leitlinie neben Zähneputzen auch das Kauen von zuckerfreiem Kaugummi nach den Mahlzeiten, sagt die Sprecherin. Auch mindere Kaugummi die Mundtrockenheit, die viele Menschen beim ständigen Tragen der Mund-nasenmaske verspüren.