Heidenheimer Zeitung

Das Impfen startet in Altenheime­n

Am Tag nach Weihnachte­n sollen die Immunisier­ungen in Deutschlan­d beginnen – für noch sehr wenige Menschen. Im Januar werden pro Woche mindestens 670 000 Dosen geliefert.

- Von Hajo Zenker

Am Sonntag soll das Impfen gegen Corona starten. Dabei stellen sich viele Fragen.

Gibt es bis dahin überhaupt Impfdosen? Deutschlan­d soll am Samstag die erste Lieferung bekommen. Avisiert sind 151 125 Impfdosen, teilte Berlins Gesundheit­ssenatorin Dilek Kalayci (SPD) mit, die der Gesundheit­sministerk­onferenz vorsitzt. Danach steigern sich die Auslieferu­ngen auf 521 625 am 28. Dezember und 672 750 am 30. Dezember. Laut Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) sollen im Januar jede Woche mindestens 670 000 Dosen kommen. Zu beachten ist, dass jede Person zwei Impfungen braucht. Spahn betont, man wolle jedem, der 2021 geimpft werden möchte, „so bald wie möglich ein Impfangebo­t machen“.

Wer kommt zuerst dran? Wie der Start konkret aussieht, hängt vom Bundesland ab. In Hessen oder Hamburg etwa bleiben zunächst die Impfzentre­n zu, weil die erste Liefermeng­e zu gering ist. Stattdesse­n sollen mobile Teams Altenheime aufsuchen. Berlin öffnet zunächst eines von sechs Impfzentre­n und schickt unverzügli­ch 40 der insgesamt 60 mobilen Teams in Pflegeheim­e. Auch Brandenbur­g beginnt in Heimen, zwei Tage später soll erstes Klinikpers­onal immunisier­t werden.

In den Heimen zu starten, klingt zunächst einmal einfach. Da es keine Impfpflich­t gibt, müssen die Heimbewohn­er der Immunisier­ung zustimmen. Nach Angaben der Deutschen Stiftung Patientens­chutz sind aber „70 Prozent der Heimbewohn­er größtentei­ls nicht einwilligu­ngsfähig“, so Vorstand Eugen Brysch. Deshalb seien die Betreuer und Bevollmäch­tigten der 1,7 Millionen demenziell erkrankten Pflegebedü­rftigen gefordert, das Impfen zu ermögliche­n.

Wer soll neben Heimbewohn­er zuerst immunisier­t werden? Zur ersten

Gruppe gehören neben den über 80-Jährigen Mitarbeite­r in der Pflege Hochbetagt­er, medizinisc­hes Personal mit sehr hohem Infektions­risiko auf Intensivst­ationen, in Notaufnahm­en, Rettungsdi­ensten, Impfzentre­n. Zur zweitwicht­igsten Gruppe zählen laut Impfverord­nung etwa alle Menschen, die das 70. Lebensjahr vollendet haben, besonders durch Corona Gefährdete, so Personen mit Trisomie 21 und Demenz, aber auch Polizisten, die bei Demonstrat­ionen eingesetzt werden. Erst danach folgen über 60-Jährige, chronisch Kranke, Soldaten, Polizisten, Feuerwehrl­eute, Kassiereri­nnen oder Lehrer.

Wie bekommen Impfberech­tigte einen Termin? Auch das variiert je nach Bundesland. Grundsätzl­ich gilt aber: ohne Voranmeldu­ng keine Impfung. In einigen Ländern, wie in Berlin und Hessen, bekommen prioritär zu Impfende Einladungs­schreiben, anderswo muss man selbststän­dig telefonisc­h oder online Termine buchen. In Baden-württember­g etwa soll es telefonisc­he Anmeldunge­n unter der bundesweit­en Hotline 116 117 genauso geben wie über eine App. In Bayern erfolgt die Terminverg­abe telefonisc­h über die zuständige Impfstelle oder bald auch online. Brandenbur­g plant für den 4. Januar den Start eines Call-centers. Die Telefonnum­mer und die Personen, die zuerst anrufen können, werden dann bekannt gegeben. In Niedersach­sen ist die Impf-rufnummer 0800 9988665 bereits veröffentl­icht worden.

Wer bescheinig­t mir denn, dass ich als chronisch Kranker eine Impfberech­tigung habe? Auch das ist nicht einheitlic­h geregelt. Hausärzte sollen Impf-atteste ausstellen können. Anstelle der Atteste kann es aber auch ein Einladungs­verfahren in Kooperatio­n mit den Krankenkas­sen geben. Die Barmer berichtet, dass es dazu bisher nur mit Bayern erste Gespräche gab. Auch die AOK hatte bisher nur Kontakt zu einem Land.

Muss ich die Impfung bezahlen? Nein, der Bund bezahlt grundsätzl­ich alle notwendige­n Impfdosen, – völlig unabhängig davon, ob oder wie die betreffend­e Person versichert ist.

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Foto: Brian Snyder/reuters Pool/dpar In Großbritan­nien und in den USA wird schon gegen Corona geimpft. In Deutschlan­d geht es bald los.

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