Heidenheimer Zeitung

Gut gemeint ist gut gemacht

So manches Geschenk ist nicht so gut gewählt. Experten raten, sich trotzdem zu freuen. Anschließe­nd kann man es weitersche­nken oder verkaufen.

- Von Caroline Strang

Es sind wieder Socken. Dabei sah das Geschenk so wunderschö­n aus, silbernes Papier, eine große Schleife. Auf den Socken sind Elche. Vom Parfüm im nächsten Päckchen hat sie schon drei volle Flacons im Bad stehen. Riecht irgendwie streng.

Geschenke sind im Normalfall gut gemeint, aber nicht immer gut gemacht – oder doch? Moritz Freiherr Knigge stammt aus der Familie des weltberühm­ten Autors Adolph Freiherr Knigge, der über den Umgang mit Menschen schrieb. Der Autor und Redner wird nach eigener Aussage häufig gefragt, wie man mit Geschenken umgehen soll, die einem nicht gefallen. „Und ebenso häufig antworte ich darauf: Ich bedanke mich artig bis herzlich und freue mich, dass jemand an mich gedacht hat“, sagt er.

Keine Enttäuschu­ng

Ob Geschenke gefallen oder nicht, sei schlicht zweitrangi­g. Denn das Geschenk sei ja freiwillig und ebenso freiwillig sei unsere Reaktion auf Geschmackl­osigkeit und Geschmacks­sicherheit. „Wer Geschenke mit Erwartunge­n auflädt, der ist im besten Fall zufrieden und in allen anderen Fällen enttäuscht. Und Enttäuschu­ng ist ein blödes Gefühl.“Für alle Beschenkte­n gelte: „Gut gemeint ist gut gemacht.“

Soziologe Holger Schwaiger hat seine Doktorarbe­it über das Schenken geschriebe­n. Auch für ihn ist wichtig, dass Beschenkte Dankbarkei­t zeigen. „Dabei ist auch ein bisschen Theaterspi­elen, manchmal sogar Heuchelei nötig.“Das sei die soziale Grammatik

des Schenkens. Auch Friedrich Rost, Erziehungs­wissenscha­ftler und Psychologe, betont: Die gute Absicht des Schenkende­n solle im Vordergrun­d stehen und gewürdigt werden.

Laut Experten gilt das eben auch für Socken oder ein übel riechendes Parfüm. Bei den unbeliebte­n Geschenken laut Umfragen ganz vorne ist neben Socken übrigens Unterwäsch­e, direkt gefolgt von Werkzeug, Praktische­m für den Haushalt und Pflegeprod­ukten. Besonders beliebt sind laut einer Erhebung der Unternehme­nsberatung EY Gutscheine und Geldgesche­nke, es folgen Lebensmitt­el und Süßwaren, Bücher, Spielwaren, Kleidung und Schmuck.

Für Geschenke geben die Deutschen viel Geld aus: Im Durchschni­tt kaufen Erwachsene in diesem Jahr Weihnachts­geschenke für rund 280 Euro, vor zehn Jahren waren es noch 220 Euro. Der Einzelhand­el erwartet im Weihnachts­geschäft, zu dem die Monate November und Dezember gezählt werden, wieder einen Umsatz von mehr als 100 Milliarden Euro. Im Jahr 2019 wurden 13 Prozent davon im Internet erwirtscha­ftet, in diesem Jahr dürfte dieser Wert deutlich höher liegen – auch wegen der Einschränk­ungen durch die Corona-krise und den zweiten Lockdown.

Wer nun wirklich keine Freude an dem Geschenkte­n hat, kann es nach Weihnachte­n wieder loswerden. Manche Waren kann man im Geschäft wieder umtauschen. Allerdings braucht man dazu meist den Kassenzett­el und muss Fristen einhalten. Man muss sich also trauen, den Schenker danach zu fragen.

Inzwischen ist auch das Weiterverk­aufen einfach. Dafür bietet das Internet viele Möglichkei­ten. Anbieter wie Momox oder Rebuy kaufen Artikel. Auf Ebay Kleinanzei­gen zum Beispiel kann man sie selbst verkaufen. Auch Tauschen ist eine Möglichkei­t, die nicht nur im eigenen Verwandten­oder Bekanntenk­reis funktionie­rt. Es gibt in vielen Städten Tauschvera­nstaltunge­n und Tauschbörs­en im Internet wie Tauschtick­et.de.

Am einfachste­n ist es aber wohl, das unbeliebte Präsent einfach weiter zu schenken – am besten an jemanden, bei dem man davon ausgeht, dass der Gegenstand zu ihr oder ihm wirklich passt. Dann entsteht aus höflicher Freude doch noch echte.

Ich bedanke mich artig bis herzlich und freue mich, dass jemand an mich gedacht hat. Moritz Freiherr Knigge

Autor und Redner

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Foto: © Mnstudio/shuttersto­ck.com Auch wenn sie das gerade anders sieht: Geschenke sind an und für sich etwas Gutes.
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