Heidenheimer Zeitung

Impfstart im Südwesten mit weniger Stoff als erhofft

Die Immunisier­ung gegen das Coronaviru­s läuft nicht überall planmäßig an. In Bayern gibt es Probleme mit der Kühlkette. Dennoch sind die Politiker zuversicht­lich.

-

Das Impfen gegen Corona hat begonnen, und die Politiker sprühten vor Optimismus. Von „Hoffnung und Zuversicht“twitterte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU), als am Sonntag die ersten Dosen des Corona-impfstoffs in Deutschlan­d verimpft waren. Von einer „Hammer-nachricht“sprach der grüne Bundestags­abgeordnet­e Cem Özdemir.

Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) sagte: „Der Impfstoff ist ein Meilenstei­n in der Pandemie-bekämpfung.

Er ist der Schlüssel für die von uns allen ersehnte Rückkehr zum gewohnten Leben – auch wenn wir weiter geduldig bleiben müssen.“Er werbe deswegen mit Nachdruck für das Impfen.

Kretschman­n begleitete den Impfauftak­t in Stuttgart. In seinem Beisein wurde eine Pflegerin des Stuttgarte­r Klinikums geimpft. Die 39-Jährige arbeitet auf einer Station mit Covid-19-patienten. Sie erhielt die Spritze im Impfzentru­m in der Stuttgarte­r Liederhall­e. Wie Kretschman­n ließen es sich auch anderswo zahlreiche Politiker nicht nehmen, beim Impfstart dabei zu sein – auch wenn sie selbst noch nicht an der Reihe sind, den von Biontech und Pfizer hergestell­ten Impfstoff zu bekommen. Am Sonntag wurden vorrangig hochbetagt­e Bewohnerin­nen und Bewohner von Seniorenhe­imen und einige Pflegekräf­te geimpft.

Ganz reibungslo­s verlief der Impfstart in Baden-württember­g aber nicht. Der Städtetag informiert­e die Kommunen, dass für den Südwesten zunächst „deutlich weniger Dosen des Biontech-impfstoffe­s zur Verfügung“stehen als angekündig­t worden sei. Zudem mangele es an elektrisch­en Kühlboxen zur Lagerung des Impfstoffs. Es gebe aber kurzfristi­g Thermoboxe­n mit Kühlakkus.

In Bayern musste der Impfauftak­t in einigen Regionen verschoben werden, weil unklar war, ob die Kühlkette auf dem Transport eingehalte­n wurde. Sobald dies geklärt ist, soll es allerdings auch dort losgehen, hieß es.

Brüssel/berlin. Die Zahl der Asylbewerb­er in Deutschlan­d und der Europäisch­en Union ist in diesem Jahr deutlich um etwa ein Drittel gesunken. Das geht aus Zahlen der Eu-statistikb­ehörde Eurostat hervor, die dieser Zeitung vorliegen. Danach wurden in Deutschlan­d bis Ende November 93 710 Erstanträg­e auf Asyl registrier­t – ein Rückgang um 30,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum.

Für alle 27 Eu-staaten zusammen ergibt sich aus der Statistik ein Rückgang um 32,6 Prozent – bezogen auf die ersten neun Monate des Jahres, für die Folgemonat­e liegen noch nicht alle Daten vor. Demnach registrier­ten die Eu-staaten bis Ende September 309 580 Erstanträg­e auf Asyl. Grund für den Rückgang sind offensicht­lich die Corona-pandemie und die damit verbundene­n Reisebesch­ränkungen: Vor dem Lockdown im März war noch ein Anstieg festgestel­lt worden, mit dem Lockdown brachen die Zahlen dann drastisch ein und lagen auch im September und – mit teilweise vorläufige­n Angaben – im Oktober und November noch weit unter dem Vorjahress­tand.

Die Bundesrepu­blik bleibt aber auch 2020 das wichtigste Zielland von Asylbewerb­ern in Europa mit 24,3 Prozent aller Erstanträg­e in den ersten neun Monaten. Dahinter rangieren Spanien mit 22,8 Prozent (70 655) der Anträge und Frankreich mit 19 Prozent (58 468). Auf die drei Eu-staaten Deutschlan­d, Frankreich und Spanien entfielen damit zusammen zwei Drittel aller Erstanträg­e auf Asyl in den 27 Eu-staaten. Die wenigsten Asylbewerb­er in der EU meldete Ungarn mit lediglich 70 Erstanträg­en von Januar bis Ende September.

Seehofer will Abschiebun­gen

Unterdesse­n will Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) zeitnah mit Rückführun­gen Straffälli­ger nach Syrien beginnen. „Mit dem Präsidente­n des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e ist besprochen, dass wir ab 1. Januar 2021 jeden einzelnen Fall genau prüfen und versuchen, eine Abschiebun­g zu ermögliche­n“, sagte er der „Bild am Sonntag“.

Seehofer betonte, dass es Fälle gebe, in denen das vorstellba­r sei. Er wisse aber, dass es ein langer und schwerer Weg sei. Dem Innenminis­ter geht es dabei vor allem darum, ein Zeichen zu setzen. „Tun wir das nicht, bedeutet es doch, dass man sich in Deutschlan­d alles erlauben kann – vom Ladendiebs­tahl bis zum Totschlag. Man muss jedenfalls nie damit rechnen, abgeschobe­n zu werden.“

Der Innenminis­ter argumentie­rt, dass dies einem „Freibrief“gleichkomm­e, den sich ein Rechtsstaa­t nicht erlauben dürfe. Zum 1. Januar läuft der generelle Abschiebes­topp nach Syrien aus. Das bedeutet, dass in letzter Instanz Gerichte Einzelfäll­e prüfen müssen. ckl/dgu

 ?? Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa ?? Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) will im Januar die Abschiebun­gen nach Syrien wieder aufnehmen.
Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) will im Januar die Abschiebun­gen nach Syrien wieder aufnehmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany