Lieber Wahlkampf,
im kommenden Frühjahr wirst Du wieder über uns hereinbrechen, dann ist Landtagswahl in Baden-württemberg. Manches wird pandemiebedingt ausfallen dieses Mal, doch auf die tollen Plakate an den Straßen werden wir sicher nicht verzichten müssen. Hurra! Wir freuen uns alle schon.
Umso mehr freuen wir uns über ein ganz besonderes Wahlplakat, das seit einiger Zeit an der Heidenheimer Straße in Giengen zu sehen ist. Es zeigt unverkennbar die Bundeskanzlerin, und man wundert sich, wie frisch sie noch aussieht. Also genau gesagt, wie frisch das Plakat noch aussieht, denn seit man bei uns das letzte Mal die Kanzlerin plakatierte, sind einige Winter ins Land gegangen. In Giengen jedoch ist Merkel sozusagen druckfrisch.
Ja, diese Kanzlerin ist offensichtlich nicht übrig geblieben, sie ist frisch plakatiert. Und ebenso offensichtlich dürfen wir daran zweifeln, dass das Plakat in dieser Form von Parteifreundinnen und Parteifreunden der Kanzlerin aufgehängt wurde. Denn der Slogan „für den Ausstieg verschwenden?“stammt nicht von der CDU, oder zumindest nicht direkt. 2011, beim Volksentscheid über Stuttgart
21, gab es Plakate der Befürworter des Projekts. „1,5 Milliarden für den Ausstieg verschwenden?“hieß es damals, und die beiden letzten Zeilen des Plakates wurden hier unter das Bild der Kanzlerin gebastelt.
Was soll uns das sagen? Jedesmal, wenn wir das Plakat passieren, grübeln wir aufs Neue: Will jemand verhindern, dass Angela Merkel aussteigt? Oder hält sie jemand für verschwenderisch?
In Giengen, so konnte man es kürzlich dem Polizeibericht entnehmen, sind auffallend viele Menschen mit kuriosen Überzeugungen unterwegs, über die Ergebnisse der Maskenkontrollen lachte man bis nach Stuttgart. Und es will uns scheinen, dass auch hinter diesem Plakat eine glasklare, für Außenstehende aber etwas verwirrende Überzeugung steht. Wer uns aufklären kann, was das Plakat soll, darf sich gerne bei uns melden.
In diesem Sinne: „Lest Ihr aber das wieder nicht?“