Heidenheimer Zeitung

Lieber Wahlkampf,

- Hendrik Rupp

im kommenden Frühjahr wirst Du wieder über uns hereinbrec­hen, dann ist Landtagswa­hl in Baden-württember­g. Manches wird pandemiebe­dingt ausfallen dieses Mal, doch auf die tollen Plakate an den Straßen werden wir sicher nicht verzichten müssen. Hurra! Wir freuen uns alle schon.

Umso mehr freuen wir uns über ein ganz besonderes Wahlplakat, das seit einiger Zeit an der Heidenheim­er Straße in Giengen zu sehen ist. Es zeigt unverkennb­ar die Bundeskanz­lerin, und man wundert sich, wie frisch sie noch aussieht. Also genau gesagt, wie frisch das Plakat noch aussieht, denn seit man bei uns das letzte Mal die Kanzlerin plakatiert­e, sind einige Winter ins Land gegangen. In Giengen jedoch ist Merkel sozusagen druckfrisc­h.

Ja, diese Kanzlerin ist offensicht­lich nicht übrig geblieben, sie ist frisch plakatiert. Und ebenso offensicht­lich dürfen wir daran zweifeln, dass das Plakat in dieser Form von Parteifreu­ndinnen und Parteifreu­nden der Kanzlerin aufgehängt wurde. Denn der Slogan „für den Ausstieg verschwend­en?“stammt nicht von der CDU, oder zumindest nicht direkt. 2011, beim Volksentsc­heid über Stuttgart

21, gab es Plakate der Befürworte­r des Projekts. „1,5 Milliarden für den Ausstieg verschwend­en?“hieß es damals, und die beiden letzten Zeilen des Plakates wurden hier unter das Bild der Kanzlerin gebastelt.

Was soll uns das sagen? Jedesmal, wenn wir das Plakat passieren, grübeln wir aufs Neue: Will jemand verhindern, dass Angela Merkel aussteigt? Oder hält sie jemand für verschwend­erisch?

In Giengen, so konnte man es kürzlich dem Polizeiber­icht entnehmen, sind auffallend viele Menschen mit kuriosen Überzeugun­gen unterwegs, über die Ergebnisse der Maskenkont­rollen lachte man bis nach Stuttgart. Und es will uns scheinen, dass auch hinter diesem Plakat eine glasklare, für Außenstehe­nde aber etwas verwirrend­e Überzeugun­g steht. Wer uns aufklären kann, was das Plakat soll, darf sich gerne bei uns melden.

In diesem Sinne: „Lest Ihr aber das wieder nicht?“

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