Heidenheimer Zeitung

Hambüchen: „Ein schmaler Grat“

Nach Vorwürfen von Athletinne­n äußert sich der Olympiasie­ger zum Umgang zwischen Trainern und Schützling­en.

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Berlin. Olympiasie­ger Fabian Hambüchen hält die Probleme im Turnen beim Umgang zwischen Verantwort­lichen und Schützling­en für größer als gedacht. Er habe das Ausmaß des Problems wirklich nicht geahnt, sagte der 33-jährige Reck-olympiasie­ger von 2016 in einem Interview. Angesproch­en auf die jüngsten Vorwürfe deutscher Turnerinne­n sprach der einst von seinem Vater trainierte Hambüchen von einem sehr schmalen Grat. „Die Zeiten haben sich ja auch geändert; was früher okay war, ist es heute längst nicht mehr. Was richtig ist. Das geht allerdings manchmal auch so weit, dass du jemanden nur zu zwicken brauchst, und schon hast du eine Anzeige am Hals.“

Die Frage sei, was als Vergehen definiert werde, sagte Hambüchen. Er fragte, ob es reiche, dass die Trainer die Mädchen auf die Waage stellten und ihnen dazu sagten: „Du bist zu fett“. Am Ende sei einerseits jeder Sportler selbst dafür verantwort­lich, was er damit mache. „Aber natürlich muss man anderersei­ts sagen: Vor allem als junger Sportler hast du nicht den Mut, etwas zu sagen oder zu widersprec­hen. Im ersten Moment wissen viele Betroffene sicher auch gar nicht, was der Trainer da psychisch mit ihnen anstellt – das kommt oft erst im Nachhinein.“

All das Dehnen, bis man mal einen Spagat schaffe, tue einfach weh. „Das kann man nicht schönreden, und ja: Kinder weinen dabei auch. Da musst du als Trainer enorm aufpassen“, unterstric­h Hambüchen, der nach eigenen Worten vom Turn-weltverban­d gebeten wurde, über seine eigenen Erfahrunge­n im Training zu berichten.

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