Die Hoffnung ruht auf den Impfungen
Die vergangenen Monate waren nicht nur für Hausdirektorin Renate Fischer sehr schwierig. Impfungen sollen dem Paul-gerhardt-stift Sicherheit geben.
Hinter der Hausdirektorin des Pflegeheims Paul-gerhardt-stift, Renate Fischer, liegen schwierige Monate. Jetzt geht der Blick nach vorn.
Grippewellen, Norovirus und andere Krankheiten hat Renate Fischer im Paul-gerhardt-stift in mehr als drei Jahren oft erlebt. „Das haben nicht alle Bewohner überlebt. Aber eine solche Summe an Toten wie in den vergangenen Monaten gab es noch nie“, sagt die Leiterin der Einrichtung im Giengener Ehbach.
17 Bewohner starben
Sie und ihre Mitarbeiter mussten miterleben, wie innerhalb weniger Wochen 17 Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert waren, den Kampf gegen Covid-19 verloren haben. „Wir hatten Senioren mit schwerem Krankheitsverlauf, die starben, solche mit weniger starken Symptomen, die das Virus nicht überlebt haben, und auch Bewohner, die positiv getestet waren, keine Symptome hatten und trotzdem nach wenigen Minuten Kampf aus dem Leben schieden, ohne dass es vorher absehbar war“, so die Hausdirektorin im Rückblick.
Feier stand an
Eigentlich sollte 2020 in der Einrichtung gefeiert werden, stand doch das 50-jährige Bestehen an. Termine waren festgezurrt, für die Teichserenade war der beispielsweise der Felsen-express vorgesehen und auch an anderen guten Ideen für das Jubiläum mangelte es nicht.
Doch an Feiern war ab März nicht mehr zu denken. Im Frühjahr gab es insgesamt 63 positiv Getestete in der Alten- und Pflegeeinrichtung.
„Persönlich fühlte ich mich ein Stück machtlos und in eine sehr schwierige Situation hineingezwängt. Man musste sich um Auflagen kümmern, sogar das Haus schließen. Aus Agieren wurde bloßes Funktionieren“, sagt die 60-Jährige.
Verantwortlich zu sein, ohne genau zu wissen, was in den nächsten Wochen passieren wird: „Das macht schon was mit einem. Und dann waren wir die einzige Einrichtung im Landkreis, bei der die Zahlen bekannt waren“, sagt Fischer.
Das Haus reagierte auf Presseanfragen offen, verschwieg nichts, gab bereitwillig Auskunft. Es sorgte damit natürlich auch für Schlagzeilen. Die Folge: unfreundliche Anrufe, Schuldzuweisungen, verbale Angriffe auf Mitarbeiter. „Natürlich macht man sich da Gedanken, nicht zuletzt auch um den sehr guten Ruf des Hauses“, so die Hausdirektorin, die aber auch Unterstützung bekam, etwa von Oberbürgermeister Dieter Henle. „Er hat mir und uns sehr den Rücken gestärkt“, sagt Fischer, die auch die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt positiv heraushebt. „Besonders schön war aber der Zusammenhalt der Mitarbeiter, die trotz aller Sorgen immer bereitstanden, um die Bewohner bestmöglich zu versorgen. Das ist nicht selbstverständlich, macht einen Stolz und gibt einem Kraft für das kommende Jahr. Ich weiß, dass ich mich auf das Team verlassen kann. Das ist sehr beruhigend.“
Die Hoffnung, dass 2021 besser wird als das nun zu Ende gehende Jahr, schöpft Fischer aber auch aus medizinischen Fortschritten.
Seit einigen Wochen schon werden in der Einrichtung bei Bewohnern, Mitarbeitern und Besuchern Schnelltests eingesetzt. Bis eine Woche vor Weihnachten gab es schon mehr als 700 dieser Tests auf das Coronavirus.
Lediglich zwei davon zeigten ein positives Ergebnis, die anschließenden PCR-TEST durch das Gesundheitsamt fielen dann negativ aus.
Impfung gibt Sicherheit
Auch die Tatsache, dass die Impfungen beginnen werden, gebe Anlass, die Dinge positiver zu sehen. „Wenn alles gut läuft, könnten wir schon Mitte beziehungsweise Ende Januar, das Einverständnis der Bewohner natürlich vorausgesetzt, durchgeimpft sein. Das gäbe Sicherheit“, so die Hausdirektorin, die auch darauf setzt, dass der ein oder andere aus der Pandemie gelernt hat, Wichtiges vom Unwichtigen besser zu unterscheiden.