Trotz vier Kindern stark ehrenamtlich aktiv
Daniela Roth aus Bolheim war schon immer ehrenamtlich engagiert. Die Corona-pandemie in diesem Jahr hat dieser Eigenschaft keinen Abbruch getan, sondern sie vielmehr verstärkt.
Bolheim. Daniela Roth ließ sich in ihrem Elan von Corona nicht unterkriegen, im Gegenteil. Sie startete mehrere neue Projekte.
In ständiger Angst zu leben, kann einen lähmen. Nicht so bei Daniela Roth. Obwohl die vierfache Mutter aus Bolheim in den vergangenen Monaten wohl allen Grund dazu gehabt hätte. Denn einige ihrer engsten Familienangehörigen zählen zu den Corona-risikogruppen. Darunter eine ihrer Töchter, die an Hashimoto erkrankt ist. Diese Autoimmunstörung führt zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse. „Die Sorge um die Gesundheit ist da, aber die lässt uns vorsichtig sein. Wir achten sehr auf unsere Hygiene“, sagt Daniela Roth. Ihr erklärtes Lebensmotto: das Beste aus jeder Situation machen. Statt sich also von dieser Sorge übermannen zu lassen, hat sich die 38-Jährige in zahlreiche (neue) Projekte gestürzt. Und alle zielen darauf ab, ihren Mitmenschen zu helfen und die Gesellschaft positiv mitzugestalten.
Die Themen Schule und Bildung genießen bei ihr oberste Priorität. Schon als Jugendliche war Roth Mitglied in der Schülermitverwaltung. Als ihre erstgeborene Tochter in den Kindergarten kam, hat Roth begonnen, sich als Elternbeirätin zu engagieren. In dieser Funktion setzt man sich für bessere Bedingungen an den Schulen ein, berät und informiert Schülereltern.
Fast 14 Jahre im Elternbeirat
Mittlerweile ist sie seit fast 14 Jahren in der Elternarbeit aktiv und hatte in dieser Zeit mehrere Ämter gleichzeitig inne. Aktuell ist Roth Elternbeiratsvorsitzende des Werkgymnasiums und stellvertretende Landeselternbeirätin für die Gemeinschaftsschulen im Bereich des Regierungspräsidiums Stuttgart. Vergangenes Schuljahr war sie zusätzlich noch Vorsitzende des Gesamtelternbeirats in Heidenheim, der als Bindeglied zwischen Schulen, Schulträgern und Eltern dient.
Diese Ämter bedeuten in „normalen“Zeiten schon viel Arbeit, „wenn man sie richtig macht“. „Doch nie war der Stresslevel so hoch wie vor dem ersten Lockdown. Es mussten viele Dinge in einer noch nie dagewesenen Situation mit den Schulleitungen abgestimmt und an die Eltern kommuniziert werden.“
Als dann die Schulen geschlossen hatten, war es für Roth „fast wie Urlaub“. Ihre ehrenamtliche Arbeit als Jugendbegleiterin in der Grundschule ihrer achtjährigen Tochter musste pausieren. Dort betreut sie zwei Arbeitsgemeinschaften, in denen sie sich zusammen mit den Kindern dem
Technischen Werken und der Erforschung der Natur widmet.
Im Lockdown hat Roth angefangen, die Versorgung ihrer Familie und ihr eigenes Einkaufsverhalten zu überdenken und umzustellen. „Ich möchte so wenig wie möglich von außen beziehen müssen und wenn doch, dann achte ich dabei auf Nachhaltigkeit und die Umwelt.“Sie begann, den Garten intensiver für den Anbau von Obst und Gemüse zu nutzen. Was dieser nicht hergibt, wird vom Bioladen im Ort bezogen. Das Fleisch stammt frisch vom lokalen Metzger. Der Weg dorthin wird zu Fuß zurückgelegt. „Die Lebensmittel halten deutlich länger, das Auto bleibt öfters stehen und man tut etwas für seine Fitness.“Erfahrungen, die Roth begonnen hat aufzuschreiben, um sie als E-book zu veröffentlichen.
Mit dem Ratgeber möchte sie Menschen unterstützen, die ebenfalls ein Stück weit zum Selbstversorger werden wollen.
Gespräch mit Bildungsministerin
Ab Pfingsten kam eine weitere zeitaufwendige Aufgabe hinzu. Roth registrierte sich für den ersten „Wir für Schule“-hackathon. Ziel der bundesweiten Initiative ist es, Lehrer, Eltern, Schüler und Bildungsenthusiasten zu vernetzen, um gemeinsam Lösungen für das Schulsystem von morgen zu generieren. Roth schloss sich mit anderen Teilnehmern zum Team „Die Schulentwickler“zusammen, das die Idee hatte, eine Internet-plattform zu erarbeiten, die bei der Gestaltung einer modernen Schule mit hybriden Lernformen unterstützt. Roths Team ging unter 1500 teilnehmenden Gruppen als Sieger in der Kategorie „Verzahnung von Präsenzunterricht und Homeschooling“hervor. „Unsere Idee durften wir im Kultusministerium in Berlin vorstellen. Anfang Oktober hatten wir ein Austauschgespräch mit der Bildungsministerin Anja Karliczek persönlich.“
Obwohl sich die 38-Jährige viele Gedanken um die Gesundheit ihrer Familie macht, sorgt sich Roth auch um das Wohlergehen anderer. So hat sie bei der in der Pandemie gegründeten Nachbarschaftshilfe „Nachbar hilft Nachbar“die Koordination für Bolheim und Mergelstetten übernommen. „Da es ähnliche Angebote zum Beispiel von der Caritas gibt, mussten wir nicht oft aktiv werden, aber wenn der Bedarf höher wird, sind wir zur Stelle.“
Roths Engagement gilt auch anderen Lebewesen. Seit kurzem ist sie als Krankenvertretung im Tierheim tätig. Sie hat selbst einen Hund zu Hause. Mit diesem ist die Bolheimerin im Sommer der Bezirksrettungshundestaffel Heidenheim beigetreten. „Wir lassen uns zum Rettungshund und -führer und zum Suchtrupphelfer ausbilden.“Die Organisation hat Roth über ihren Einsatz für die Aktionsgruppe „Hundefreunde Herbrechtingen“kennengelernt, die Anfang des Jahres mit Demonstrationen gegen die Hundesteuer-erhöhung in Herbrechtingen mobilmachte.
Wird ihr die „ehrenamtliche Vollzeitarbeit“, wie Roth es nennt, neben dem Muttersein und Haushalt nicht manchmal zu viel? „Langweilig wird es mir nicht“, so die Bolheimerin lachend, die bis vor sieben Jahren noch als mobile Friseurmeisterin arbeitete. „Mich für etwas Gutes einzusetzen, macht mir einfach Spaß.“
Und viel Gutes hat Roth trotz Corona erleben und bereits bewirken können. Allen voran hat die Pandemie ihr mehr Zeit mit der Familie beschert. Der Ehemann, der beruflich sonst viel unterwegs ist, war länger zu Hause. „Ich bin eben ein Mensch, der das Positive sieht.“