Heidenheimer Zeitung

Auch ohne Auftritte kein ganz verlorenes Jahr

Keine Gigs, keine Konzerte, nichts: Trotz neuem Album steht das Leben für die Königsbron­ner Sängerin Lia Reyna im Corona-jahr still. Oder? Ein Gespräch über Musik, Mut und Muttersein.

- Von Maximilian Haller

Die Königsbron­ner Sängerin Lia Reyna hat ein neues Album fertig, konnte damit aber nicht auf Tour gehen. Die Hoffnung ruht auf 2021.

In einer Zeit vor Musikstrea­ming-diensten gingen Musiker auf Tour, um die Werbetromm­el für ihr neustes Album zu rühren. Heutzutage, wo pro gestreamte­n Song nur wenige Cent für Musiker abfallen, nimmt man ein Album auf, um auf Tour gehen zu können. Auf der Straße liegt das Geld, nicht länger im Tonstudio.

Umso gravierend­er war und ist das Auftrittsv­erbot nach wie vor für Musiker in diesem Coronajahr. Eine der Betroffene­n ist die Königsbron­ner Sängerin Lia Reyna. 2020 hätte ihr Jahr werden können. Doch dann kam alles ganz anders – und dennoch wurde es irgendwie Reynas Jahr.

„Anfang des Jahres sah meine Auftragsla­ge super aus“, berichtet die Berufsmusi­kerin. Hochzeiten, Firmenfeie­rn, Stadtfeste sowie Weihnachts­märkte – in der Regel ist Reyna gut gebucht. Doch im Februar wurden die Menschen langsam unruhig. Corona, erst noch so weit weg, stand auf einmal vor der Tür. Vor allem Hochzeiten wurden auf 2021 verschoben, teilweise sogar ganz abgesagt. Und Lia Reyna hatte auf einmal viel Freizeit – und viel Vertrauen.

Vertrauen in sich selbst

„Ich hab mir die Absagen nicht so sehr zu Herzen genommen. Diese Menschen können ja nichts für Corona“, sagt Reyna. Gemeinsam suchte man nach Ersatzterm­inen für den Sommer oder für 2021. Es ist das Vertrauen in ihre Auftraggeb­er, das die Königsbron­nerin nicht die Hoffnung hat verlieren lassen.

Doch auch das Vertrauen in sich selbst war wichtig. „Die Menschen wissen, woran sie bei mir sind“, ist sich Reyna sicher. Sie sei für Qualität und Verlässlic­hkeit bekannt. Zumal sie mit vielen Veranstalt­ern oft schon seit Jahren zusammenar­beite – dabei entstehe fast schon eine Freundscha­ft. Und eben Vertrauen.

Nur kann man davon allein eben nicht leben. Viele Berufsmusi­ker aus dem Kreis Heidenheim haben es derzeit nicht leicht, ihren Lebensunte­rhalt zu verdienen. Reyna kam hingegen mehr als glimpflich davon, konnte sie doch auf private Rücklagen sowie auf die Corona-soforthilf­e zurückgrei­fen.

Ein bisschen Wehmut packt Reyna dann aber doch. Erst im April veröffentl­ichte sie ihr aktuelles Album „So ehrlich“. Bislang konnten ihre neuen Songs nur bei einem einzigen Auftritt Bühnenluft schnuppern. Neben den Auftritten in der Region fielen auch Konzerte in anderen Bundesländ­ern

ins Wasser, etwa im Altenberge­r Dom oder in einem waschechte­n Schloss bei Hameln.

Endlich entschleun­igen

„Solche Auftritte sind eine Seltenheit. Darauf hatte ich mich sehr gefreut“, gibt Reyna zu. Gleichzeit­ig gab ihr die Zwangspaus­e auch etwas Gutes: „Mir hat es sehr geholfen, das als Auszeit und als Möglichkei­t zur Entschleun­igung zu sehen. Dadurch kann man endlich die Dinge angehen, die man schon lange aufschiebt.“

Wer sich bei dieser Aussage direkt Hoffnungen auf das nächste Album macht, wird enttäuscht. Das werde noch etwas dauern, vertröstet Reyna. Einer der Gründe dafür hat erst vor wenigen Monaten das Licht der Welt erblickt: Im August wurde Lia Reyna Mutter ihres ersten Kindes. Ein riesengroß­er kleiner Grund, warum 2020 eben doch irgendwie Reynas Jahr geworden ist. Und warum sie optimistis­ch in das nächste Jahr blickt. Ganz auf Musik könnte die Sängerin aber natürlich nie verzichten: „Meine Tochter ist die beste Zuhörerin“, erzählt Reyna, die seit ihrer Hochzeit in diesem Jahr mit bürgerlich­em Namen Verena Forner heißt. „Ich habe mich auch schon mal mit ihr zusammen ans Klavier gesetzt. Das konnte ich mir nicht verkneifen“, berichtet Reyna mit einem Lächeln.

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Foto: Paul Ridderhof Liveauftri­tte in Corona-zeiten sind auch für Lia Reyna aus Königsbron­n zu einer Seltenheit geworden. Trotzdem hat die Sängerin Hoffnung für die Zukunft.

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