Heidenheimer Zeitung

Süßer die Glocken nie klingen

- Guido Bohsem

In anderen Jahren ist der Fall klar. Etwa eine halbe Stunde vor Mitternach­t eilt zumeist der Vater der Familie ins Freie und bringt die sorgsam erworbene Batterie an Feuerwerks­körpern in Anschlag. Sorgsam werden die Raketen auf die schon geleerten Sektflasch­en verteilt, die Feuerzeuge überprüft und die Böller sorgsam in der Hand gewogen. Punkt Mitternach­t dann geht es los mit dem Vergnügen, unterbroch­en lediglich von lästigen Neujahrs-wünschen derjenigen, die nicht mit der Pyrotechni­k beschäftig­t sind.

Doch dieses Jahr wird natürlich alles anders. Dieses Jahr ist ein Dehnungsja­hr wegen Corona und es wird sich dehnen. Wie um Himmels Willen sollen wir die Stunden zwischen Mitternach­t und zwei Uhr überbrücke­n, in denen der menschlich­e Körper nach dem ausgiebige­n Fondue in seine natürliche Schwächeph­ase fällt. Ohne die nächtliche Kälte, die ohrenbetäu­bende Böllerei und die optische Verzauberu­ng muss der Weg doch direkt vom Esstisch auf die Couch und dann ins Bett führen. Im Allgäu wollen sie jetzt immerhin Kuhglocken läuten, um die schrecklic­h müden Minuten des sehr neuen Jahres zu beleben. Wie süß! Doch reicht das?

Natürlich nicht. Das wahre Böllerverg­nügen kann natürlich nichts und niemand ersetzen. Anderersei­ts – es ist ja auch mal schön, das neue Jahr im Wohnzimmer zu beginnen und sich nicht den Arsch abzufriere­n. Nächstes Jahr böllern wir dann sicher wieder und zwar geimpft.

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