Süßer die Glocken nie klingen
In anderen Jahren ist der Fall klar. Etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht eilt zumeist der Vater der Familie ins Freie und bringt die sorgsam erworbene Batterie an Feuerwerkskörpern in Anschlag. Sorgsam werden die Raketen auf die schon geleerten Sektflaschen verteilt, die Feuerzeuge überprüft und die Böller sorgsam in der Hand gewogen. Punkt Mitternacht dann geht es los mit dem Vergnügen, unterbrochen lediglich von lästigen Neujahrs-wünschen derjenigen, die nicht mit der Pyrotechnik beschäftigt sind.
Doch dieses Jahr wird natürlich alles anders. Dieses Jahr ist ein Dehnungsjahr wegen Corona und es wird sich dehnen. Wie um Himmels Willen sollen wir die Stunden zwischen Mitternacht und zwei Uhr überbrücken, in denen der menschliche Körper nach dem ausgiebigen Fondue in seine natürliche Schwächephase fällt. Ohne die nächtliche Kälte, die ohrenbetäubende Böllerei und die optische Verzauberung muss der Weg doch direkt vom Esstisch auf die Couch und dann ins Bett führen. Im Allgäu wollen sie jetzt immerhin Kuhglocken läuten, um die schrecklich müden Minuten des sehr neuen Jahres zu beleben. Wie süß! Doch reicht das?
Natürlich nicht. Das wahre Böllervergnügen kann natürlich nichts und niemand ersetzen. Andererseits – es ist ja auch mal schön, das neue Jahr im Wohnzimmer zu beginnen und sich nicht den Arsch abzufrieren. Nächstes Jahr böllern wir dann sicher wieder und zwar geimpft.