Heidenheimer Zeitung

„Mein Ziel bleibt die Parität“

Warum die Cdu-frauenpoli­tikerin Yvonne Magwas nicht mit mehr Politikeri­nnen im Bundestag rechnet, aber trotzdem optimistis­ch ist.

- Von Ellen Hasenkamp

Inzwischen haben alle Parteien erkannt, wie wichtig Frauen für den politische­n Erfolg sind. Doch die Umsetzung der Erkenntnis fällt laut Yvonne Magwas (CDU) noch schwer. Sie ist Vorsitzend­e der Gruppe der Frauen der Unionsfrak­tion im Bundestag und sie setzt auf mehr Druck, um die Ziele zu erreichen.

War 2020 aus frauenpoli­tischer Sicht ein gutes oder ein schlechtes Jahr?

Yvonne Magwas:

Ich würde es herausford­ernd nennen. Wir sind gut gestartet mit dem Vorhaben einer umfassende­n Wahlrechts­reform einschließ­lich Stärkung der Frauen und den Quoten-plänen für die CDU … und dann kam Corona. Dadurch sind die frauenpoli­tischen Themen natürlich ins Stocken geraten. Fürs nächste Jahr wünsche ich mir die nötigen Durchbrüch­e.

Von der großen Reform ist im Bundestag nur eine Minimalver­sion übrig geblieben. Stattdesse­n soll eine Kommission unter anderem über mehr Gleichbere­chtigung im Bundestag beraten. Wie zuversicht­lich sind Sie?

Ich bin ein positiv denkender Mensch. Wichtig ist, dass diese Kommission schnell ans Laufen kommt. Ich habe klare Erwartunge­n an das Gremium: Es muss paritätisc­h besetzt sein und das Frauenthem­a als oberste Priorität haben, auch wenn die übrigen Reformauft­räge ebenfalls wichtig sind. Wir brauchen gleichbere­chtigte Repräsenta­nz von Frauen im Parlament.

Für den nächsten Bundestag hilft das aber noch nichts.

Die Kommission muss noch vor der Wahl im September die Beratungen beginnen. Der Einsetzung­sbeschluss ist in Arbeit, er sollte rasch gefällt werden. Es gab dieses Jahr viele wichtige, andere Themen, das verstehe ich. Aber ich möchte den Druck aufrechter­halten: Die Kommission muss wie vereinbart Mitte 2023 fertig sein und ihre Ergebnisse müssen in die dann folgende Bundestags­wahl einfließen.

Zwei Landtage haben mit Gesetzen zur Parität zwischen Männern und Frauen Rückschläg­e vor den Verfassung­sgerichten erlitten. Halten Sie an der Parität fest?

Man muss sich diese Urteile genau ansehen und prüfen, ob sie für die Bundespoli­tik relevant sind. Mein Ziel aber bleibt die Parität,

das sagen.

will ich ganz deutlich

In der Unionsfrak­tion ist der Frauenante­il auf rund 20 Prozent geschrumpf­t. Wird der im nächsten Bundestag wieder höher sein?

Die Nominierun­gsverfahre­n laufen ja teilweise noch. Aber ich habe mir mal eine Übersicht machen lassen für die Wahl 2021. Und das sieht nicht gerade rosig aus: Wir werden wohl nicht mehr werden als die jetzigen 51 Frauen in der Fraktion.

Dabei sollte doch alles besser werden.

Wir waren in der letzten Legislatur­periode 79 Frauen – in einer insgesamt größeren Fraktion natürlich. Die 51 weiblichen Abgeordnet­en in diesem Jahr galten eigentlich als absolute Untergrenz­e. Und jetzt sehe ich zum Beispiel, dass in Baden-württember­g in 37 Wahlkreise­n bislang nur vier Frauen nominiert und nur noch drei offen sind. Das ist alles ärgerlich.

Schauen wir auf die CDU insgesamt. Da bewerben sich drei Männer um den Parteivors­itz. Sind Sie enttäuscht?

Für mich ist entscheide­nd, dass die Kandidaten – egal ob Mann oder Frau – sich überzeugen­d für die Frauen einsetzen. Lippenbeke­nntnisse brauchen wir nicht, wir brauchen eine Umsetzung der Beschlüsse der eigens eingesetzt­en Parteikomm­ission; eine schrittwei­se bis 2025 einzuführe­nde Frauenquot­e von 50 Prozent für Cdu-führungsäm­ter. Dazu hat sich inzwischen auch der Cdu-bundesvors­tand bekannt.

Und wie fest stehen die Kandidaten dazu?

Die einen mehr, der andere weniger. Friedrich Merz hat gesagt, dass die Vorstandsb­eschlüsse für ihn nicht unbedingt bindend sind, er will lieber den Frauenante­il unter den Delegierte­n erhöhen. Das ist mir zu wenig. Die Strukturun­d Satzungsko­mmission hat die Partei in ihrer gesamten Breite vertreten, wir haben lange gerungen, teilweise bis nachts um zwei. Das muss auch ein neuer Parteivors­itzender anerkennen und aktiv dafür werben. Nur dann hat die vereinbart­e Frauenquot­e auf einem Parteitag eine Chance.

Hat Corona die Frauen in alte Rollen zurückgedr­ängt?

Ich finde die Mannheimer Studie interessan­t. Demnach haben die Familien vor allem rational gehandelt: Wer weniger verdient, bleibt zu Hause – und das waren eben leider meistens die Frauen. Die Probleme sind also andere und heißen Mini-jobs, Teilzeit, Gender Pay Gap. Da muss man weiter ran. Die Mannheimer Studie sagt zudem, wenn beide Eltern in Kurzarbeit waren, haben sie sich die Hausarbeit gleichmäßi­g aufgeteilt. Aber es gibt auch die Fälle, wo Männer nicht mal dann die Kinder betreuen, wenn ihre Frauen im Krankenhau­s arbeiten müssen. Wir haben ein sehr differenzi­ertes Bild.

Ist die Ausweitung der Arbeit im Homeoffice eine gute Entwicklun­g für Familien?

Es ist sicherlich eine Chance. Aber jeder weiß: Homeoffice ohne Kinderbetr­euung geht nicht. Da spreche ich auch aus eigener Erfahrung.

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