Heidenheimer Zeitung

Zwei Rabbiner für die Landespoli­zei

Jüdische Geistliche sollen Beamte schulen und als Vertrauens­leute für die Behörde wirken.

- Axel Habermehl

Stuttgart. Baden-württember­gs Polizisten sollen künftig auch von jüdischen Geistliche­n aus- und fortgebild­et werden. Das hat die Landesregi­erung mit den jüdischen Gemeinden im Land vereinbart. Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) und die Vorsitzend­en der Israelitis­chen Religionsg­emeinschaf­ten Baden, Rami Suliman, und Württember­g, Barbara Traub, beschlosse­n am Mittwoch, zwei Polizeirab­biner einzusetze­n. Die Aufgaben übernehmen sollen für Württember­g der Ulmer Rabbiner Shneur Trebnik und für Baden der Lörracher Moshe Flomenmann.

Beide sollen künftig innerhalb der Polizei das „notwendige Wissen über das jüdische Leben in Deutschlan­d als selbstvers­tändlicher Teil der heutigen deutschen Gesellscha­ft“vermitteln. Damit solle „Verständni­s, Offenheit und Toleranz“gefördert werden. Unter anderem mit der Hochschule für Polizei sollen Lehrformat­e erarbeitet werden. Darüber hinaus sollen die Rabbiner als Vertrauens­personen für jüdische Polizisten und deren Familien fungieren. Beide sollen nun zu 50 Prozent von ihren Gemeinden freigestel­lt werden. Das Land erstattet ihnen die Kosten. Das Projekt ist bundesweit einmalig, es ist vorerst auf zwei Jahre befristet und soll dann evaluiert werden.

Vorgeschla­gen hatte die Maßnahme der baden-württember­gische Antisemiti­smusbeauft­rage Michael Blume in seinem Jahresberi­cht an den Landtag. Auf Twitter nannte Blume den Beschluss einen „guten Schritt für unseren demokratis­chen Rechtsstaa­t und für die Bekämpfung von Antisemiti­smus und Rassismus auch im Staatsdien­st“. Am Telefon sagte er, Vermittlun­gsarbeit sei nötig: „Sie glauben gar nicht, wie viele Polizisten vor Synagogen Dienst tun, aber noch nie in einer drin waren.“

Innenminis­ter Strobl sprach von einem „Ausrufezei­chen für mehr Toleranz und Pluralismu­s in unserer Gesellscha­ft“. Suliman von der Israelitis­chen Religionsg­emeinschaf­t Baden, erklärte: „Ich hoffe, dass unser Land das Vorbild und der Vorreiter sein wird für entspreche­nde Vereinbaru­ngen in allen Bundesländ­ern.“Seine württember­gische Kollegin Traub betonte: „Bereits in der Tora wurde die Bedeutung von Richtern und Polizisten hervorgeho­ben und wir sind gerne bereit, unseren Beitrag zur Stärkung der polizeilic­hen Arbeit in unserem Land zu leisten.“

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Foto: Matthias Kessler Einer von zwei Polizeirab­binern: Shneur Trebnik aus Ulm.

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