Kneipensport mit Köpfchen
Die Zeit zwischen Advent, Weihnachten und Dreikönig wird in Bayern gern als die „stade“, übersetzt die „stille Zeit“bezeichnet, in der gerne Traditionen gepflegt werden.
Auch der Sport hat zwischen den Jahren seine Rituale – wenngleich es dabei in der Regel alles andere als „stad“zugeht. Beispielsweise die Vierschanzentournee. 5,8 Millionen Zuschauer verfolgten am späten Dienstag Nachmittag im
ZDF und bei Eurosport die Wahnsinnssprünge von Karl Geiger und Markus Eisenbichler.
Für alle, die noch nicht genug Nervenkitzel hatten, ging der Wahnsinn am Abend bei Sport 1 weiter. 1,2 Millionen sahen, wie Gabriel Clemens, der zwei Tage zuvor Weltmeister Peter Wright bezwungen und als erster Deutscher das Achtelfinale der Darts-wm erreicht hatte, in einer dramatischen Begegnung trotz sieben „Matchpfeilen“dem Polen Krzysztof Ratajski unterlag. „Hau ihn doch rein“, dürften viele Fans auf dem Sofa Clemens zugerufen haben. Doch der verfehlte bei seinem letzten Wurf die Doppel-eins, das sogenannte „Madhouse“.
Die Veranstaltung im Londoner Alexandra Palace („Ally-pally“) ist eine Mischung aus Sportevent und schriller Party – und wird in Deutschland von Jahr zu Jahr beliebter. 1,2 Millionen Zuseher bedeuten für Sport 1 einen neuen Darts-rekord. Die Veranstalter haben Clemens die Daumen gedrückt. Von ihm erhoffen sie, dass er einen ähnlichen Boom auslösen wird wie Boris Becker 1985 mit seinem Wimbledonsieg im Tennis.
Denn Darts ist mehr als nur ein Kneipensport. Er fördert auch das Kopfrechnen.