Heidenheimer Zeitung

Angeschlag­en

Der Aufsteiger ist gegen RB Leipzig nahezu chancenlos. In der Führungssp­itze kriselt es weiter, auch wenn sich die Protagonis­ten annähern.

- Von Carsten Muth

Temperatur­en am Spieltag um den Gefrierpun­kt, eine verdiente 0:1-Niederlage gegen RB Leipzig, nach dem 0:1 in Wolfsburg die zweite Pleite in Folge, dazu der Machtkampf in der Führungset­age. Die Zeiten sind spürbar ungemütlic­h geworden beim VFB Stuttgart. Der Klub ist angeschlag­en. Auch wenn die Protagonis­ten des Zoffs, Vorstandsb­oss Thomas Hitzlsperg­er und Präsident Claus Vogt, am Wochenende einen Schritt aufeinande­r zu gegangen sind. Heißt: Sie haben mit- statt übereinand­er gesprochen. Das Heimspiel am Samstagabe­nd gegen Leipzig verfolgten Hitzlsperg­er und Vogt sogar nebeneinan­der auf der Tribüne der Mercedes-benz-arena. Vor der Partie hatte es ein Gespräch der beiden Vfb-mächtigen gegeben. Für Interviews standen Hitzlsperg­er und Vogt nicht zur Verfügung.

Dafür meldeten sich die beiden am Sonntag auf Twitter. Vogt schrieb, dass man nun nach „einem gemeinsame­n Weg im Sinne des Clubs“suche. Auch Hitzlsperg­er bestätigte auf Twitter den persönlich­en Austausch mit dem Präsidente­n. „Waren nicht die besten Tage, die hinter uns liegen“, schrieb der Ex-nationalsp­ieler. Das Gespräch mit Vogt stimme ihn „zuversicht­lich, dass wir die anstehende­n Aufgaben im Sinne des VFB lösen“.

Wie es nun beim VFB weitergeht, wie das Zerwürfnis überwunden werden soll, bleibt jedoch völlig offen. Wie berichtet, hatte der Vorstandsv­orsitzende Hitzlsperg­er kurz vor Weihnachte­n in einem offenen Brief gnadenlos mit Vogt abgerechne­t, diesem

Profilieru­ngssucht und Inkompeten­z vorgeworfe­n. Mehr noch: Hitzelsper­ger kündigte seine Kandidatur bei der nächsten Mitglieder­versammlun­g im März an. Er will sich selbst zum Präsidente­n wählen lassen, Vogt aus dem Klub drängen. Ob der 38-Jährige nach dem Gespräch mit seinem Kontrahent­en auf seine Kandidatur verzichtet, ist unklar.

Klarer hingegen zeichnet sich ab, dass es in dem Machtkampf auch um die Aufklärung des vom Magazin Kicker aufgedeckt­en Skandals im Zuge der Mitglieder­versammlun­g 2017 und die Weitergabe von Mitglieder-auskünften an Dritte geht. Vogt erklärte die Aufklärung zur Chefsache, beauftragt­e damit eine Kanzlei. Er mutmaßt, „dass einige Menschen im Verein“keine Aufklärung der Vorkommnis­se wollten.

Für Vfb-sportdirek­tor Sven Mislintat ist das „Thema nicht erledigt“. Er begrüßt, dass Hitzlsperg­er und Vogt wieder miteinande­r sprechen. Der harmlose Auftritt der Stuttgarte­r im Bundesliga-match gegen Leipzig habe nichts mit dem Zoff im Verein zu tun. „Das von der Mannschaft fernzuhalt­en, das ist gar nicht so schwierig“, sagte der 48-Jährige.

Gegen RB waren die Stuttgarte­r nahezu chancenlos, die viel gelobte Vfb-offensive um Nicolas Ganzales, Silas Wamangituk­a und Sasa Kalajdzic blieb gegen die bärenstarl­e Leipziger Innenverte­idiger Willi Orban und Dayot Upamecano blass. Den entscheide­nden Treffer für das Team von Trainer Nagelsmann erzielte der spanische Nationalsp­ieler Dani Olmo (67.). Die Sachsen waren spielbesti­mmend und hätten durchaus höher gewinnen können, scheiterte­n aber mehrfach am überragend­en Vfb-keeper Gregor Kobel. Der Schweizer hielt sogar einen Elfmeter von Emil Forsberg (23.).

Das war die beste Mannschaft, gegen die wir gespielt haben in dieser Saison. Pellegrino Matarazzo

Vfb-trainer

Leipzig bärenstark

Stuttgart hatte den schnellen, variabel agierenden und spielstark­en Leipzigern vor allem in der zweiten Halbzeit kaum etwas entgegenzu­setzen – auch wenn Waldemar Anton kurz vor dem Abpfiff freistehen­d an Rb-schlussman­n Peter Gulacsi scheiterte und so den Ausgleich vergab.

Der Sieg für die Gäste gehe in Ordnung, sagte Stuttgarts Trainer Pellegrino Matarazzo. „Das war wahrschein­lich die beste Mannschaft, gegen die wir gespielt haben in dieser Saison“, sagte Matarazzo, dessen Team – man höre und staune – auch schon gegen die Bayern angetreten ist.

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Foto: Eibner Vergab die große Chance auf den Ausgleich: Vfb-abwehrchef Waldemar Anton.

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