Heidenheimer Zeitung

Alltag ohne Sport und Freunde

Wie gut kommen Kinder und Jugendlich­e mit dem erneuten Lockdown zurecht? Das hängt sehr vom Alter und Umfeld ab.

- Von Alexandra Stober

Ein Tag ohne Schule oder Kita. Ohne Treffen mit dem Freundeskr­eis. Ohne Sport und andere Freizeitak­tivitäten. Ein solcher Tag kann ganz schön lang werden. Für die meisten Kinder und Jugendlich­en in Deutschlan­d ist das derzeit Alltag. Wie schwierig die Situation für sie ist, lässt sich nicht allgemein beantworte­n. Es hängt von verschiede­nen Faktoren ab: von der Persönlich­keit des einzelnen, vom Alter und vom Umfeld, dem familiären vor allem.

Psychologi­e-professori­n Silvia Schneider von der Ruhr-universitä­t Bochum hat mit einer Forschungs­gruppe untersucht, wie sich der erste Lockdown im Frühjahr auf Kinder im Vorschulal­ter ausgewirkt hat. Ihr Ergebnis: Ein Drittel davon zeigte sich verhaltens­auffällig, war etwa gereizter oder schlief schlechter als sonst. „Ein großer Teil hat das aber mit seinen Familien gut hinbekomme­n“, sagt die Psychologi­n.

Problemati­sch ist die Situation besonders für die Kinder, die ohnehin zu Hause wenig Unterstütz­ung erfahren. Und dabei geht es nicht nur um den Unterricht am Küchentisc­h, sondern ums Kümmern allgemein: etwa mit dem Kind über die Situation zu reden, darauf zu achten, dass es sich gesund ernährt und ausreichen­d bewegt.

„Wir haben Fälle, in denen Kinder seit Beginn der Pandemie 30 Kilo zugenommen haben“, berichtet Kinderarzt Jakob Maske, Sprecher des Berliner Berufsverb­andes der Kinder- und Jugendärzt­e. Es gebe zudem mehr Kinder mit Angststöru­ngen, so sein Eindruck. Maske wünscht sich, dass stärker zwischen den Maßnahmen zur Infektions­bekämpfung und deren Auswirkung­en auf Kinder abgewogen werde – auch wenn man deren Folgen statistisc­h noch nicht belegen könne.

Besonders schwer ist die Situation wohl für Jugendlich­e. Ein Treffen in Gruppen ist derzeit nicht möglich. Der Umgang mit verschiede­nen Freunden spiele in dieser Findungsph­ase aber eine große Rolle, erklärt Psychologi­n Schneider. „In diesem Alter ist es eine wichtige Entwicklun­gsaufgabe, sich aus seinem gewohnten familiären Umfeld zu lösen.“

Der Hamburger Kinder- und Jugendpsyc­hiater Michael Schulte-markwort ruft dazu auf, jungen Menschen gegenüber besonders nachsichti­g zu sein, wenn sie sich einmal nicht an bestimmte Corona-regeln halten. Die Gruppe

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Kontakt zu Mitschüler­n ist vor allem für Jugendlich­e wichtig.

habe für sie einen herausrage­nden Stellenwer­t, sei „Vehikel für Autonomie und Selbstfind­ung“, so Schulte-markwort.

Wie sehr (Grundschul-)kindern indes der Präsenzunt­erricht fehle, sei sehr von ihrer jeweiligen Persönlich­keit abhängig, sagt der Kinder- und Jugendpsyc­hiater. Für manche Kinder bedeutet das Lernen in großen Klassen Stress: „Schule ist für sie nicht in erster Linie als Lernort anstrengen­d, sondern auch als sozialer Ort.“Für diese Schüler sei das Homeschool­ing entspannte­r.

Spezifisch­e Modelle hätte sich Bildungsex­pertin Myrle Dziak-mahler auch für die Bildungsei­nrichtunge­n gewünscht: „Die Schulen brauchen mehr Spielraum, in dem sie für die eigene Situation entscheide­n können.“Zudem sei Schule „ein sozialer Ort, ein Lebensort“. Für viele Kinder sei es deshalb ein großer Verlust, nicht hingehen zu können. Psychologi­n Schneider ergänzt: „Es ist für Kinder wichtig, zu erkennen, dass die Situation für alle herausford­ernd ist – und dass wir das gemeinsam schaffen können.“Wenn das gelinge, könne es eine gute Lernerfahr­ung sein: Ich kann eine schwierige Situation gestalten und meistern. 0 4? 7

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