Große Hilfsaktion für Sisak
Nach dem Erdbeben entstand in Heidenheim eine spontane Hilfsaktion. Ein Lkw und zwei Transporter machten sich mit Hilfsgütern auf nach Kroatien, die Initiatoren halfen vor Ort bei der Verteilung.
Nach dem Erdbeben in Kroatien gab es in Heidenheim eine Welle der Hilfsbereitschaft und einen Transport mit Gütern in die Partnerstadt.
Es war der 29. Dezember, ein Dienstag, als in Kroatien wieder einmal die Erde bebte. Das Epizentrum dieses Bebens lag ganz in der Nähe von Heidenheims Partnerstadt Sisak. Und diese Stadt war auch besonders betroffen. Zahlreiche Gebäude wurden stark beschädigt, das Krankenhaus war nicht mehr funktionsfähig, das Rathaus teilweise eingestürzt. Vor allen Dingen viele Privathäuser waren nicht mehr bewohnbar, in einer Halle wurde eine Notunterkunft eingerichtet.
Zunächst große Bestürzung
Die Bestürzung über die Ereignisse war groß, auch in Heidenheim. Schnell kam die Frage auf, ob Hilfslieferungen in die Partnerstadt notwendig sind, Oberbürgermeister Bernhard Ilg bot Hilfe an. Am Tag nach dem Beben erhielt der Heidenheimer Dinko Cuturic einen Anruf von seinem Bekannten Kresimir Crnkovic, einem ebenfalls in Heidenheim lebenden Kroaten. Der hatte die Idee, dringend benötigte Hilfsgüter wie Decken, warme Kleidung und Nahrungsmittel zu sammeln. Die beiden veröffentlichten ihre geplante Aktion bei Facebook und baten um Hilfe.
Was dann geschah, hat Cuturic mehr als überrascht: „Es ging sofort los, sehr viele Menschen wollten spontan helfen.“Er selbst betreibt einen Autohandel und wollte seine Werkstatt als Sammellager für die Hilfsgüter zur Verfügung stellen. „Aber die war sehr schnell voll, es kam tagelang ein Auto nach dem anderen. Die Hilfsbereitschaft war wirklich unglaublich.“Doch waren es keinesfalls nur Kroaten, die Material anlieferten: „Deutsche, Türken, Griechen, alle wollten helfen, ob sie einen Bezug zu Kroatien haben oder nicht.“
Um die 30 freiwillige Helfer
In den darauffolgenden Tagen hatten Cuturic und seine Helfer alle Hände voll damit zu tun, die
Waren zu sortieren und einen Transport zu organisieren. „Das war viel Arbeit“, sagt Cuturic. Bis zu 30 Freiwillige, vor allem Kroaten, hätten von morgens bis abends geholfen. „60 Europaletten haben wir vollbekommen“, so Cuturic, der begeistert und fasziniert davon ist, wie viele Menschen ihre Hilfe oder Spenden angeboten haben.
Zunächst wollten sie die Güter mit einem oder zwei Transportern nach Kroatien bringen, „aber es war viel zu viel“. Dank der Tatsache, dass auch einige Firmen einen Beitrag leisteten, kam dann alles anders. Etwa durch die Günzburger Steigtechnik, die gemeinsam mit der Spedition Luible aus Leipheim die Transportkosten eines Lkws übernommen hat.
Am Samstag nach dem Beben machte sich dann der kleine Konvoi,
bestehend aus einem Lkw und zwei Transportern, auf den Weg – mit Cuturic auf dem Beifahrersitz: „Wir wollten einfach persönlich sicherstellen, dass die Hilfsgüter tatsächlich bei den direkt Betroffenen ankommen.“Zuvor hatte einer der Helfer Kontakt mit dem ihm bekannten Bürgermeister der Kleinstadt Novska aufgenommen, die in der Nähe von Sisak liegt. Der hatte zugesagt, eine Möglichkeit für die Verteilung der Hilfsgüter zu schaffen.
Eskorte von der Polizei
Auch konnte der Bürgermeister Probleme an der kroatischen Grenze lösen und dafür sorgen, dass der Hilfstransport von dort bis Novska von der Polizei eskortiert wurde. Mitten in der Nacht kamen die Heidenheimer an und erhielten ein Quartier, in dem schon Feuerwehrleute aus Mengen untergebracht waren, der Partnerstadt Novskas.
Am nächsten Morgen, berichtet Cuturic, seien die Hilfsgüter von zahlreichen freiwilligen Helfern abgeladen, in Pakete verpackt und an die vom Beben besonders betroffenen Menschen in Sisak und Umgebung verteilt worden. „Die Situation in der ganzen Region war sehr chaotisch. Überall Militär, Polizei, Rotes Kreuz, Feuerwehr und Helfer, die Straßen waren völlig überfüllt, teils zerstört und kaum passierbar.“Trotzdem machte sich der Trupp mit den Transportern auf den Weg nach Sisak, um auch dort Hilfsgüter direkt zu verteilen.
„Vor allen Dingen auf den Dörfern ist die Situation besonders dramatisch. Die Menschen können nicht mehr in ihren Häusern wohnen, wollen aber ihre Grundstücke
und ihre Tiere nicht allein lassen“, berichtet Cuturic. So habe er gesehen, dass eine alte Frau auf der Rückbank eines Autos schlief. Aber es gab auch noch viele andere sehr prägende Erlebnisse. „Wir waren wirklich geschockt, aber auch völlig erschöpft von der Tortur.“
Baumaterial für Notunterkünfte
Nachdem alle Hilfsgüter, aber auch Geldspenden verteilt waren, trat die Truppe die Rückreise nach Deutschland an. Hier organisierte Cuturic in den vergangenen Tagen mit Unterstützung eines sehr großzügigen Spenders Baumaterial, das in einem weiteren Transport den Menschen in einem Dorf geschickt werden soll. „Wir haben gesehen, was die Leute dringend brauchen, und gehandelt.“So wurden zahlreiche Holzbalken und Osb-platten organisiert, mit denen sich die Menschen, die die Heidenheimer in dem kleinen Dorf getroffen haben, Notunterkünfte bauen können, weil ihre Häuser unbewohnbar sind. „Wir haben getan, was wir konnten, und ich bin sehr froh und dankbar, dass sich so viele Menschen an der spontanen Hilfsaktion beteiligt haben“, sagt Dinko Cuturic.