Forstwirte: Zahl der Azubis soll reduziert werden
Künftig sollen in Baden-württemberg nur noch 40 statt 100 Forstwirte pro Jahr ausgebildet werden. Deshalb könnte es auch am Forstbildungszentrum in Itzelberg zu Veränderungen kommen.
Itzelberg. Die Finanzierung der Forstwirt-ausbildungszentren im Land läuft Ende des Jahres in der jetzigen Form aus. Wie geht es dann mit dem FBZ weiter?
Der Landkreis Heidenheim ist nicht nur waldreich, er spielt auch eine wichtige Rolle in der Aus- und Fortbildung von Fachkräften für den Wald. Am Hauptstützpunkt Wental erlernen angehende Forstwirte aus der Region ihren Beruf. Am Forstlichen Bildungszentrum (FBZ) in Itzelberg haben Azubis aus ganz Badenwürttemberg Berufsschulunterricht, absolvieren einen Meisterkurs und andere Fortbildungen. Trotz der Bedeutung der Region für die Qualität und Sicherheit der Waldarbeit gibt es sorgenvolle Blicke in die Zukunft, denn die Finanzierung der Berufsausbildung nach bisherigem Modell läuft Ende 2021 aus.
Danach soll die zum Jahresbeginn 2020 gegründete Anstalt öffentlichen Rechts Forstbw damit beginnen, die 100 Ausbildungsplätze pro Jahr zu reduzieren. Der neue Plan sieht vor, nur noch so viele Forstwirte auszubilden, wie der Landesforstbetrieb benötigt. Angenommen werden hier 40 pro Jahr. Die Alternative wäre, so ist es auch im „Gesetz zur Umsetzung der Neuorganisation der Forstverwaltung Baden-württemberg“vorgesehen, dass Dritte, wie etwa Kommunen und Forstunternehmen, die schon heute vielfach „staatlich“ausgebildete Forstwirte beschäftigen, sich künftig finanziell an der Ausbildung beteiligen oder selbst ausbilden. Gespräche in diese Richtung gibt es bereits, allerdings noch ohne Ergebnis.
FBZ Itzelberg auf der Kippe?
Etliche der 35 Ausbildungsstandorte im Land könnten in der Folge geschlossen werden, sogar das FBZ könnte zur Disposition stehen. Davon geht jedenfalls Reinhold Pix aus, forstpolitischer Sprecher der Grünen-landtagsfraktion. Es sei „logisch“, so Pix, dass bei einer Streichung von Ausbildungsplätzen nur noch eine der Forstschulen benötigt werde. Bislang wird neben dem FBZ in Itzelberg noch ein Ausbildungszentrum im badischen Gengenbach betrieben. Patrick Rapp, für die CDU im Landtag, geht hingegen davon aus, dass die Schulen „unangetastet“bleiben werden.
„Wir haben keine Sorge, dass das FBZ aufgegeben werden müsste“, sagt auch Dr. Mechthild Freist-dorr, Leiterin der Einrichtung am Itzelberger Ortsrand. Sie geht davon aus, dass es politische Lösungen geben wird, damit auch weiterhin deutlich mehr als 40 Forstwirte pro Jahr in Badenwürttemberg ihren Beruf erlernen können. Und egal, wer deren Ausbildung finanziert – die überbetriebliche Ausbildung wird laut Gesetz Aufgabe von Forstbw und damit in den beiden Bildungszentren angesiedelt bleiben.
Markus Wick, Forstwirtschaftsmeister am FBZ Königsbronn
und Vertreter des Personalrats im Forstbw-aufsichtsrat, befürchtet nun, dass der Forstwirtberuf „regional aussterben“werde, wenn sich Forstbw als Ausbildungsbetrieb aus der Fläche zurückzöge. Viele angehende Forstwirte sind noch zu jung, um für die Lehre in eine andere Region
zu ziehen. Dadurch könne der Beruf regional deutlich unattraktiver werden. „Uns werden die ausgebildeten Fachkräfte an der Basis wegbrechen“, sagt Wick. „Wer soll denn in Zukunft den Aufbau und die Pflege klimastabiler Wälder bewerkstelligen, wenn nicht unsere Forstwirtinnen und Forstwirte?“, so Wick, der zugleich auf eine Entwicklung in Bayern verweist.
Dort habe man mit der Gründung der Bayerischen Staatsforsten (BAYSF) 2005 einen großen
Teil der bestehenden Ausbildungsstätten geschlossen und die Ausbildung auf den Eigenbedarf von 30 Forstwirten pro Jahr reduziert. Mittlerweile, das bestätigt Baysf-sprecher Jan-paul Schmidt, bilden die Staatsforsten jährlich wieder rund 65 Forstwirte aus, die Zahl der Ausbildungsstätten wurde nahezu verdoppelt. Nach bisheriger Planung sollen nach einem „Abschmelzen“ab 2026 jährlich noch 40 Forstwirte ausgebildet werden. Spricht man mit beteiligten Akteuren, wird rasch deutlich, dass diesen Schritt eigentlich niemand will.
Fachkräftemangel im Wald?
Reinhold Gall, früherer Innenminister und forstpolitischer Sprecher der Spd-fraktion im Landtag, nimmt an, dass im Wald in Zukunft ein Mangel an Fachpersonal herrschen werde. Dass etwa Kommunen und Landkreise in die Bresche springen in künftig selber ausbilden, sei womöglich „ordnungspolitisch richtig gedacht“, so Gall. Zu befürchten sei jedoch eine verschärfte Personalkrise, die „auf dem Rücken der im Forst Beschäftigten ausgetragen“werde. Die SPD im Landtag wolle sich jedenfalls dafür einsetzen, die Zahl der Ausbildungsplätze im Forst konstant zu halten.
„Die Notwendigkeit, Ausbildung in der Fläche zu haben, ist unbestritten“, sagt Patrick Rapp. Der Cdu-politiker kann sich zwei Varianten vorstellen: Eine Lösung, bei der sich Kommunen und Unternehmen an der Ausbildung beteiligen, aber auch die Fortführung des gewohnten Modells, nicht zuletzt auch mit Blick auf die Klimarelevanz der Waldarbeit, so Rapp.
Keine Einigung vor der Wahl
Vor der Landtagswahl im März ist keine Einigung mehr zu erwarten. Weitere Gespräche mit Kommunen und Unternehmen werde es nach der Wahl geben, sagt Rapp. Er sei bereits mit dem grün geführten Finanzministerium im Gespräch, sagt auch Reinhold Pix. Die Forstwirtausbildung müsse seiner Ansicht nach „im Koalitionsvertrag festgezurrt“werden.
Dass ihm die Zukunft der Waldarbeit regional und landesweit ein Anliegen ist, hat außerdem bereits der Spd-spitzenkandidat für die Landtagswahl, Andreas Stoch, betont.
Bei Forstbw heißt es, im Sinne der Daseinsvorsorge wäre es sinnvoll, „Forstbw mit der Ausbildung für die Allgemeinheit zu beauftragen und dafür Haushaltsmittel zu übertragen“. Schon jetzt geht man in der Forstbw-zentrale davon aus, dass man auch in Zukunft „über den Eigenbedarf hinaus“ausbilden müsse, um einer Unterversorgung mit Fachkräften durch Fluktuation vorzubeugen. Die erhofften Einsparungen für den Landeshaushalt würde dadurch freilich geringer ausfallen.
Uns werden die ausgebildeten Fachkräfte an der Basis wegbrechen. Markus Wick
Forstwirtschaftsmeister am FBZ