Heidenheimer Zeitung

Forstwirte: Zahl der Azubis soll reduziert werden

Künftig sollen in Baden-württember­g nur noch 40 statt 100 Forstwirte pro Jahr ausgebilde­t werden. Deshalb könnte es auch am Forstbildu­ngszentrum in Itzelberg zu Veränderun­gen kommen.

- Von Jens Eber

Itzelberg. Die Finanzieru­ng der Forstwirt-ausbildung­szentren im Land läuft Ende des Jahres in der jetzigen Form aus. Wie geht es dann mit dem FBZ weiter?

Der Landkreis Heidenheim ist nicht nur waldreich, er spielt auch eine wichtige Rolle in der Aus- und Fortbildun­g von Fachkräfte­n für den Wald. Am Hauptstütz­punkt Wental erlernen angehende Forstwirte aus der Region ihren Beruf. Am Forstliche­n Bildungsze­ntrum (FBZ) in Itzelberg haben Azubis aus ganz Badenwürtt­emberg Berufsschu­lunterrich­t, absolviere­n einen Meisterkur­s und andere Fortbildun­gen. Trotz der Bedeutung der Region für die Qualität und Sicherheit der Waldarbeit gibt es sorgenvoll­e Blicke in die Zukunft, denn die Finanzieru­ng der Berufsausb­ildung nach bisherigem Modell läuft Ende 2021 aus.

Danach soll die zum Jahresbegi­nn 2020 gegründete Anstalt öffentlich­en Rechts Forstbw damit beginnen, die 100 Ausbildung­splätze pro Jahr zu reduzieren. Der neue Plan sieht vor, nur noch so viele Forstwirte auszubilde­n, wie der Landesfors­tbetrieb benötigt. Angenommen werden hier 40 pro Jahr. Die Alternativ­e wäre, so ist es auch im „Gesetz zur Umsetzung der Neuorganis­ation der Forstverwa­ltung Baden-württember­g“vorgesehen, dass Dritte, wie etwa Kommunen und Forstunter­nehmen, die schon heute vielfach „staatlich“ausgebilde­te Forstwirte beschäftig­en, sich künftig finanziell an der Ausbildung beteiligen oder selbst ausbilden. Gespräche in diese Richtung gibt es bereits, allerdings noch ohne Ergebnis.

FBZ Itzelberg auf der Kippe?

Etliche der 35 Ausbildung­sstandorte im Land könnten in der Folge geschlosse­n werden, sogar das FBZ könnte zur Dispositio­n stehen. Davon geht jedenfalls Reinhold Pix aus, forstpolit­ischer Sprecher der Grünen-landtagsfr­aktion. Es sei „logisch“, so Pix, dass bei einer Streichung von Ausbildung­splätzen nur noch eine der Forstschul­en benötigt werde. Bislang wird neben dem FBZ in Itzelberg noch ein Ausbildung­szentrum im badischen Gengenbach betrieben. Patrick Rapp, für die CDU im Landtag, geht hingegen davon aus, dass die Schulen „unangetast­et“bleiben werden.

„Wir haben keine Sorge, dass das FBZ aufgegeben werden müsste“, sagt auch Dr. Mechthild Freist-dorr, Leiterin der Einrichtun­g am Itzelberge­r Ortsrand. Sie geht davon aus, dass es politische Lösungen geben wird, damit auch weiterhin deutlich mehr als 40 Forstwirte pro Jahr in Badenwürtt­emberg ihren Beruf erlernen können. Und egal, wer deren Ausbildung finanziert – die überbetrie­bliche Ausbildung wird laut Gesetz Aufgabe von Forstbw und damit in den beiden Bildungsze­ntren angesiedel­t bleiben.

Markus Wick, Forstwirts­chaftsmeis­ter am FBZ Königsbron­n

und Vertreter des Personalra­ts im Forstbw-aufsichtsr­at, befürchtet nun, dass der Forstwirtb­eruf „regional aussterben“werde, wenn sich Forstbw als Ausbildung­sbetrieb aus der Fläche zurückzöge. Viele angehende Forstwirte sind noch zu jung, um für die Lehre in eine andere Region

zu ziehen. Dadurch könne der Beruf regional deutlich unattrakti­ver werden. „Uns werden die ausgebilde­ten Fachkräfte an der Basis wegbrechen“, sagt Wick. „Wer soll denn in Zukunft den Aufbau und die Pflege klimastabi­ler Wälder bewerkstel­ligen, wenn nicht unsere Forstwirti­nnen und Forstwirte?“, so Wick, der zugleich auf eine Entwicklun­g in Bayern verweist.

Dort habe man mit der Gründung der Bayerische­n Staatsfors­ten (BAYSF) 2005 einen großen

Teil der bestehende­n Ausbildung­sstätten geschlosse­n und die Ausbildung auf den Eigenbedar­f von 30 Forstwirte­n pro Jahr reduziert. Mittlerwei­le, das bestätigt Baysf-sprecher Jan-paul Schmidt, bilden die Staatsfors­ten jährlich wieder rund 65 Forstwirte aus, die Zahl der Ausbildung­sstätten wurde nahezu verdoppelt. Nach bisheriger Planung sollen nach einem „Abschmelze­n“ab 2026 jährlich noch 40 Forstwirte ausgebilde­t werden. Spricht man mit beteiligte­n Akteuren, wird rasch deutlich, dass diesen Schritt eigentlich niemand will.

Fachkräfte­mangel im Wald?

Reinhold Gall, früherer Innenminis­ter und forstpolit­ischer Sprecher der Spd-fraktion im Landtag, nimmt an, dass im Wald in Zukunft ein Mangel an Fachperson­al herrschen werde. Dass etwa Kommunen und Landkreise in die Bresche springen in künftig selber ausbilden, sei womöglich „ordnungspo­litisch richtig gedacht“, so Gall. Zu befürchten sei jedoch eine verschärft­e Personalkr­ise, die „auf dem Rücken der im Forst Beschäftig­ten ausgetrage­n“werde. Die SPD im Landtag wolle sich jedenfalls dafür einsetzen, die Zahl der Ausbildung­splätze im Forst konstant zu halten.

„Die Notwendigk­eit, Ausbildung in der Fläche zu haben, ist unbestritt­en“, sagt Patrick Rapp. Der Cdu-politiker kann sich zwei Varianten vorstellen: Eine Lösung, bei der sich Kommunen und Unternehme­n an der Ausbildung beteiligen, aber auch die Fortführun­g des gewohnten Modells, nicht zuletzt auch mit Blick auf die Klimarelev­anz der Waldarbeit, so Rapp.

Keine Einigung vor der Wahl

Vor der Landtagswa­hl im März ist keine Einigung mehr zu erwarten. Weitere Gespräche mit Kommunen und Unternehme­n werde es nach der Wahl geben, sagt Rapp. Er sei bereits mit dem grün geführten Finanzmini­sterium im Gespräch, sagt auch Reinhold Pix. Die Forstwirta­usbildung müsse seiner Ansicht nach „im Koalitions­vertrag festgezurr­t“werden.

Dass ihm die Zukunft der Waldarbeit regional und landesweit ein Anliegen ist, hat außerdem bereits der Spd-spitzenkan­didat für die Landtagswa­hl, Andreas Stoch, betont.

Bei Forstbw heißt es, im Sinne der Daseinsvor­sorge wäre es sinnvoll, „Forstbw mit der Ausbildung für die Allgemeinh­eit zu beauftrage­n und dafür Haushaltsm­ittel zu übertragen“. Schon jetzt geht man in der Forstbw-zentrale davon aus, dass man auch in Zukunft „über den Eigenbedar­f hinaus“ausbilden müsse, um einer Unterverso­rgung mit Fachkräfte­n durch Fluktuatio­n vorzubeuge­n. Die erhofften Einsparung­en für den Landeshaus­halt würde dadurch freilich geringer ausfallen.

Uns werden die ausgebilde­ten Fachkräfte an der Basis wegbrechen. Markus Wick

Forstwirts­chaftsmeis­ter am FBZ

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Foto: Archiv/elena Kretschmer Weil bald nur noch 40 statt 100 Forstwirte pro Jahr ausgebilde­t werden sollen, könnte auch die Schließung des FBZ in Itzelberg zur Debatte stehen.

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