Selbstkritik beim 1. FC Heidenheim
Verteidiger Marnon Busch ärgert das 0:4 in Sandhausen mächtig. Im Interview spricht er über die Auswärtsschwäche und erklärt, warum er selbst gar nicht so gerne Tore schießt.
Die Fchler ärgern sich über ihre Vorstellung in Sandhausen. Marnon Busch spricht im Interview über die Auswärtsschwäche.
Seit seinem Wechsel nach Heidenheim vor dreieinhalb Jahren hat Marnon Busch schon einiges mit dem FCH erlebt. Am 0:4 vom Freitagabend hat der Rechtsverteidiger, der seit langem nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken ist und der in Sandhausen noch zu den Besseren zählte, aber auch noch zu knabbern. Im Interview spricht der 26-Jährige über die Auswärtsproblematik und verrät, warum er selbst gar nicht wild aufs Toreschießen ist.
Mit ein bisschen Abstand: Was ist beim FCH am Freitag in Sandhausen schief gelaufen?
Marnon Busch: Tja, wo soll ich anfangen? Wenn man 0:4 in Sandhausen verliert, hat wohl so ziemlich gar nichts gestimmt. Es fühlt sich auch zwei Tage danach immer noch richtig beschissen an. Es gibt so Tage, an denen passt einfach gar nichts. Die kommen glücklicherweise bei uns nicht allzu oft vor.
Wie reagiert man in so einer Situation?
Wir haben das Spiel analysiert und ich denke, wir werden die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Aus Niederlagen lernt man meistens mehr als aus Siegen – das ist leider so. Wir haben jetzt eine lange Trainingswoche, werden uns intensiv vorbereiten und versuchen, gegen Darmstadt wieder eine Leistung zu zeigen, wie man sie von uns kennt. Da meine ich die ganz elementaren Dinge wie Leidenschaft, Zweikämpfe, Laufbereitschaft.
Dabei wollte der FCH doch nun auch endlich mal auswärts so auftreten wie in den Heimspielen. Kann es sein, dass ihr zu viel wolltet?
Nein, das glaube ich nicht. Die Stimmung war gut vor dem Spiel. Es hat unter der Woche auch nichts auf so einen Auftritt hingedeutet. Wir waren fokussiert, waren heiß, wollten die 25 Punkte voll machen – aber das ist uns nicht gelungen. Wir sind eine Mannschaft, die übers Kollektiv kommt. Aber diesmal haben wir es nicht geschafft, die Fehler, die immer mal vorkommen können, gegenseitig auszubügeln.
In einer Szene haben Sie ja ausgebügelt: Die doppelte Rettung auf der Linie war zumindest sehr ungewöhnlich. Aber das ist an so einem Tag vermutlich auch kein Trost.
In dem Moment denkt man sich nichts dabei, jeder von meinen Mitspielern hätte das Gleiche getan. Wenn wir das Spiel noch gedreht und vielleicht 2:2 gespielt hätten, dann hätte ich mich mehr darüber freuen können.
Insgesamt läuft die Saison für den FCH ja gut, aber man wird sich nicht immer nur auf die Heimspiele verlassen können . . .
Es liegt ja nicht daran, dass wir nicht wollen oder dass wir uns nur auf unsere Heimstärke verlassen. Das ist definitiv nicht der Fall. Wir setzen uns vor jedem Auswärtsspiel zusammen und sagen: Jetzt wollen wir’s packen. Wir haben in Fürth bewiesen, dass es möglich ist. Ich kann mir selbst nicht erklären, warum wir auswärts nicht ebenso auftreten wie zu Hause, obwohl wir uns unter der Woche genauso vorbereiten. Aber wir müssen das jetzt einfach schaffen, das ist für uns als Mannschaft die Aufgabe und ich bin auch zuversichtlich, dass wir bald auswärts punkten.
Und wohin könnte dann die Reise für den FCH gehen?
Wir wollen so schnell wie möglich die 40-Punkte-marke erreichen, so schnell wie möglich den Klassenerhalt klarmachen. Es wird bestimmt keiner sagen: Wir haben ja zehn Punkte Vorsprung.
Die sind schnell aufgebraucht. Wir müssen uns steigern – gerade auswärts. Von den nächsten drei Spielen sind zwei auswärts – in Karlsruhe und Braunschweig. Das sind zwei wichtige Spiele. Ebenso natürlich jetzt das Heimspiel gegen Darmstadt.
Sie haben 2019 ihren Vertrag beim 1. FC Heidenheim bis Sommer 2023 verlängert. Eine ziemlich lange Zeit im heutigen Profifußball.
Ich bin einfach absolut überzeugt davon, wie sich der Verein entwickelt, welchen Weg der Verein eingeschlagen hat. Damit kann ich mich zu 100 Prozent identifizieren. Ich fühle mich im Verein wohl, ich fühle mich hier im Süden wohl, die Mannschat ist toll, der Trainer ist toll. Das Gesamtpaket passt einfach.
Und was möchten Sie noch mit dem FCH erreichen? Vergangene Saison gab es die Relegation, soll es irgendwann noch einen Schritt weiter gehen?
Das war toll und hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Natürlich wünscht man sich, daran nahtlos anknüpfen zu können. Aber man kennt auch den Fluch der Mannschaften, die in der Relegation nicht aufgestiegen sind. Von denen mussten einige im Jahr darauf absteigen. Man darf da kein Träumer sein, zumal wir viele Abgänge hatten. Es gibt vielleicht eine Erwartungshaltung von außen, aber wir in der Mannschaft sind uns im Klaren darüber, dass in diesem Jahr das oberste Ziel nicht der Aufstieg, sondern der Klassenerhalt sein muss. Und was im Jahr darauf ist, kann sowieso keiner sagen.
Und gibt es ein persönliches Ziel. Zum Beispiel das zweite Tor für den FCH?
Ich schieße gar nicht so gerne Tore. Jedes Mal, wenn ich getroffen habe, dann habe ich mit meiner jeweiligen Mannschaft das Spiel verloren. Das war in Bremen so, das war beim FCH so. Ich mache lieber meine Aufgabe als Verteidiger und versuche, den Jungs vorne den Rücken freizuhalten. Die Tore dürfen gerne andere schießen. Wenn wir zu Null gespielt haben, freue ich mich mehr darüber.