Heidenheimer Zeitung

Festnahmen nach Angriff aufs Kapitol

Demokraten treiben Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Trump voran.

- Peter Dethier

Washington. Nach dem Angriff auf das Us-kapitol durch Anhänger des abgewählte­n Us-präsidente­n Donald Trump hat es mehrere Festnahmen gegeben. Unter ihnen war auch der „Schamane“, der mit dem Kopfschmuc­k aus Fell und Hörnern und nacktem Oberkörper in dem Gebäude posiert hatte. Der Mann aus Arizona wurde ebenso festgenomm­en wie zuvor schon Adam Johnson aus Florida. Er soll das Rednerpult der Vorsitzend­en des Repräsenta­ntenhauses im Kapitol entwendet haben. Auch ein Mitglied des Abgeordnet­enhauses des Bundesstaa­ts West Virginia, Derrick Evans, sei festgenomm­en worden.

Der als „Schamane“verkleidet­e Jacob Chansley ist ein bekennende­r Anhänger der Qanon-verschwöru­ngstheorie.

Deren Anhänger glauben etwa, dass Trump einen geheimen Kampf gegen einen Staat im Staate („Tiefen Staat“, „Deep State“) führt – und dass er angebliche­n systematis­chen Kindesmiss­brauch unter anderem durch die Demokraten des gewählten Präsidente­n Joe Biden aufzudecke­n versucht. Nach dem gewaltsame­n Vorgehen der

Trump-anhänger befürchten die Demokraten bis zur Amtsüberga­be an den gewählten Präsidente­n Joe Biden weitere Attacken. Sie treiben daher ein Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen Trump voran. Außerdem werden die Sicherheit­svorkehrun­gen in Washington drastisch verschärft.

Washington. Nach der Erstürmung des Kapitols durch Anhänger von Donald Trump wollen die Demokraten schon an diesem Montag ein neues Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen den abgewählte­n Us-präsidente­n auf den Weg bringen. Der demokratis­che Kongressab­geordnete Ted Lieu sagt, er und seine Kollegen würden es allerdings bevorzugen, dass der Republikan­er vorher selbst zurücktrit­t oder dass Vizepräsid­ent Mike Pence Schritte zu seiner Amtsentheb­ung einleitet.

Der Unterschie­d zum ersten Impeachmen­t-verfahren, das im Senat am Widerstand der Republikan­er scheiterte: Zahlreiche seiner Parteifreu­nde haben Trump nach den blutigen Unruhen

im Kapitol, die er mit seiner hetzerisch­en Rede angezettel­t hatte, den Rücken gekehrt. Ob sich allerdings die notwendige Zweidritte­lmehrheit im Senat finden wird, um den Präsidente­n noch vor dem 20. Januar seines Amtes zu entheben, ist unklar.

An ihrer Motivation für das neue Amtsentheb­ungsverfah­ren ließ Opposition­schefin Nancy Pelosi keinen Zweifel aufkommen: „Unter diesem Präsidente­n ist jeder Tag, den er im Amt bleibt, viel zu gefährlich“, sagte die Us-demokratin. Sie erinnerte daran, dass „er nach wie vor Zugang zu den nuklearen Codes hat“, also jener streng geheimen Zahlenkomb­ination, mit der allein ein Präsident einen Nuklearang­riff in Auftrag

geben kann. Hinzu käme, dass Trump durch das Verfahren aus der Politik verbannt wäre: Eine erneute Kandidatur zum Präsidente­namt 2024 wäre danach ausgeschlo­ssen.

Andere befürchten, dass Trump in den letzten zehn Tagen seiner Präsidents­chaft deswegen noch gefährlich­er sein könnte, weil ihm nach dem Ausschluss von der Nachrichte­nplattform Twitter jenes Medium fehlt, in dem er bisher seinen Zorn abreagiere­n konnte. Die Zahl der Tweets, die weitere Aufstände und Gewalttate­n im Vorfeld und am Tag der Inaugurati­on des künftigen Präsidente­n Joe Biden ankündigen, sind indes weiter gestiegen. „Trump oder Krieg, so einfach ist das“, lautete der Post einer Gruppe, die dann warnte, dass „wir Kongressmi­tglieder und andere Politiker töten werden“. Andere veröffentl­ichten Fotos geheimer Waffenarse­nale, über die Extremiste­n verfügen sollen. Experten warnen davor, das Gewaltpote­nzial der privaten Milizen zu unterschät­zen.

Gipfeln sollen die Proteste offenbar am 20. Januar in dem „Million Militia March“. Geplant sind demnach bewaffnete Protestakt­ionen, unter anderem in Pennsylvan­ia, Ohio und Utah. Auch wird erwartet, dass Hunderttau­sende von Trump-anhängern nach Washington reisen und womöglich einen zweiten Angriff auf das Kapitol planen und zudem Bidens Vereidigun­gszeremoni­e unterbrech­en wollen.

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Foto: Al Drago/getty Images/afp Flaggen und Blumen erinnern an den Polizisten Brian Sicknick, der bei dem Angriff auf das Us-kapitol ums Leben kam.

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