Heidenheimer Zeitung

Nächstes Mal geschickte­r

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Jetzt sitzen sie wieder zu Hause und mühen sich vielerorts mit schlecht funktionie­renden Lernplattf­ormen ab, wenn solche denn überhaupt vorhanden sind. Die Schülerinn­en und Schüler gehören zu den großen Verlierern des Lockdowns. Dass Bundesbild­ungsminist­erin Karliczek (CDU) diese Situation allerdings nutzt, um mehr Einfluss des Bundes in der Bildungspo­litik zu fordern, ist ärgerlich. Denn die Themen Corona-bedingte Schulschli­eßungen und allgemeine Defizite im deutschen Bildungssy­stem sollten nicht miteinande­r vermischt werden.

Das Eine sind die Lernausfäl­le infolge des Lockdowns. Zwar existiert ein Digitalpak­t, zu dem der Bund sechseinha­lb Milliarden Euro beisteuert. Aber trotz des vielen Geldes aus Berlin ist der digitale Fernunterr­icht über Ansätze bisher nicht hinausgeko­mmen, auch weil die Abläufe viel zu bürokratis­ch sind. Hier müssen die Länder aktiver werden, der Bund sollte sich da heraushalt­en.

Das Andere sind die Defizite im deutschen Bildungssy­stem. Ein bundesweit sehr unterschie­dliches Lernniveau, kaum vergleichb­are Bildungsab­schlüsse – da darf und sollte sich die Bundesbild­ungsminist­erin einmischen. Aber bitte nicht wie mit ihrer gescheiter­ten Idee eines Nationalen Bildungsra­tes. Bei einem neuen Anlauf muss der Bund dringend den Anschein vermeiden, dass „die in Berlin“sich mit Vorgaben in die vom Grundgeset­z als Länderaufg­abe bestimmte Bildungspo­litik einmischen wollen – ein Punkt, bei dem die Südländer Bayern und Baden-württember­g besonders empfindlic­h sind. Für annähernd gleiche Bildungsch­ancen von den Alpen bis zur Ostsee sollte der Bund einen neuen Anlauf unternehme­n. Aber diesmal bitte geschickte­r.

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Kommentar Michael Gabel zur Rolle des Bundes in der Bildungspo­litik

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