Strengere Regeln gefordert
Während die Freizeit eingeschränkt wird, herrscht bei der Arbeit teils fast Alltag. Jetzt wird Kritik laut.
Berlin. Im verlängerten Lockdown nimmt die Debatte um die Verantwortung der Wirtschaft im Kampf gegen das Coronavirus Fahrt auf. Grünen-fraktionschefin Katrin Göring-eckardt fordert angesichts anhaltend hoher Infektionszahlen und des Auftretens einer Virusmutation, die Wirtschaft bei der Bekämpfung der Pandemie stärker in den Fokus zu nehmen. „Millionen Beschäftigte sind täglich von Infektionen bedroht, weil Schutzmaßnahmen in Unternehmen nicht ausreichen, ohne Not Präsenzpflicht eingefordert wird oder Risiken durch die Anfahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht mitgedacht werden“, sagte Göring-eckardt dem „Tagesspiegel“. Für große Bereiche der Wirtschaft gebe es kaum verpflichtende Regeln.
Arbeitgeber halten dagegen. „Wir müssen die Menschen pandemiegeschützt so gut es geht in Brot und Arbeit halten“, sagte Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Nur mit Wertschöpfung können wir unsere Sozialsysteme am Leben halten, die im Moment alle versorgen.“
Diskussion um Homeoffice
Für Diskussionen sorgt weiterhin auch der Umgang mit Homeoffice. Ein ursprünglich angedachtes Recht auf Homeoffice ist in einem Gesetzentwurf von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) nicht mehr geplant. Bund und Länder haben die Arbeitgeber lediglich „dringend gebeten“, großzügige Homeoffice-möglichkeiten zu schaffen. Verdi-chef Frank Werneke forderte im Magazin „Stern“verbindliche Regeln von Seiten der Regierung. Die Betriebe stünden in der Pflicht, für einen möglichst wirksamen Infektionsschutz zu sorgen. Der Gewerkschaftschef warnte jedoch davor, Beschäftigte zum Arbeiten zu Hause zu verpflichten.
Göring-eckardt fordert, im Zweifel auch mit Sanktionen zu arbeiten. Wo Arbeitgeber uneinsichtig seien und ohne Grund Präsenz am Arbeitsplatz einforderten, müsse „mit Bußgeldern Druck gemacht“werden. Rund 60 Prozent der Beschäftigten in Deutschland können laut demPräsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, jedoch nicht nicht von zu Hause aus arbeiten.