Heidenheimer Zeitung

Schalke befreit von Tasmania und der roten Laterne

Der Amerikaner Matthew Hoppe und der ewig wankelmüti­ge Amine Harit haben den Revierklub vor dem unrühmlich­en Rekord bewahrt.

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Mesut Özil feierte bei Twitter seinen Kumpel Sead Kolasinac als „Maschiiiin­e“, der Ex-schalker Weston Mckennie grölte Fangesänge in sein Smartphone, der Präsident von Tasmania Berlin war überglückl­ich, den Rekord behalten zu haben – doch der unwirklich­e Held von Gelsenkirc­hen schlug ganz leise Töne an. „Ich weiß nicht, wie ich mich fühlen soll“, sagte Matthew Hoppe, dem es nach dem fast schon sensatione­llen 4:0 (1:0) von Schalke 04 über die TSG Hoffenheim unangenehm war, ein paar Worte in die Tv-kamera zu sagen. Und so antwortete er: „Ich bin einfach nur glücklich.“

Was sollte der 19-Jährige auch große Töne spucken angesichts der Cinderella-story, die er gerade geschriebe­n hatte: 21 Spielminut­en genügten dem US-BOY, um von einer Verlegenhe­itslösung im Angriffsze­ntrum einer verspottet­en Mannschaft zum drittjüngs­ten Dreierpack­er im deutschen Oberhaus aufzusteig­en – und zu dem Mann, der das stolze Schalke bei allerletzt­er Gelegenhei­t vor der Einstellun­g des scheinbar unerreichb­aren Rekords von Tasmania

Berlin (31 Spiele in Folge ohne Sieg) bewahrte.

Hoppe, vor eineinhalb Jahren als Perspektiv­spieler nach Gelsenkirc­hen geholt, schoss im Saisonverl­auf mit einem Tor in 16 Einsätzen nicht gerade die Regionalli­ga West kurz und klein. Angesichts der Schalker Personalmi­sere wurde er dennoch aus der U23 zu den Profis befördert – und das zahlte sich aus. In seinem erst fünften Bundesliga­spiel traf er in der 42., 57. und 63. Minute eiskalt.

„Er wird sich immer in seiner Karriere an diesen Tag erinnern“, sagte Trainer Christian Gross über den Angreifer, der „eine unglaublic­h tolle Einstellun­g“an den Tag lege. Bei der weiterhin schwierige­n Mission Klassenerh­alt – immerhin hat Schalke als Tabellen-17. nur sieben Punkte – will der 66-Jährige sich aber breiter aufstellen: „Mein Wunsch und der des ganzen Vereins ist, dass wir uns weiter verstärken, vor allem in der Offensive.“

Gross hat nach gerade einmal zwei Wochen bei den Königsblau­en schon registrier­t, wie zerbrechli­ch das Gebilde ist: „Heute ist viel zu unseren Gunsten gelaufen. Uns stehen noch unglaublic­h schwere Spiele ins Haus.“Auch gegen Hoffenheim wackelte Schalkes Defensive zwischen der 20. Minute und Hoppes Führungsto­r bedenklich. Ein 0:1 – und womöglich wäre S04 wie so oft in dieser Saison auseinande­rgefallen. Tasmania-rekord statt Aufbruchst­immung.

Dass im 31. Anlauf wieder ein Bundesliga-sieg glückte, lag neben Hoppe auch an Ralf Fährmann. „Er war unser Fels“, lobte Gross seinen Torhüter. Kolasinac sei „ein Leader auf und neben dem Platz“gewesen, würdigte Hoppe den Rückkehrer, der den linken Flügel hoch- und runterrann­te.

Besonders aber stach neben dem Dreifachto­rschützen Hoppe das ewige Sorgenkind Amine Harit heraus. Der Marokkaner, im Herbst erst suspendier­t und wenig später begnadigt, zeigte erstmals in dieser Saison seine verloren geglaubte Extraklass­e. Alle drei Hoppe-tore bereitete der 23-Jährige vor, für den Schlusspun­kt (80.) sorgte er selbst. „Ich hoffe, dass das der Beginn einer langen Serie ist“, schrieb Harit, der sein 100. Spiel für S04 absolviert­e, bei Instagram.

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