Heidenheimer Zeitung

Kleines Gärtner-lexikon

Einige Fachwörter der Botanik sollten auch Hobbygärtn­ern vertraut sein. Wir erklären, was sich hinter gängigen Begriffen verbirgt.

- Von Helga Schneller

Vor dem Mulchen habe ich die Tomaten entgeizt. Dieses Jahr baue ich nur samenechte Sorten an. Hoffentlic­h bleiben sie von Phytophtho­ra verschont.“Ein Gartenneul­ing versteht wohl nur Bahnhof. Niemand braucht ein Gartenbaus­tudium, um seine Scholle erfolgreic­h zu beackern. Wenn man aber wichtige Grundbegri­ffe kennt, erweitert das den grünen Horizont. Einige wichtige Fachbegrif­fe:

Entgeizen Geiz trägt reiche Früchte – aber nur im Tomatenanb­au. Tomatenpfl­anzen schieben im Laufe des Wachstum aus den Blattachse­ln Seitentrie­be. Um große Früchte zu erhalten, bricht man die Triebe bei einer Länge zwischen zwei und acht Zentimeter­n aus. Das nennt sich Entgeizen oder Geiztriebe entfernen. Seitentrie­be, die bereits zehn Zentimeter oder länger sind, werden besser an der Pflanze belassen, damit keine große Wunde entsteht.

Frostkeime­r Die meisten Blumenund Gemüsesame­n brauchen Wärme zum Keimen. Nicht so die Frostkeime­r oder Kaltkeimer. Erst ein Kältereiz versetzt sie in Keimlaune. Zu den Kaltkeimer­n zählen viele mehrjährig­e Stauden, wie Christ- und Pfingstros­en, Veilchen sowie Gehölze. Kaltkeimer werden im Herbst oder Winter in Aussaatsch­alen gesät. Nach einigen Wochen mit Temperatur­en um den Gefrierpun­kt verliert sich die Keimhemmun­g, und der Samen sprießt.

Fruchtfolg­e Dieser aus der Drei-felder-wirtschaft abgeleitet­e Anbauplan hat die Erhaltung der Bodengesun­dheit zum Ziel. Gemüsepfla­nzen entziehen dem Boden unterschie­dlich viele Nährstoffe. Damit er nicht auslaugt, wird der Standort bestimmter Gemüsearte­n jedes Jahr gewechselt. Dabei wird in Stark-, Mittel- und Schwachzeh­rer unterschie­den. Auf einem gut gedüngten Beet stehen im ersten Jahr Starkzehre­r wie zum Beispiel Kohlsorten, Gurken, Kartoffeln und Zucchini. Im zweiten Jahr werden an dieser Stelle Mittelzehr­er wie Karotten, Kohlrabi, Salate, Paprika oder Rote Bete angebaut. Im dritten Jahr folgen Schwachzeh­rer, die nicht viele Nährstoffe brauchen. Dazu zählen etwa Erbsen und Bohnen sowie Kräuter.

Kopfsteckl­ing Aus eins mach viele – mit Kopfsteckl­ingen lassen sich Pflanzen auf einfache Weise vermehren. Der Begriff bezeichnet eine unverholzt­e Triebspitz­e mit drei bis vier Blattpaare­n. Der Steckling wird mit einem scharfen Messer direkt unterhalb eines Blattknote­ns schräg abgeschnit­ten. Die beiden oberen Blattpaare bleiben stehen, die übrigen werden entfernt und der Steckling

in feuchte Aussaaterd­e gesetzt. Besonders gut durch Kopfsteckl­inge lassen sich mediterran­e Kräuter und Fuchsien vermehren.

Lichtkeime­r Viele Samen lieben‘s schummrig, einige aber sind Kinder des Lichts. Ihre Samen dürfen nach der Aussaat nicht unter einer Schicht Erde verschwind­en. Lichtkeime­r wie zum Beispiel Dill oder Löwenmäulc­hen bleiben nach sanftem Andrücken auf der Erde offen liegen. Dunkelkeim­er, zu denen die meisten Gemüse und Sommerblum­en zählen, werden mit einer dünnen Erdschicht abgedeckt.

Mulchen Als Mulch wird eine Bodenbedec­kung aus Pflanzen oder Rinde bezeichnet. Die Mulchschic­ht hält im Sommer Feuchtigke­it im Boden und unterdrück­t Unkraut. Im Winter schützt die Decke Boden und Pflanzen vor Frost und austrockne­ndem Wind. Als Mulchmater­ial eignet sich beispielsw­eise Rasenschni­tt, Stroh, Gemüseblät­ter, zerkleiner­te Brennnesse­ln und Ringelblum­en. Wege werden gerne mit Rindenmulc­h oder Holzhäckse­ln bedeckt.

Pikieren Der Fachbegrif­f beschreibt das Umsetzen von Sämlingen mittels eines Pikierstab­s. Tomaten, Gurken oder Sommerblum­en werden oft flächig in einer Anzuchtsch­ale am Fensterbre­tt

ausgesät. Weil die heranwachs­enden Sämlinge sich gegenseiti­g Platz und Nährstoffe streitig machen, werden sie einzeln in Töpfe gesetzt, sprich pikiert. Mit dem spitz zulaufende­n Pikierstab lassen sich die Jungpflanz­en schonend aus der Erde heben und verpflanze­n. Ein Löffelstie­l oder Eisstäbche­n tut es allerdings auch.

Samenfest Gemüsesort­en werden als samenfest bezeichnet, wenn sie ihre typischen Geschmacks­oder Wuchseigen­schaften auch beim Nachbau behalten. Das bedeutet, dass man etwa von der besonders zarten Stangenboh­ne Samenkörne­r sammeln kann, um sie im nächsten Jahr wieder anzubauen. Es handelt sich also um die ursprüngli­chste Form der Vermehrung. Im Gegensatz dazu muss Saatgut von F1-hybriden immer nachgekauf­t werden, weil die Nachkommen anders ausfallen können.

Verjüngen Lässt die Blühfreudi­gkeit von Stauden mit den Jahren nach, ist es Zeit für eine Verjüngung­skur. Dazu wird der Wurzelstoc­k mit der Grabegabel aus der Erde gehoben und mit kräftigen Spatenhieb­en in mehrere Stück zerteilt. Jedes Teilstück muss noch intakte Wurzeln und ein paar Triebknosp­en haben. Dann pflanzt man die Stücke am neuen Platz ein. Die beste Zeit zum Verjüngen ist das zeitige Frühjahr und der Herbst.

 ?? Foto: Helga Schneller ?? Warum denn so pikiert? Sämlinge brauchen Platz und werden daher auseinande­rgepflanzt.
Foto: Helga Schneller Warum denn so pikiert? Sämlinge brauchen Platz und werden daher auseinande­rgepflanzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany