Kleines Gärtner-lexikon
Einige Fachwörter der Botanik sollten auch Hobbygärtnern vertraut sein. Wir erklären, was sich hinter gängigen Begriffen verbirgt.
Vor dem Mulchen habe ich die Tomaten entgeizt. Dieses Jahr baue ich nur samenechte Sorten an. Hoffentlich bleiben sie von Phytophthora verschont.“Ein Gartenneuling versteht wohl nur Bahnhof. Niemand braucht ein Gartenbaustudium, um seine Scholle erfolgreich zu beackern. Wenn man aber wichtige Grundbegriffe kennt, erweitert das den grünen Horizont. Einige wichtige Fachbegriffe:
Entgeizen Geiz trägt reiche Früchte – aber nur im Tomatenanbau. Tomatenpflanzen schieben im Laufe des Wachstum aus den Blattachseln Seitentriebe. Um große Früchte zu erhalten, bricht man die Triebe bei einer Länge zwischen zwei und acht Zentimetern aus. Das nennt sich Entgeizen oder Geiztriebe entfernen. Seitentriebe, die bereits zehn Zentimeter oder länger sind, werden besser an der Pflanze belassen, damit keine große Wunde entsteht.
Frostkeimer Die meisten Blumenund Gemüsesamen brauchen Wärme zum Keimen. Nicht so die Frostkeimer oder Kaltkeimer. Erst ein Kältereiz versetzt sie in Keimlaune. Zu den Kaltkeimern zählen viele mehrjährige Stauden, wie Christ- und Pfingstrosen, Veilchen sowie Gehölze. Kaltkeimer werden im Herbst oder Winter in Aussaatschalen gesät. Nach einigen Wochen mit Temperaturen um den Gefrierpunkt verliert sich die Keimhemmung, und der Samen sprießt.
Fruchtfolge Dieser aus der Drei-felder-wirtschaft abgeleitete Anbauplan hat die Erhaltung der Bodengesundheit zum Ziel. Gemüsepflanzen entziehen dem Boden unterschiedlich viele Nährstoffe. Damit er nicht auslaugt, wird der Standort bestimmter Gemüsearten jedes Jahr gewechselt. Dabei wird in Stark-, Mittel- und Schwachzehrer unterschieden. Auf einem gut gedüngten Beet stehen im ersten Jahr Starkzehrer wie zum Beispiel Kohlsorten, Gurken, Kartoffeln und Zucchini. Im zweiten Jahr werden an dieser Stelle Mittelzehrer wie Karotten, Kohlrabi, Salate, Paprika oder Rote Bete angebaut. Im dritten Jahr folgen Schwachzehrer, die nicht viele Nährstoffe brauchen. Dazu zählen etwa Erbsen und Bohnen sowie Kräuter.
Kopfsteckling Aus eins mach viele – mit Kopfstecklingen lassen sich Pflanzen auf einfache Weise vermehren. Der Begriff bezeichnet eine unverholzte Triebspitze mit drei bis vier Blattpaaren. Der Steckling wird mit einem scharfen Messer direkt unterhalb eines Blattknotens schräg abgeschnitten. Die beiden oberen Blattpaare bleiben stehen, die übrigen werden entfernt und der Steckling
in feuchte Aussaaterde gesetzt. Besonders gut durch Kopfstecklinge lassen sich mediterrane Kräuter und Fuchsien vermehren.
Lichtkeimer Viele Samen lieben‘s schummrig, einige aber sind Kinder des Lichts. Ihre Samen dürfen nach der Aussaat nicht unter einer Schicht Erde verschwinden. Lichtkeimer wie zum Beispiel Dill oder Löwenmäulchen bleiben nach sanftem Andrücken auf der Erde offen liegen. Dunkelkeimer, zu denen die meisten Gemüse und Sommerblumen zählen, werden mit einer dünnen Erdschicht abgedeckt.
Mulchen Als Mulch wird eine Bodenbedeckung aus Pflanzen oder Rinde bezeichnet. Die Mulchschicht hält im Sommer Feuchtigkeit im Boden und unterdrückt Unkraut. Im Winter schützt die Decke Boden und Pflanzen vor Frost und austrocknendem Wind. Als Mulchmaterial eignet sich beispielsweise Rasenschnitt, Stroh, Gemüseblätter, zerkleinerte Brennnesseln und Ringelblumen. Wege werden gerne mit Rindenmulch oder Holzhäckseln bedeckt.
Pikieren Der Fachbegriff beschreibt das Umsetzen von Sämlingen mittels eines Pikierstabs. Tomaten, Gurken oder Sommerblumen werden oft flächig in einer Anzuchtschale am Fensterbrett
ausgesät. Weil die heranwachsenden Sämlinge sich gegenseitig Platz und Nährstoffe streitig machen, werden sie einzeln in Töpfe gesetzt, sprich pikiert. Mit dem spitz zulaufenden Pikierstab lassen sich die Jungpflanzen schonend aus der Erde heben und verpflanzen. Ein Löffelstiel oder Eisstäbchen tut es allerdings auch.
Samenfest Gemüsesorten werden als samenfest bezeichnet, wenn sie ihre typischen Geschmacksoder Wuchseigenschaften auch beim Nachbau behalten. Das bedeutet, dass man etwa von der besonders zarten Stangenbohne Samenkörner sammeln kann, um sie im nächsten Jahr wieder anzubauen. Es handelt sich also um die ursprünglichste Form der Vermehrung. Im Gegensatz dazu muss Saatgut von F1-hybriden immer nachgekauft werden, weil die Nachkommen anders ausfallen können.
Verjüngen Lässt die Blühfreudigkeit von Stauden mit den Jahren nach, ist es Zeit für eine Verjüngungskur. Dazu wird der Wurzelstock mit der Grabegabel aus der Erde gehoben und mit kräftigen Spatenhieben in mehrere Stück zerteilt. Jedes Teilstück muss noch intakte Wurzeln und ein paar Triebknospen haben. Dann pflanzt man die Stücke am neuen Platz ein. Die beste Zeit zum Verjüngen ist das zeitige Frühjahr und der Herbst.