Heidenheimer Zeitung

Rauf auf die Gipfel

Sie müssen echte Bergsport-profis sein und das Wohl ihrer Grste immer im Blick haben. Bergführer haben einen herausford­ernden Job, werden aber mit unvergleic­hlichen Naturerleb­nissen belohnt.

- Sabine Meuter

Klettern und Bergsteige­n sind seine Leidenscha­ft. Und der geht Manuel Haff nicht nur in seiner Freizeit nach. Der 31-Jährige aus Pfronten im Allgäu ist dabei, sein Hobby zum Beruf zu machen. Wenn alles rund läuft, ist der gelernte Mechaniker in Kürze staatlich geprüfter Berg- und Skiführer.

Als solcher wird er Gäste durch die alpine Welt führen. Wanderunge­n, Hochtouren und Sportklett­ern haben Bergführer wie er ebenso im Angebot wie Skitouren, Lawinenkur­se und Tiefschnee­fahren. „Das Schöne ist, immer draußen in der Natur unterwegs zu sein und gemeinsam mit Gästen die Alpenwelt zu erkunden“, sagt Haff.

Staatlich geprüfter Berg- und Skiführer – wer sich so nennen darf, hat eine äußerst anspruchsv­olle und anstrengen­de Ausbildung hinter sich. Eine der größten Hürden auf dem Weg zum Berufsziel: der Eignungste­st. Um dafür zugelassen zu werden, müssen Bewerber eine mehrjährig­e alpinistis­che Vorerfahru­ng in den Bereichen Eiskletter­n, Skifahren, Skihochtou­ren, Hochtouren und alpines Felsklette­rn in Form eines Tourenberi­chts vorweisen können.

„Pro Jahr starten bis zu zwölf junge Kandidaten mit den Eignungste­sts, leider schaffen ihn aber nur einige wenige“, sagt Hans Honold, Geschäftsf­ührer der „Alpine Welten Die Bergführer Gmbh“mit Sitz in Berghülen. Der Grund für die hohen Eingangsvo­raussetzun­gen: Das persönlich­e Können ist ein Muss, wird aber während der Ausbildung kaum noch geschult. Stattdesse­n stehen Risikobeur­teilung und Führungste­chnik im Vordergrun­d.

„Man muss als Bergführer oft vorausscha­uend denken und handeln“, erzählt Haff. Wer mit einer Gästegrupp­e etwa in einem eher brüchigen Gelände unterwegs ist, muss zwischendu­rch innehalten und abwägen, an welchen Stellen ein schönes Naturerleb­nis oder womöglich Gefahren drohen könnten. Auch Sicherungs­techniken müssen Bergführer aus dem Effeff beherrsche­n und im Notfall umgehend und vor allem umsichtig und besonnen anwenden können. Sie sind Risikomana­ger und Kamerad, müssen in der Lage sein, sich in unterschie­dliche Charaktere hineinzuve­rsetzen.

Trösten und motivieren

Geraten einzelne in der Gruppe in eine Extremsitu­ation, zum Beispiel, weil sie schlicht Angst vor der nächsten alpinen Herausford­erung haben, muss der Bergführer sie trösten und motivieren. „Man darf nie vergessen, wie es war, als man selbst mal angefangen hatte“, so Haff.

Die Ausbildung einschließ­lich Praktikum steht unter Aufsicht der Technische­n Universitä­t München (TUM) und endet mit einer staatliche­n Prüfung. Diese erfolgt an mehreren alpinen Standorten. Sie kostet rund 1700 Euro. Hinzu kommen Kurs- und Lehrgangsg­ebühren sowie Kosten für Arbeitsmit­tel, Fachlitera­tur und auswärtige Übernachtu­ngen. Laut Hanold müssen Anwärter rund 12 000 Euro für die Ausbildung veranschla­gen.

Aber bereits in der Ausbildung erhalten Bergführer-aspiranten – so heißen sie nach den Lehrgängen – für jeden Führungsta­g eine Vergütung, was die Finanzieru­ng erleichter­t. Nach der Ausbildung arbeiten Berg- und Skiführer überwiegen­d auf freiberufl­icher Basis, zum Beispiel im Auftrag einer Bergschule. „Zunehmend suchen Gäste über soziale Medien einen Bergführer“, sagt Haff.

Die Verdienstm­öglichkeit­en sind unterschie­dlich und hängen davon ab, wie der Bergführer sich engagiert. „Der empfohlene Honorarsat­z für einen Bergführer beginnt bei 450 Euro pro Tag und kann je nach Auftrag durchaus auf bis zu 1000 Euro steigen“, erklärt Honold. Bergführer, die sich spezialisi­eren und den Beruf hauptberuf­lich ausüben, können gut davon leben. Für viele andere ist es lediglich eine Nebentätig­keit.

Haff kann sich vorstellen, eines Tages in Vollzeit als Berg- und Skiführer zu arbeiten. „Vielleicht eröffne ich eines Tages auch eine kleine Bergschule.“Wo er sich in 10 bis 20 Jahren sieht? „Hoffentlic­h sammele ich bis dahin viele schöne Erfahrunge­n in der Bergwelt. Und hoffentlic­h bin ich dann noch immer topfit.“

Denn der Job steht und fällt mit der Gesundheit. Honold sieht den Bergführer-beruf so: „Du bist wie eine Mama, die sich um ihre Schützling­e kümmert.“Man ermögliche Gästen das Erreichen ihrer Ziele und achte darauf, dass sie möglichst viel erleben.

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Fotos: Angelika Warmuth/dpa Bergführer sind Risikomana­ger und Kamerad. Sie müssen mit Menschen umgehen können.
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Foto: dpa Manuel Haff lässt sich zum Berg- und Skiführer ausbilden.

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